Sie tun mir ein bisschen leid, die Jungen. Obwohl, was heißt hier Junge? Dies ist ein reichlich antiquierter Ausdruck und ein untrüglicher sprachlicher Fingerzeig dafür, dass ich zu den „alten weißen Männern“ gehöre, jenen, die die Welt ins Unglück gestürzt haben, ins Klimakterium des Klimas sozusagen. Man bzw. frau spricht heute zeitgemäß von Generation Y und Z oder den Millennials. <BR /><BR />Egal. Jedenfalls: In meinen jungen Jahren hatte ich große Hoffnungen, Träume, Ziele. Ich wollte die Welt be- und alles „derreißen“, fremde Länder kennenlernen und Kulturen, im Beruf weiterkommen und im Privaten. Alle Türen standen offen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57879403_quote" /><BR /><BR />Und die Jungen heute? Das Wort Weltuntergangsstimmung beschreibt es wohl am besten. Ich würde mich schwer tun damit, jeden Morgen aufzuwachen mit dem imaginären Damoklesschwert über dem Kopf: Kehret um, tuet Buße, denn das Ende ist nah! Also: Fremde Länder bereisen? Fehlanzeige. Noch nie was von Flugscham gehört? Und Mobilität insgesamt – mal einen Ausflug an den Gardasee oder zum verlängerten Wochenende in die Toskana? Hmm… dazu ein klares „Jein“: mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerne, mit dem Auto auf keinen Fall. Am besten gar keines dieser stinkenden, umweltverpestenden Blechbüchsen besitzen. <BR /><BR />Gut, dann aber wenigstens mal gut essen? Jaaa, aber bitte bewusst und nachhaltig – also wasser-, flächen-, sprich ressourcenschonend und mit 1A-Klimabilanz. Also: kein Fleisch und keine Milchprodukte, kein Fisch, keine Avocados und Bananen, aber auch keine Äpfel und Kiwis, wenn sie aus Übersee kommen. Da kann einer/m schon mal der Appetit vergehen bei so viel Futter fürs schlechte Gewissen.<BR /><BR />Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Ich will das alles nicht lächerlich machen. Der Klimawandel ist eine Tatsache, der wir uns stellen müssen. Und jedes Mittel, das ihn einbremsen kann, muss uns recht sein. Aber manchmal scheint es mir, als zerrten wir panisch an der Notbremse eines Hochgeschwindigkeitszuges, von dem wir alle wissen, dass er nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand kommen wird.<BR /><BR /> Es wäre keine vergeudete Zeit, auch einmal daran zu denken, wie wir mit den Folgen der „Entgleisung“ leben können. Denn eines ist sicher: Die Menschheit hat noch jede Katastrophe überstanden; sie wird auch diese überleben. <BR /><BR />klaus.innerhofer@athesia.it