Filmkritiker Helmut Groschup durchstöbert für Sie YouTube und stellt wöchentlich hier einen Klassiker vor. Heute: „High Noon“ (12 Uhr Mittags) von Fred Zinnemann (USA 1952). <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="646853_image" /></div> <BR /><BR /><b>Genre:</b> Western<BR /><BR /><BR /><b>Titel:</b> Der Originaltitel „High Noon“ ist sowohl im deutschen als auch im englischen Sprachgebrauch zu einer Metapher für einen spannenden und entscheidenden Showdown geworden. <BR /><BR /><BR /><b>Darsteller:</b> Gary Cooper, Grace Kelly, Lloyd Bridges, Kathy Jurado, Thomas Mitchell, Otto Kruger, Lee Van Cleef, Ian MacDonald u.v.a.<BR /><BR /><BR /><b>Regie:</b> Fred Zinnemann war ein österreichischer Filmregisseur mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. <BR />(1907 Rzeszów, Polen – 1997 London) <BR />5 Oscars<BR />Andere Filme: „Verdammt in alle Ewigkeit“ (1953), „Das siebte Kreuz“ (1944) <BR /><BR /><BR /><BR />„Dass wir es 1984 geschafft haben, den Hollywood Regisseur Fred Zinnemann in den Filmclub nach Bozen einzuladen, erfüllt mich auch heute noch mit großer Genugtuung!“<BR />Der Bozner Kinomann Martin Kaufmann über Fred Zinnemann<BR /><BR /><BR /><b>Filmmusik</b><BR /><BR /><BR />„Do not forsake me, oh my darlin'. On this, our weddin' day. Do not forsake me, oh my darlin'. Wait ... along. The noon day train will bring Frank Miller. If I'm a man I must be brave. And I must face a man who hates me. Or lie a coward, a craven coward. Or lie a coward in my grave.“ <BR />Do Not Forsake Me, Album: Frankie Laine's Greatest Hits (Ned Washington/Dimitri Tiomkin) Frankie Laine - 1952 Tex Ritter.<BR /><BR /><BR /><b>Was passiert</b><BR /><BR /><BR />Der Blick fällt auf eine in düsteren, teilweise grellen Schwarz-Weiß-Grau-Tönen sich darbietende Landschaft. Tristesse. Drei Männer nähern sich einem unbedeutenden Nest namens Hadleyville, irgendwo. Es ist ca. 10 Uhr morgens. Jack Colby (Lee van Cleef), Pierce (Robert J. Wilke) und Ben Miller (Sheb Wooley) reiten durch Hadleyville. Jeder kennt sie. Vor allem aber kennt jeder Einwohner den, der gerade nicht in die Stadt reitet, Frank Miller (Ian MacDonald), auf den die drei anderen warten.<BR /><BR /> Frank Miller soll mit dem Zug um 12 Uhr in Hadleyville eintreffen. Frank Miller ist ein verurteilter Mörder, der aus unerfindlichen Gründen begnadigt wurde. Frank Miller wurde vom Marshal der Stadt, Will Kane (Gary Cooper), vor Jahren gefasst. Und Will Kane gilt der Besuch Frank Millers. Jeder in der Stadt weiß das, als die drei Ganoven auftauchen. Und jeder weiß, dass sich Miller an Kane rächen will. <BR /><BR /><BR /><b>High Noon und die US-Politik</b><BR /><BR /><BR />Fred Zinnemann drehte „High Noon“ in einer Zeit, in der ein amerikanischer Senator namens McCarthy sich mit anderen anschickte, „unamerikanische Umtriebe“ zu bekämpfen. Das entsprechende Komitee, dem vor allem Intellektuelle, auch Filmschaffende wie der Schauspieler Lloyd Bridges, Drehbuchautor Carl Foreman und Floyd Crosby, der den Film fotografierte, zum Opfer fielen, war eine Institution der modernen Hexenverfolgung. <BR /><BR />Man sah überall Kommunisten und wollte sie überall sehen. Vor allem Foreman sah in „High Noon“ einen visuellen Gegenschlag gegen diese organisierte Verfolgung. Der gesichtlose Frank Miller, der erst ganz am Schluss des Films in Erscheinung tritt, und seine ebenfalls konturenlosen drei Kumpane waren für Foreman so etwas wie ein Symbol für das Komitee McCarthys.