<b>„Dolomiten“: Wolfsexperte Züger warnt davor, der Wolf könne in absehbarer Zeit nicht nur zu einem Problem für Landwirte, sondern für die gesamte Bevölkerung werden. Machen Sie sich Sorgen?</b><BR /><b>Arnold Schuler:</b> Da hat der Mann sicher Recht. Wölfe sind extrem schlaue und anpassungsfähige Tiere, sie sind nicht umsonst auf der gesamten nördlichen Halbkugel verbreitet. Wenn sie vor etwas keine Angst haben brauchen, dann verstehen sie das sofort – und nutzen es aus. Das Szenario des Schweizer Experten ist die logische Folge. Man muss kein Prophet sein, um das vorherzusehen. <BR /><BR /><b>„D“: Wieso ist es so schwer, Brüssel und Rom zu überzeugen? Zumal man wohl nicht davon reden kann, dass der Wolf eine bedrohte Tierart sei.</b><BR />Schuler: Aktuell gibt es allein im Trentino 26 Wolfsrudel mit insgesamt 130/150 Tieren. Die jüngsten Risse im Pustertal scheinen hingegen von Wölfen zu stammen, die aus dem Norden eingewandert sind. Wir sind also in Südtirol gewissermaßen von allen Seiten umgeben. Und dennoch ist es in der Tat mühsam, in Brüssel Gehör zu finden. Aber auch die einzelnen EU-Mitgliedstaaten haben offensichtlich keine große Lust, hier aktiv zu werden. Da spielen zu viele Emotionen in der – vor allen Dingen städtischen – Bevölkerung mit. Die sehen die Fotos vom schönen Wolf. <BR /><BR />Fotos von gerissenen Schafen sieht man – anders als in der lokalen Presse im Alpenbogen – andernorts nie. Aber die Politik sollte aufgrund von Fakten entscheiden, nicht aufgrund der Stimmung in der Bevölkerung. Aber man muss auch sagen, dass diese im Alpenbogen mit den rasant zunehmenden Problemen durch den Wolf durchaus kippt. Nun steigt der Druck – und das könnte uns helfen. Zumindest die Erlaubnis, die Tiere zu vergrämen, hat uns die ISPRA nun erteilt. Der Landeshauptmann unterschreibt in den nächsten Tagen das entsprechende Dekret. <BR /><BR /><b>„D“: Und dann legt man sich in Südtirol ab wann mit Gummigeschossen auf die Lauer?</b><BR />Schuler: Ab 1. August soll das Dekret in Kraft sein, und dann werden wir sicherlich sofort mit der Vergrämung starten.<BR /><BR /><b>„D“: Sie betonen die Bilder von Schafsrissen. Es gibt aber das Gerücht, Bauern sollten Schafsrisse vor allen Dingen nicht an die Presse melden, weil es dann keine Entschädigung gibt</b>.<BR />Schuler: Das sind Fake News. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55136623_quote" /><BR /><BR /><b>„D“: In Nordtirol will man nun 3 Weidezonen einführen, in nur einer der 3 Kategorien wäre der Wolf komplett geschützt. Was halten Sie davon?</b><BR />Schuler: Das 3 Weidezonen-Modell ist sicherlich ein interessantes. Wir werden sehen, wie weit man damit kommt.<BR /><BR /><b>„D“: Der neue Parteiobmann der Tiroler ÖVP, Anton Mattle, hat in seiner Antrittsrede in Bezug auf den Wolf legistische Grenzgänge angekündigt...</b><BR />Schuler: Wir sollten die Gesetze bis zu ihren Grenzen ausreizen. Überschreiten sollten wir sie nicht. Das löst das Problem nicht. <BR /><BR /><b>„D“: Während die große Politik noch abwartet, schaffen die Bauern andernorts schon Fakten. So wurden die Schafe von der Taistner Hinteralm nach nur einem Monat bereits wieder abgetrieben. Ist das die Lösung?</b><BR />Schuler: Das ist genau das, was nicht passieren sollte.