Samstag, 6. April 2024

Road-Movie-Doku über das fahrende Volk

Blick ins Kino: Die Jenischen sind „kein 0815-Volk“. Das sagt einer von ihnen im Dokumentarfilm „Ruäch – Eine Reise ins Jenische Europa“. Doch was sind sie? Was hat es mit dem fahrenden Volk auf sich? Von Marian Wilhelm

Die Doku erzählt von jungen und alten Stimmen... - Foto: © wikipedia commons

Jedenfalls bedeutet Jenisch sein „mehr als nur Blut und auf der Reise zu sein.“ Die drei Filmemacher Andreas Müller, Simon Guy Fässler und Marcel Bächtiger wollen dieser zutiefst europäischen Kultur auf den Grund gehen. Doch so einfach ist es gar nicht, den verschiedenen Gruppen von Jenischen näher zu kommen.


Marian Wilhelm - Foto: © privat


Der Film beginnt selbst wie eine dokumentarische Wanderschaft im Wohnmobil, mit Anklängen einer filmischen Verschwörung, wenn zunächst geheime Treffen vermittelt und wieder abgesagt werden. Das bringt eine locker-leichte Note in das Kennenlernen und die leidige Distanz, die viele Dokumentarfilmende sonst an den Tag legen. Von der Schweiz nach Savoyen, in den Schwarzwald oder nach Kärnten streckt das Trio die Fühler aus und findet über die Jahre überall Reste der jenischen Kultur, auch in der aktuellen Kinder-Generation.


Früher, seit dem Mittelalter, waren sie als Handelsreisende, Wanderhandwerker oder Künstlerinnen unterwegs. Doch die zunehmend strengeren innereuropäischen Grenzen im 20. Jahrhundert haben es schwierig gemacht. Hausierverbote und Reisehindernisse zwangen viele dazu sesshaft zu werden. Für manche ist das Leben in einer Wohnung aber nicht vorstellbar. So oder so ist es ein langer Kampf mit Behörden. Ein Jenischer spricht auch über den tiefsitzenden Jähzorn, “wenn Du das ganze Leben nur unterdrückt wirst.“


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Und noch immer gibt es Misstrauen gegenüber Außenstehenden, auf Grund der Schikanen und Diskriminierungen in der Vergangenheit. Eine alte Frau warnt “bei so einem Film kommt viel ans Tageslicht, da muss man wahnsinnig aufpassen.“ Und auch das Jenische wird von manchen noch immer als Geheimsprache gesehen, die niemand anderer lernen soll. Die Nicht-Jenischen, das sind die Ruäch, die dem Film seinen Titel geben. Und so wird die Doku zum Dialog der Filmemacher mit ihren Protagonisten, denn sie hätten “keinen Film über Jenische gemacht, sondern mit ihnen.“
Das Jenische ist eine europäische Minderheitenkultur, die gerade für das europäische Südtirol im 21. Jahrhundert wieder spannend ist. Die Doku “Ruäch“ folgt als Road-Movie ihren Spuren.


Termin: Filmclub Bozen

eva

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