<a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/fast-die-haelfte-aller-vogelarten-weltweit-ruecklaeufig" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Der neueste Bericht zur Lage der Weltvögel („State of the World's Birds 2022“), der von der Organisation BirdLife alle 4 Jahre publiziert wird, zeichnet ein besorgniserregendes Bild.</a> Wie ist die Lage in Südtirol?<BR /><BR /><b>STOL: Herr Prugger, weltweit ist jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. Ist die Lage in Südtirol auch so schlimm?</b><BR />Iacun Prugger: Natürlich gibt es auch in unserem Gebiet Vogelarten, die vom Aussterben bedroht sind. Die Frage nach der Anzahl ist aber eine schwierige. Es gibt bei uns auch viele Vögel, die nicht gefährdet sind. Es kommt ganz auf ihren Lebensraum an: Den Vogelarten, die in den heimischen Nadelwäldern brüten, geht es gut, weil es dort noch ausreichend Lebensraum gibt. Anderen Vögeln, die in Feuchtgebieten, in Kiesbänken in Flüssen oder in ausgedehnten Heckenlandschaften brüten, geht es weniger gut. <BR /><BR /><b>STOL: Welche Vogelarten sind am meisten gefährdet?</b><BR />Prugger: Am meisten gefährdet sind die Wiesenbrüter, die Vögel, die ihr Nest in den Wiesen machen. Das ist deswegen so, weil es in den tieferen Tallagen aufgrund der intensiven Landwirtschaft nur mehr wenig Wiesen gibt. Arten wie der Kiebitz, das Braunkehlchen oder der Neuntöter haben es deswegen nicht leicht. Auch die Population des Flussregenpfeifer ist rückläufig, weil Flussbänke zunehmend verbaut werden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816773_image" /></div> <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816776_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Was passiert, wenn diese Vogelarten aussterben?</b><BR />Prugger: Zuerst passiert nicht viel. Aber die Vögel sind ein Indikator für die Gesundheit unserer Umwelt. Die Biodiversität sollte erhalten bleiben. Vögel sind eine der Grundlagen der Natur. <BR /><BR /><b>STOL: Gibt es bereits Arten, die in Südtirol ausgestorben sind?</b><BR />Prugger: Brutvögel! Also jene Vögel, die in Südtirol brüten. Der Kiebitz zum Beispiel hat das letzte Mal vor rund 30 Jahren in Südtirol gebrütet. Ausgestorben ist er nicht, weil er ein Zugvogel ist und anderswo noch vorkommt, aber in Südtirol brütet er nicht mehr. <BR /><BR /><i>Haben Sie den Rückgang der Population der heimischen Vogelarten auch beobachtet?</i><BR /><BR /> <div class="embed-box"><div data-pinpoll-id="215045" data-mode="poll"></div></div> <BR /><BR /><b>STOL: Sie haben heuer auch zum ersten Mal einen <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/erster-ornithologische-jahresbericht-fuer-suedtirol-erschienen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">ornithologischen Jahresbericht für Südtirol</a> verfasst. Was verraten uns Ihre Beobachtungen?</b><BR />Prugger: Ich habe in diesem Bericht die seltenen Vögel, die in Südtirol gesichtet wurden, dokumentiert. Zum Beispiel habe ich auch die Wachtel angeführt: Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass die Wachtel einmal zu den seltenen Arten in Südtirol gehören würde? Nur weil die Arten in Südtirol selten sind, heißt es aber nicht unbedingt, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Das trifft zwar meistens zu, aber nicht immer. Ein Beispiel sind etwa die Möwen, die nach Südtirol kommen. Die sind in Südtirol zwar selten, aber weltweit gesehen sind sie sicher keine bedrohte Art. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816779_image" /></div> <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816785_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Sind die Zugvögel oder die einheimischen Vögle stärker bedroht?</b><BR />Prugger: Die Vögel, deren Bestand am stärksten zurückgeht, sind die Langstreckenzieher, also die Vögel, die südlich der Sahara überwintern. Der Hauptgrund für ihr Sterben ist, dass ihre Nahrungsgrundlage, die Zahl der Insekten, in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Viele dieser Langstreckenzieher ziehen in Südtirol ihre Jungen groß. Beispiele sind der Gartenrotschwanz oder verschiedene Schwalbenarten. Die Körnerfresser hingegen, die auch in unseren Wäldern heimisch sind, finden genug Futter und Nistmöglichkeiten. Beispiele sind einige Finken-, Meisen-, oder Spechtarten. <BR /><BR /><b>STOL: Was sind die Hauptgründe für das Artensterben?</b><BR />Prugger: Vor allem das Verschwinden der Lebensräume ist für die Vögel eine große Bedrohung. Aber auch das Verschwinden von Nahrung ist für manche Vogelarten problematisch. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/into-the-wild-aus-liebe-zu-den-voegeln" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier können Sie das Sonntagsgespräch mit Iacun Prugger lesen. </a>