Christoph Perathoner: Das auch unter den Parteimitgliedern viel diskutierte Buch über die Abhör-Affäre versucht der SVP insgesamt zu schaden, indem politische Vorgänge bis ins Extremste überhöht und skandalisiert werden. Das hat es für den Parteiobmann Philipp Achammer nicht leicht gemacht. Ich rücke zur Seite, wenn es der SVP nützt.
„ Es scheint offensichtlich, dass hier von anderen Themen abgelenkt werden soll, und man parteiinterne Kritiker mundtot machen will. ”
— Christoph Perathoner
STOL: Also Rücktritt wegen des Buches?
Perathoner: Die Vorgänge, die das Buch behandelt, sind 4 Jahre her, waren Gegenstand einer staatsanwaltlichen Ermittlung und wurden bereits mehrfach veröffentlicht. Ich habe immer nach Recht und Gesetz gehandelt und habe mir nichts vorzuwerfen. Für despektierliche Äußerungen, die in der politischen Realität nichts Ungewöhnliches sind, habe ich mich entschuldigt. Insgesamt ist aber die Saat des Parteifreundes, der die Audio-Dateien an dankbare Schreiber weitergegeben hat, aufgegangen: Es scheint offensichtlich, dass hier von anderen Themen abgelenkt werden soll, und man parteiinterne Kritiker mundtot machen will.
Was sagen Sie?
STOL: Werden Sie gegen das Buch gerichtliche Schritte einleiten?
Perathoner: Die Darstellungen dieser Vorgänge im Buch sind teilweise falsch, teilweise vollständig erfunden und basieren offensichtlich auf Mutmaßungen der Autoren. Das Veröffentlichen von Audiodateien aus staatsanwaltschaftlich angeordneten Abhörungen ist verboten. Ich verwahre mich aufs Schärfste gegen diesen manipulierenden und rufschädigenden Journalismus-Stil. Auch Journalisten, Zeitungen und Buchverlage müssen sich an geltendes Recht halten. Und ja: Ich werde die Autoren verklagen.
„ Allein mit Bauernopfern aus der Abhör-Affäre wird die Sache nicht abgeschlossen werden können. ”
— Christoph Perathoner
STOL: Sie hatten erklärt, noch einmal als Obmann für den SVP-Bezirk Bozen Stadt und Land kandidieren zu wollen – was nun?
Perathoner: Ich habe bis heute einen großen Zuspruch meiner Funktionsträger und auch der einfachen Mitglieder im Bezirk. Die innerparteilichen Wahlen, die direkt bevorstehen, hätten Diskussionen entfacht, Fakten bewertet und Vorgänge klarer erkennen lassen. Und mich damit von den abstrusen Vorwürfen entlastet. Diese Wahlen wären ein objektives Meinungsbarometer gewesen. Aber davor hatte man in der Parteispitze wahrscheinlich Angst.
STOL: Wie geht es jetzt in der SVP weiter?
Perathoner: Die Partei wird insgesamt nicht umhin kommen, alle aufgeworfenen kritischen Themen zu behandeln. Allein mit Bauernopfern aus der Abhör-Affäre wird die Sache nicht abgeschlossen werden können. Ich hoffe aber schon, dass dann bald wieder Ruhe einkehrt und an den dringend notwendigen Sachthemen weitergearbeitet werden kann.
STOL: Kehren Sie nun der SVP den Rücken?
Perathoner: Nein, sicherlich nicht. Ich glaube an die SVP und werde immer für sie eintreten. Einige persönliche Konflikte haben nichts mit meinem politischen Credo für Südtirol, dessen Autonomie und dessen Minderheitenschutz zu tun.
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