Mittwoch, 9. August 2023

Vor der Lorenzinacht: Südtirol laut Studie Sternschnuppen-Paradies

Haben Sie sich einmal gefragt, wie hoch die Chancen sind, eine Sternschnuppe zu sehen? Einer aktuellen Erhebung zufolge stehen sie im Vergleich der Regionen in Italien in Südtirol und im Trentino am besten. Kurz vor der Lorenzinacht und dem für dieses Datum erwarteten Perseiden-Spektakel ist das Anlass, genauer nachzufragen.

Sternschnuppen: Bevor wir es realisieren und jemand anderen darauf hinweisen können, sind sie bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden. - Foto: © shutterstock

Von:
Katrin Niedermair
Der August hält nicht nur einige warme Sommernächte bereit, sondern auch ein faszinierendes Schauspiel am nächtlichen Himmel: die Perseiden-Sternschnuppen. Einige sind bereits zu sehen.

Die Vorstellung hält sich hartnäckig, Sternschnuppen seien Sterne, die verglühen. Tatsächlich sind die Perseiden eine Wolke von Trümmerteilchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle, in die die Erde jedes Jahr auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne eintaucht. An der Erdatmosphäre verglühen diese – als Sternschnuppen.

Je mehr vom Himmel man sieht und je finsterer es ist, desto besser.
David Gruber, Direktor Naturmuseum Bozen

Nicht alles, was ein ungeübter Beobachter dafür hält, ist auch eine Sternschnuppe: „Als Faustregel gilt: Wenn es sich bewegt und blinkt, ist es ein Flugzeug. Lichter, die sich bewegen und eine oder 2 Minuten lang zu sehen sind, sind Satelliten – von der Sonne beleuchtet, reflektieren sie das Sonnenlicht in unseren Nachthimmel und erzeugen ein faszinierendes Schauspiel“, erklärt der Direktor des Bozner Naturmuseums, David Gruber, selbst Astrophysiker.

Sternschnuppen hingegen seien flüchtige Erscheinungen. Sie zeigen sich plötzlich, gleiten mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Atmosphäre und verglühen sofort. „Ihre Geschwindigkeit ist das, was sie auszeichnet und gleichzeitig so schwer zu erfassen macht. Bevor wir es realisieren und jemand anderen darauf hinweisen können, sind sie bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden“, sagt Gruber.

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Die Studie: Südtirol als Astronomen-Eldorado

Das Unternehmen Casino Italiani hat die Qualität des Nachthimmels, die Anzahl der „dunklen Bereiche“ am Himmel und den Jahresdurchschnitt der Monate mit klarem Himmel analysiert und ein Ranking von Regionen und Städten in Italien erstellt, in denen diese Erscheinungen besonders gut zu sehen sein sollen. „Treviso ist die beste italienische Stadt, um eine Sternschnuppe zu sehen, mit einer Gesamtbewertung der Sternschnuppensichtbarkeit von 9,46/10. An zweiter Stelle liegt Bozen mit einer Gesamtbewertung von 9,22/10. Die Region mit den besten Chancen auf eine Sichtung ist Trentino-Südtirol mit einer durchschnittlichen Sichtbarkeitsbewertung von 7,2/10“, heißt es vom Unternehmen.

Bozen habe die drittbeste Himmelsqualität (SQM: 20,91/22) und die sechsthöchste Anzahl an wolkenarmen Monaten (5,33) im Italienvergleich. Beim Prozentsatz der „dunklen Gebiete“ schneidet Bozen hingegen nicht besonders gut ab und liegt auf Platz 15 mit einem Prozentsatz von 23,76 – fast 30 Prozentpunkte weniger als Spitzenreiter Lodi (52,82 Prozent).

Laut Studie liegen die besten Regionen für die Beobachtung von Sternschnuppen im Norden: Trentino-Südtirol, Venetien, das Aostatal und die Lombardei erreichten alle einen Durchschnitt von über 6/10. Kalabrien und Molise sind die einzigen beiden Regionen, die weniger als 3/10 Punkten erhielten und damit die Regionen Italiens sind, in denen die Wahrscheinlichkeit, eine Sternschnuppe zu sehen, am geringsten ist.

