„Die Uhr tickt“, sagte Ban am Montag. „Es gibt noch viel zu tun“. Mit dem Armutsgipfel der Vereinten Nationen begann die wichtigste Sitzungsphase des Jahres bei der UNO. Bis zum Mittwoch wollen Staats- und Regierungschefs aus den 192 Mitgliedsstaaten eine Zwischenbilanz der sogenannten Millenniumsziele ziehen.Seit Verabschiedung der Millenniumsziele vor zehn Jahren seien zwar mehr Erfolgsgeschichten in der Entwicklungspolitik zu feiern als je zuvor, sagte der UNO-Generalsekretär. „Die Millenniumsziele sind erreichbar“ Dennoch dürfe die Welt jetzt nicht nachlassen in ihrem Bemühen Armut, Hunger, Mütter- und Kindersterblichkeit, Seuchen sowie Bildungsmangel bis 2015 drastisch zu reduzieren. „Die Millenniumsziele sind erreichbar“, bekräftigte Ban, „ungeachtet aller Hürden, aller Skepsis und des sich schnell nähernden Fristablaufs“.Die UNO hatte vor zehn Jahren acht Vorhaben für das Jahr 2015 formuliert, um Hunger und Armut zu bekämpfen, Mütter- und Kindersterblichkeit drastisch zu reduzieren und Bildung und Umweltschutz zu verbessern. Thema Aids Auch der Kampf gegen Aids ist ein Thema. Zehn Tage vor Beginn des dreitägigen Gipfels hatten sich die 192 UNO-Mitgliedsstaaten bereits auf ein Aktionsprogramm für die kommenden fünf Jahre geeinigt. Es soll am Mittwoch zum Abschluss der Zusammenkunft von allen Teilnehmern offiziell verabschiedet werden.Vor Beginn des Gipfels zogen die UNO und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem gemeinsamen Bericht eine gemischte Bilanz der bisherigen Umsetzung. In den Bereichen Regierungsführung, Frieden und Sicherheit, Grundschulbildung und Reduzierung der extremen Armut hätten die Millenniumsziele „beachtliche Fortschritte“ bewirkt, heißt es darin. UNO und OECD sehen jedoch „enorme Herausforderungen“ in den Bereichen Trinkwasserversorgung und Zugang zu sanitären Anlagen. Auch die „nicht hinnehmbar“ hohe Kindersterblichkeit sowie der Todesfälle von Müttern bei Schwangerschaft oder Geburt müssten verringert werden.„Keine Rückkehr zu einer ungerechten Vergangenheit“ Ban warnte in seiner Eröffnungsrede davor, angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise die Entwicklungshilfe zu vernachlässigen. „Wir sollten die Staatshaushalte nicht auf dem Rücken der Armen sanieren“, sagte er. „Die Erholung von der Wirtschaftskrise darf nicht die Rückkehr zu einer ungerechten Vergangenheit bedeuten.“ Der UNO-Generalsekretär bezifferte den zusätzlichen Finanzbedarf zur Umsetzung der Ziele bis 2015 vor Beginn des Gipfels auf mehr als 100 Mrd. Dollar (76,5 Mrd. Euro).Ban und der Präsident der UNO-Vollversammlung, Joseph Deiss, hoffen darauf, bei dem New Yorker Treffen Finanzzusagen in Milliardenhöhe zu erhalten. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso kündigte in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Rundschau“ an, die EU wolle bis zu einer Mrd. Euro zusätzlich für die Millenniumsziele zur Verfügung stellen. Das Geld solle aus ungenutzten Mitteln des Europäischen Entwicklungsfonds umgewidmet werden. Die Weltbank will 750 Mio. Dollar zusätzlich geben.Nach UNO-Angaben erfüllen derzeit nur fünf Länder das Ziel 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Der Schweizer Deiss will vor allem mehr privates Geld sehen. „Wir brauchen Unterstützer und Geber, aus dem öffentlichen und mehr aus dem privaten Sektor“, sagte der Schweizer am Montag zur Eröffnung des Armutsgipfels. Die weltweite Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre hat die Entwicklungshilfe nach Ansicht von Weltbankchef Robert Zoellick zurückgeworfen. „Im letzten Jahr lag die Zahl der als arm geltenden Afrikaner um 64 Mio. höher als vor der Krise“, sagte Zoellick in New York.apa/dpa/ap/