Blick ins Kino von Marian Wilhelm
Und dafür hat sie keine Geringere als Vicky Krieps besetzt, die sich direkt von ihrem Sisi-Abenteuer in „Corsage“ in diese Rolle gestürzt hat. Die charismatische Hauptdarstellerin macht damit einen Sprung von ihrer überlebensgroßen Rolle als Kaiserin Elisabeth in die Nachkriegszeit. Von einer Adeligen zu einer Autorin. Von einer Frau mit dem Wunsch nach Freiheit hin zu einer Frau, die die Freiheit versuchte tatsächlich zu leben.
Auch wenn Filmtitel und Erzählperspektive auf Bachmann fokussieren, geht es darin doch hauptsächlich um die Episode ihres Lebens mit dem Schweizer Autorenkollegen Max Frisch. Der großartige
Hier stellt sich das Genre des Films als einfühlsames Liebesdrama quer gegen das feministische Thema, das eine Regisseurin wie Margarethe von Trotta immer auch im Blick behält. Oft haben Genre und Politik eine gemeinsame Stoßrichtung. Hier neutralisieren sie sich gegenseitig in einem Biopic, das die Biografie seiner Protagonistin sehr eng fasst. Das tut den beiden Menschen und ihrer reflektierten Liebe ein Stück weit Unrecht.
Doch Trotta findet mit der späteren Ägyptenreise Bachmanns zusammen mit einem jungen Liebhaber ein geschicktes Kontrastelement, das sie als Vorgriff immer wieder in die tragisch gefärbte Liebesgeschichte mit Frisch einbaut. Damit gönnt sie Ingeborg Bachmann einen Ausweg, der optimistischer ist als das reale Ende ihres Lebens bei einem Wohnungsbrand in Rom 1973.
Auch wenn „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ ein im Guten wie im Schlechten spürbar deutscher Film – über eine berühmte Österreicherin – ist, strahlt er dank Vicky Krieps und der beeindruckenden Bildgestaltung doch auch international.
Termin: „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“ ist ab dieser Woche u.a. im Filmclub Bozen sowie in Meran, Brixen, Neumarkt und Bruneck und Sterzing zu sehen.