Dienstag, 12. Dezember 2023

Südtiroler Bonsai-Politik wird noch für „große Wunder“ sorgen

Die Selbstüberschätzung ist bekanntermaßen eine tatsächliche Gefahr für den Weltfrieden. Sie gibt mittlerweile nicht nur auf der Weltbühne den Ton an, sondern sorgt auch abseits davon für Unbehagen. In der Landespolitik ist sie eine außer Kontrolle geratene Seuche. Die letzten Landtagswahlen haben es erschreckend gezeigt und ein Ende dieser Geschichte ist noch lange nicht in Sicht. Wir werden noch ein großes „Wunder“ erleben, an dessen Ende dieses Landes ein anderes sein wird; nicht im Positiven.

„Am Ende wird Südtirol dann aber das sein, was es nie sein wollte: Eine stinknormale italienische Provinz. Interessanterweise haben davor auch viele Italiener im Land Angst“, schreibt Michael Fink.

Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Michael Fink.

Die Selbstüberschätzung trägt hierzulande viele Namen. Sie alle haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen eine Situation zu kreieren, die nur mehr verfahren ist. Ein solides politisches System wurde auf den Kopf gestellt, mit Überheblichkeit die gezinkten Karten neu gemischt. Die Regeln, wie das neue Spiel funktioniert, versteht immer noch keiner.

Nach wie vor erstaunlich ist, wie man in nur 10 Jahren Zank und Streit der Volkspartei quasi den Garaus gemacht hat. Die „scheene Leich“ kann bestellt werden. Spätestens bei den Landtagswahlen 2028 ist wohl endgültig Schluss.

Erstaunlich ist ebenso, wie sehr die SVP-Spitzenexponenten seit Jahren auf das Statut ihrer Bewegung pfeifen. Wie sehr der Grundgedanke fahrlässig verwässert wurde. Nicht ausschließlich die neuen Zeiten sind der Grund, sondern die unsägliche Selbstüberschätzung, die ein – zweifelsohne anzupassendes – Erfolgsmodell total abgewirtschaftet hat. Die Ideenschachtel wurde schamlos geplündert; jetzt ist sie leer. Eine Bonsai-Politik ist die Folge.

Es ist erstaunlich, wie nur 10 Jahre Zank und Streit ein Erfolgsmodell abgewirtschaftet und wohl zunichtegemacht haben. Die ,scheene Leich‘ für die Volkspartei kann bestellt werden.
„Dolomiten“-Redakteur Michael Fink


Die jüngsten Entwicklungen um die Mehrheitsfindung sind ein weiterer Beleg dafür, wie wenig vorausschauend in den vergangenen Jahren politisch gestaltet wurde. Vor allem die Mitte wurde konsequent ausgegrenzt, bewusst aufgerieben zwischen den Blöcken. Ihre Zwischenrufe waren unerwünscht.

Wohin dies alles führen kann, zeigt ein Beispiel der österreichischen Politgeschichte aus dem Jahr 2017. Kurzzeit-Kanzler Christian Kern wurde damals in einer internen Analyse seiner Partei als „Prinzessin mit Glaskinn“ bezeichnet. Kurz darauf war er weg. So schnell wird es mit dem Käfig voller Prinzessinnen hierzulande wohl nicht gehen. Am Ende wird Südtirol dann aber das sein, was es nie sein wollte: Eine stinknormale italienische Provinz. Interessanterweise haben davor auch viele Italiener im Land Angst.

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fin

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