Das Dreikönigskonzert 2020 der „Algunder“ im Meraner Kurhaus hat Tradition. 2020 wurde es zum 72. Mal aufgeführt. In dieser so schwierigen Zeit, in der jede kulturelle Veranstaltung seit Monaten verboten ist, zeigt die Algunder Musikkapelle ihr Konzert vom vergangen Jahr noch einmal im Netz – und STOL bringt die Rezension dazu.<BR /><BR /><BR />Von Ferruccio Delle Cave<BR /><BR /><BR />Kapellmeister <b>Christian Laimer</b> hat in 20 Jahren intensiver Aufbauarbeit aus der Musikkapelle Algund einen beneidenswert professionell agierenden Klangkörper geformt, der in unserem Lande sicher zu den besten Bläserformationen gehört. Als Blaskapelle haben die „Die Algunder“ eine fast Jahrhunderte lange Tradition. <BR /><BR />Zu dieser Tradition gehört für die ca. 80 Musiker und Musikerinnen auch das festliche Dreikönigskonzert, einer der Höhepunkte des Algunder Musikjahres. So war zu diesem Ereignis am Dreikönigstag 2020 auch das Kurhaus Meran berstend voll. Christian Laimer hat für den Galaabend ein Programm zusammengestellt, das im ersten Teil auf Tradition und namhafte Komponisten setzte, im zweiten einen Querschnitt heutigen Musikschaffens für Bläser bot. <BR /><BR />Der ambitionierte erste Teil setzte <b>Richard Wagners</b> Marsch aus dem Finale des 3. Aktes aus der frühen Oper „Rienzi, der letzte der Tribunen“ von 1842 ein, eine noch traditionellem Opernschaffen verpflichteter Musik, in die der Friedensmarsch als volksbewegendes Moment gut passt. Gut passte auch die Transkription für symphonisches Bläserensemble, in dem klare Linien und übersichtliche Aufteilung der Stimmen passte. <BR /><BR />Im Gegensatz zu Wagner erklang dann die Ouvertüre des Singspiels „Dichter und Bauer“ von Franz von Suppé, die vor etlichen Jahren immer wieder auch als Zugabe in symphonischen Konzerten zu hören war und durch das erste Cellosolo die Salons der bürgerlichen Jeunesse entzückte.<BR /><BR />Entzückt konnte man durchaus auch nach der Anhörung der für Bläser transkribierten Ouvertüre zu dieser frühen Operette sein. Nicht nur das Cellosolo durch <b>Roland Mitterer</b>, sondern auch die akkurate Tongebung der einzelnen Bläsergruppen und ihre perfekte Abstimmung waren von hoher Qualität.<BR /><BR />Selten hört man die Bläserfassung eines Kunstliedes. <b>Richard Strauss</b> selbst war von seinem op.10/8 „Allerseelen“, eigentlich für hohe Stimme und Klavier, und dessen Übertragung für Blasorchester überzeugt. „Stell auf den Tisch die duftenden Reseden“, so die erste Zeile aus dem gleichnamigen Gedicht Hermann von Gilms zu Rosenegg, die von Strauss ohne jede Sentimentalität in eine musikalische Distanz rückt und aus „Allerseelen“ auch in der Bläserfassung zu einer für einen 18-jährigen Komponisten erstaunlich frühreifen Lebensreflexion macht!<BR /><BR /> In den banalen Alltag postrevolutionärer Sowjetideologie führte uns dann <b>Dmitri Schostakowitsch</b> Suite aus der Operette „Moskau, Tscherjomuschki“, 4 Teile einer Verherrlichung des öden Alltags in einer Moskauer Trabantensiedlung um 1950. 1955 entstanden die Suite für Varieté-Orchester, deren 4 Teile nun auch der komplexeste Beitrag zur symphonischen Blasmusik im ersten Teil des Dreikönigskonzerts der „Algunder“ war, zum Einen wegen der differenzierten Rhythmik, zum Anderen wegen der vom Komponisten eigens angefertigten Beschreibungsdichte des Geschehens der Operette. Von der Banalität des Plots zu einer ausgetüftelten musikalischen Syntax, von der Algunder Kapelle unter Christian Laimer bravourös eingelöst. <BR /><BR />Blühende zeitgenössische Bläserlandschaften wurden denn auch nach der Pause kreiert, so vor allem das Konzert für zwei Celli und Blasorchester „Chroma“ von <b>Mario Bürki.