<BR /> (filmstarts.de)<BR /><BR /><BR /><b>Filmkritik</b><BR /><BR /><BR />An einem Werk wie Zwölf Uhr mittags kommt man als Filmfan kaum vorbei, gerade wenn man sich für das Genre des Westerns begeistert. Ursprünglich gedacht von Produzent Stanley Kramer als einer Art Metapher für die Werte der UN, hatte Drehbuchautor Carl Foreman ganz andere Themen im Sinn, die ihn vor allem persönlich betrafen. <BR /><BR />Als ehemaliges Mitglied der kommunistischen Partei sah er sich in naher Zukunft selbst vor dem berüchtigten Komitee für amerikanischen Untriebe aussagen, vor die Wahl gestellt arbeitslos zu sein oder seine Kollegen in der Filmbranche zu verraten. Der aus Österreich stammende Jude Fred Zinnemann sah im Skript Foremans eine bittere Parabel darauf, was passieren kann, wenn man Angst und Unterdrückung gestattet, die Welt zu regieren. Zwar konnte Zinnemann vor den Nazis fliehen, doch viele seiner Freunde und Verwandte kamen in den Todeslagern des Dritten Reiches ums Leben. (filmrezensionen.de)<BR /><BR /><BR /><b>Rezeptionsgeschichte</b><BR /><BR /><BR />Auch so viele Jahre nach seine Uraufführung hat Zinnemanns Film, der unlängst digital restauriert wurde, nichts von seiner Wirkung eingebüßt. In Trumps Amerika und vor dem Hintergrund des zunehmenden Rechtsrucks in unserer Gesellschaft wirkt die Geschichte eines sozialen Zersetzungsprozesses aktuell wie noch nie. In präzise inszenierten 85 Minuten gelingt Foremans Skript sowie Zinnemanns Inszenierung ein Querschnitt durch die Bürger Hadleyvilles, Menschen geprägt von Verlust des eigenen Wohlstands auf der einen Seite und dem offen zur Schau gestellten Hass auf jene Privilegierten. Kanes Aufruf zum Miteinander, zum gemeinsamen Kampf gegen die Bedrohung zieht Aggression, Desinteresse oder Duckmäusertum nach sich.<BR /><BR /><BR /><b>Expertenmeinung</b><BR /><BR /><BR />„Zinnemanns' 'psychologischer'Western bereicherte das Genre nicht nur um neue dramaturgische Raffinessen (die Einheit von Ort und Zeit ist virtuos zur Spannungssteigerung genutzt) und um den damals noch ungewohnten Typus des 'gebrochenen' Helden, der an seinem Auftrag zweifelt, sondern verschärfte auch die moralischen Aspekte der Fabel. Über seinen filmhistorischen Wert hinaus stellt der populärste und meistausgezeichnete Film der 1950er Jahre eine bittere Abrechnung mit der McCarthy-Ära dar. Der Drehbuchautor Carl Foreman war 1951 auf die 'Schwarze Liste' des Kommunistenjägers geraten und hat in dem Stoff eigene Erfahrungen verarbeitet.“<BR /> ( Lexikon des internationalen Films) <BR /><BR /><BR /><b>Award</b>: vier Oscars<BR /><BR /><BR /><b>Fazit</b><BR /><BR /><BR />Mindestens einmal muss man den Film gesehen haben. Bill Clinton behauptet, dass er ihn mindestens 17 Mal gesehen hat.<BR /><BR /><BR /><b>Literaturtipp</b><BR />Joe Hembus: Das Western-Lexikon. Heyne Filmbibliothek <BR /><BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=BPQM086Z81g" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„High Noon“ (12 Uhr Mittags)</a> ist zu finden bei Youtube.<BR />Ausleihbar für 2.99 Euro<BR /><BR /><BR /><BR />