Es kam zu mindestens 14 Festnahmen. Unter ihnen sollen der führende politische Aktivist Suhair al-Attasi und Brüder des inhaftierten Menschenrechtsanwalts Muhannad al-Hassani sein. Er hatte gesagt, auch die syrischen Behörden würden in den Sog der Tumulte nach dem Vorbild Tunesiens oder Ägyptens kommen, solange die Führung Reformen ablehne. Insbesondere müsse das Land das politische System öffnen und freie Meinungsäußerung zulassen.Die Versammlung auf dem Marjeh-Platz im Zentrum von Damaskus verlief schweigsam. Die Demonstranten hielten lediglich Bilder ihrer inhaftierten Verwandten und Freunde hoch, bevor sie von den syrischen Sicherheitskräften mit Schlagstöcken angegriffen wurden. „Das hier ist Chaos“, rief eine Einsatzkraft. „Nein, das ist ein friedlicher Protest“, entgegnete ein Demonstrant. Die Demonstranten riefen die Parole „Friedlich, friedlich!“, als die Polizisten gegen sie vorgingen. Seit dem Beginn von Massenprotesten in Nordafrika haben die syrischen Behörden ihre Kampagne gegen regimekritische Schriftsteller und Oppositionsanhänger intensiviert. Am Dienstag hatten sich erstmals 200 hauptsächlich junge Menschen kurz auf die Straße gewagt und riefen politische Slogans gegen die regierende Baath-Partei. Sie waren einem im Internet verbreiteten Aufruf gefolgt. Die Polizei löste die Kundgebung auf und nahm drei Demonstranten fest.Präsident Bashar al-Assad folgte seinem fast 30 Jahre herrschenden Vater nach dessen Tod im Jahr 2000 in das Spitzenamt. Er ist zugleich Chef der Baath-Partei, die seit 1963 an der Macht ist. Im Jänner hatte er verkündet, dass die Führung des Landes „sehr eng mit den Wünschen und Ansichten des Volkes verbunden“ sei. Nach Einschätzung von Human Rights Watch zählt Syrien zu den Ländern mit den gröbsten Verstößen gegen die Menschenrechte. In den syrischen Gefängnissen sitzen tausende Menschen, die wegen oppositioneller Aktivitäten ohne Prozess festgehalten werden oder von Staatssicherheitsgerichten Haftstrafen erhielten.Hassani wurde im Vorjahr zu drei Jahren Gefängnis wegen „Schwächung des Nationalgefühls“ verurteilt. Der Anwalt hatte Opfer der politischen Justiz verteidigt, ihre Fälle dokumentiert und publik gemacht. Am Sonntag hatte ein Militärgericht in Syrien den Oppositionellen und Schriftsteller Ali Abdallah (61) wegen „Schädigung der Beziehungen Syriens zu einem anderen Land“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Autor hatte im Zusammenhang mit Bekundungen für die Demokratie bereits von Dezember 2007 an eine zweieinhalbjährige Gefängnisstrafe verbüßt. Er hätte eigentlich im Juni 2010 auf freien Fuß kommen sollen. Nach Darstellung einer Menschenrechtsorganisation blieb er jedoch wegen Äußerungen, die er im Gefängnis zu den syrisch-libanesischen Beziehungen und zu den umstrittenen Wahlen im Iran 2009 machte, weiterhin in Haft.Auch im Jemen gingen die Sicherheitskräfte am Mittwoch wieder mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Hier wurden nach Angaben von Ärzten und Augenzeugen mindestens 150 Menschen verletzt. In der Stadt Hudaida am Roten Meer hatten sich Menschen versammelt und ein Ende der Präsidentschaft von Ali Abdullah Saleh gefordert. Dieser regiert seit 32 Jahren. Die Proteste in dem Nachbarland Saudi-Arabiens dauern schon seit Wochen an. Die Sicherheitskräfte setzten auch Tränengas, Gummigeschoße und Schlagstöcke ein. Das örtliche Krankenhaus habe seine Kapazitätsgrenze erreicht, sagte ein Augenzeuge.Als Zeichen einer weiteren Eskalation der Gewalt im Jemen gab es zudem einen offenbar gezielten Angriff auf Frauen. In der Stadt Tais, rund 200 Kilometer südlich von Sanaa, soll die Polizei auf Frauen eingeschlagen haben. Elf seien verletzt worden, sagte ein Anhänger der Opposition.APA/Reuters/dpa/AFP