„Der von den Nazis durchgeführte Massenmord beruhte auf der Verachtung alles 'Anderen' und Fremden im Dritten Reich“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher, der am Freitag an der Gedenkfeier der Gemeinde Bozen teilnehmen wird. „Wir wollen diesen Tag dazu nutzen, gemeinsam mit den Juden auch der sogenannten vergessenen Opfer zu gedenken“, so Kompatscher. „Wir erinnern an Roma und Sinti, an Homosexuelle, an Personen die als 'asozial' eingestuft wurden, an die Einwanderer, die Vertriebenen, die Opfer der 'Euthanasie', die Jugendlichen in den sogenannten Besserungsanstalten: Auch sie und noch andere waren Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.“ <BR /><BR />Es sei und bleibe wichtig, der Vergangenheit zu gedenken und daraus Schlüsse zu ziehen, um in der Gegenwart richtig und gerecht handeln zu können und für eine bessere Zukunft zu arbeiten, betont Kompatscher: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch in unserem Land nicht nur Opfer gegeben hat, sondern ebenso Täter.“<BR /><BR /><b>Südtirols Geschichte gemeinsam aufarbeiten<BR /></b><BR />„Unsere Pflicht ist es, die Werte Frieden, Freiheit, Demokratie, Toleranz, Solidarität, Gleichheit, Menschenrechte, Menschenwürde und insbesondere die Menschlichkeit jeden Tag zu verteidigen“, unterstreicht Landeshauptmann Kompatscher. <BR /><BR />Gerade in Südtirol sei es notwendig, die Geschichte sprachgruppenübergreifend und gemeinsam zu aufzuarbeiten. Dabei sei nicht immer der Splitter im fremden Auge zu suchen und der Balken im eigenen zu ignorieren. „Es geht darum, ein gemeinsames Bewusstsein für unsere Geschichte zu entwickeln, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Dies ist angesichts erstarkender nationalistischer und populistischer Tendenzen heute wichtiger denn je“, betont Kompatscher.<BR /><BR /><b>Gedenkfeier in Bozen<BR /></b><BR />Wie jedes Jahr wird Landeshauptmann Kompatscher am Freitag an der Gedenkfeier in Bozen teilnehmen, zu der neben den Vertretenden der Gemeinde Bozen um Bürgermeister Renzo Caramaschi auch die Bürgermeister von Trient und Innsbruck erwartet werden. <BR /><BR />Das Programm zum „Tag der Erinnerung 2023“ sieht um 10 Uhr die Kranzniederlegung in der Passage der Erinnerung in der Reschenstraße 80 im Gedenken an die Internierten des NS-Lagers und die Holocaustopfer unter den Sinti vor. Um 11 Uhr folgt die Kranzniederlegung am Denkmal für die deportierten Juden am Jüdischen Friedhof im Stadtfriedhof in Oberau, um 11.15 Uhr die Kranzniederlegung am Grab von Manlio Longon auf dem Stadtfriedhof in Oberau und um 11.45 Uhr die Kranzniederlegung an der Gedenkstätte der Deportation in der Pacinottistraße in Bozen.<BR /><BR /><b>Landtagspräsidentin Mattei: „Gedenktag als ständige Mahnung“<BR /></b><BR />Auch Landtagspräsidentin Rita Mattei sieht den Gedenktag am 27. Januar als Mahnung an die Bevölkerung. „Der Tag veranlasst uns nicht nur, über die Geschehnisse in der Vergangenheit, sondern auch über die Ereignisse von heute nachzudenken und darüber, wie fließend die Grenze zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit ist. Die Regeln der Demokratie helfen uns, diese Grenze zu respektieren. Ich hoffe, dass alle Möglichkeiten in diesem Bereich genutzt werden, um eine Rückkehr in die Vergangenheit zu verhindern.“, so die Mattei in einer Stellungnahme.