</b> Der erfolgreiche Schweizer Komponist ist nicht nur ein Experte auf dem Gebiet der sinfonischen Blasmusik, sondern ergänzt sein Klangspektrum zuweilen auch mit ungewöhnlichen solistischen Streichinstrumenten, so in „Chroma“ 2 Celli. Die Vierteilung des Werkes ist ebenso ungewöhnlich: Silber als Sinnbild für Dunkelheit, Nacht, Mond, Sterne, Grün für die uns umgebende Natur, Rot steht für Leidenschaft und Liebe sowie Gelb für das Licht und Leben. Die auf neugriechisch gekennzeichneten Sätze entstanden als Auftragswerk der beiden Cellistinnen <b>Raphaela Gromes und Cécile Grüebler</b> im Herbst 2013. <BR /><BR />14 Minuten Programmmusik, in der nicht nur die beiden Solisten, <b>Roland Mitterer und Nathan Chizzali</b> durch technische Kabinettstücke und eingängige warme Töne herausragten, sondern auch durch die feine Tönung des mehr als begleitenden Blasorchesters unter einem genau dirigierenden Kapellmeister Laimer. Das 2006 für die Heilsarmee geschaffene dreiteilige „Shine as the light“ des Briten <b>Peter Graham</b> bildete den Abschluss eines Konzertabends im Meraner Kurhaus, das wieder einmal eindrucksvoll die Qualität der Bläserformation aus Algund unter Beweis stellen konnte. <BR /><BR /><b>Die Wiederholung des Konzertes 2020 nun online</b><BR /><BR /><BR />Weil das Dreikönigskonzert 2021 in diesem Jahr ausfällt, hat sich die Algunder Musikkapelle etwas Besonderes ausgedacht: Am <b>6. Jänner</b> gibt es das Dreikönigskonzert 2020 noch einmal zum Nachhören im Netz.Das Vereinsleben der Musikkapellen in Südtirol ist aus den Fugen geraten. Auch das traditionsreiche Saalkonzert einer Südtiroler Musikkapelle fällt heuer der Corona-Pandemie zum Opfer: Zum zweiten Mal in der Geschichte findet das Dreikönigskonzert der Algunder Musikkapelle am 6. Jänner im Kursaal von Meran nicht statt.<BR /><BR />Doch die zahlreichen Musikliebhaber müssen auch im Corona-Jahr nicht auf das beliebte Konzert verzichten. Wer am 6. Jänner um 17 Uhr – dem Zeitpunkt, zu dem eigentlich das Konzert im Kursaal beginnen sollte – die <a href="https://www.diealgunder.com/de/musikkapelle" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Homepage der Algunder Musikkapelle</a>, deren <a href="https://www.facebook.com/diealgunder" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Facebook-Seite</a> oder deren <a href="https://www.youtube.com/channel/UCprTseO5-EiJTH9tuJ4NWRA" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">YouTube-Kanal</a> besucht, kann das 72. Dreikönigskonzert vom 6. Jänner 2020 noch einmal in voller Länge erleben – inklusive der Original-Moderation von Konzertsprecher <b>Manfred Innerhofer.</b> Hinterlegt sind die Aufnahmen mit Bildern vom Konzert 2020.<BR /><BR />Die Algunder Musikkapelle freut sich, wenn möglichst viele ihrer langjährigen Konzertbesucher und Blasmusikfreunde diese Möglichkeit nutzen und so den Dreikönigstag und die Weihnachtsfeiertage dennoch mit 2 Stunden bester Blasmusik abschließen – und natürlich hoffen die Musikantinnen und Musikanten, möglichst bald wieder live aufspielen zu können.