Bozen – ein Sternschnuppen-Hotspot?

Ist Bozen tatsächlich der Sternschnuppen-Hotspot, als der die Stadt in der Studie erscheint?

Um den Schwarm der Perseiden besonders gut zu sehen, sollten Schaulustige grundsätzlich helle Städte verlassen, rät David Gruber. „Wir in Südtirol haben den Vorteil, dass wir Berge haben“, sagt er. Dort hat man freie Rundumsicht – und die bedeutet eine größere Wahrscheinlichkeit, eine vorbeifliegende Sternschnuppe zu entdecken. „Im Bozner Talkessel sind die Bedingungen nicht ideal – aber die eine oder andere Sternschnuppe sieht man sicherlich auch dort.“

Er empfiehlt für ein nächtliches Sternschnuppen-Picknick eine Wiese – etwa in Gummer oder am Ritten. „Auch die Seiser Alm oder das Hochplateau am Tschögglberg sind gute Beobachtungspunkte. Aber extra durch ganz Südtirol fahren muss man nicht: Je mehr vom Himmel man sieht und je finsterer es ist, desto besser.“

Wichtiger als der ideale Standort sei genügend Geduld: „Man liest davon, dass 100 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sind und erwartet ein Feuerwerk“, weiß er. So viele Sternschnuppen seien nur unter Idealbedingungen zu sehen. „Wenn ich alle 2 Minuten eine entdecke, ist das viel.“

Gegen 1 bis 2 Uhr nachts seien die Beobachtungsbedingungen am besten. Perseiden könnten aber auch schon abends beobachtet werden, nur seien es dann vermutlich deutlich weniger. Wichtig sei auch, auf die Wetterbedingungen zu achten.

In diesem Jahr haben Sternschnuppen-Jäger Glück: „Der Mond stört nicht.“ Am heutigen Dienstag und Mittwoch ist noch mit Wolken zu rechnen, am Donnerstag dürfte es aufklaren, melden die Meteorologen des Landes. Das Maximum der Perseiden erwarten die Astronomen erst Sonntagfrüh. „Aber schon 2 Tage vorher und 2 Tage nachher lohnt sich ein Blick in den Himmel“, rät Gruber.

Mehr Sternschnuppen im Norden als im Süden?

Was ist dran an dem Befund der Studie, in Südtirol seien mehr Sternschnuppen zu sehen als in Sizilien? Grundsätzlich sei es tatsächlich so, dass der Perseiden im Norden besser zu sehen seien als im Süden, erklärt David Gruber: „Am nächtlichen Himmel erscheinen Sternschnuppen nur scheinbar aus dem Nichts zu kommen. Die Erde fliegt auf ihrem Weg um die Sonne (wie eingangs beschrieben, Anm.) durch eine Art ,Staubhaufen‘, der aus winzigen Partikeln besteht“, erklärt er. Man könne es sich in gewisser Weise vorstellen „wie Insekten, die auf die Windschutzscheibe eines Autos prallen“. Abhängig von der Richtung, aus der die Erde durch diese Staubwolken fliegt, erscheinen die Sternschnuppen aus einer bestimmten Richtung am Himmel zu kommen. „Der Ursprung der Perseiden im August liegt scheinbar im Sternbild Perseus, daher der Name.“ Perseus geht am nordöstlichen Himmel auf.

Um die Perseiden optimal zu beobachten, ist der nordöstliche Himmel bei Einbruch der Dunkelheit deshalb der beste Ausgangspunkt. Perseus wird im Laufe der Nacht höher am Himmel stehen, je weiter man sich nach Norden bewegt. Dies verbessert die Beobachtungsbedingungen. „In südlicheren Regionen wie Sizilien kann der Perseus möglicherweise noch unter dem Horizont sein, wenn er in anderen Gegenden bereits aufgegangen ist“, erklärt Gruber: Wie groß der Unterschied auf das italienische Staatsgebiet bezogen sei, sei schwer einzuschätzen.

Das Planetarium in Gummer veranstaltet zur Lorenzinacht organisierte Himmelsbeobachtungen.

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