Sonntag, 3. Dezember 2023

Klitschko wirft Selenskyj Fehler vor und wirbt für Ehrlichkeit

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich „Fehler“ vorgeworfen. „Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren. Wieso Selenskyj bis zum Schluss verneinte, dass es dazu kommen werde“, sagte Klitschko dem schweizerischen Nachrichtenportal „20 Minuten“. „Es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten. Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat.“

Vitali Klitschko äußerte sich ungewöhnlich deutlich gegen Präsident Selenskyj. - Foto: © APA/AFP/Archiv / GENYA SAVILOV

„Selbstverständlich können wir euphorisch unser Volk und unsere Partner anlügen. Aber das kann man nicht ewig machen“, sagte Klitschko weiter in dem Interview, das am Sonntag mehrere ukrainische und russische Medien aufgriffen. Der 52-Jährige stellte sich auch demonstrativ auf die Seite des ukrainischen Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, der zur Verärgerung Selenskyjs unlängst von einer Pattsituation in dem Krieg gesprochen hatte.

Die Ukraine sei in einer Sackgasse, hatte Saluschnyj erklärt. „Er hat die Wahrheit gesagt“, sagte Klitschko. „Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören. Aber letztlich ist er verantwortlich. Er hat erklärt und begründet, wie die Lage heute ist.“

Zugleich warnte Klitschko angesichts des seit fast 2 Jahren andauernden Krieges vor politischen Spielen in dem um seine Unabhängigkeit kämpfenden Land. Es dürfe keine Grabenkämpfe geben „in einem Land, das in seiner Existenz wackelt“. Deshalb spricht er nach eigenen Angaben weiter nicht über seine eigenen politischen Pläne und sicherte Selenskyj zugleich Unterstützung zu – bis zum Kriegsende. „Der Präsident hat heute eine wichtige Funktion, und wir müssen ihn bis zum Kriegsende unterstützen. Aber am Ende dieses Krieges wird jeder Politiker für seine Erfolge oder Misserfolge zahlen.“

Klitschko dankte Deutschland in dem Interview auch für die Lieferung von Flugabwehrsystemen, kritisierte aber, dass das Land der Ukraine nicht auch die reichweitenstarken Marschflugkörper vom Typ Taurus gebe. Hier flüchte sich Berlin in „Ausreden“ – „da sind unsere Partner viel zu vorsichtig und weichen aus“, sagte der Bürgermeister.

dpa

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