Es ist fast schon ein Trauerspiel, was man als politischer Beobachter in den vergangenen Monaten in Südtirol mitansehen musste. Es ging fast nur noch um persönliche Befindlichkeiten und innerparteiliche Streitigkeiten. Dabei gäbe es im Moment wirklich andere Dinge, die Priorität haben müssten: Die hohen Strompreise, die gestiegenen Lebenshaltungskosten und der Arbeitskräftemangel. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57333742_quote" /><BR /><BR />Für einen Journalisten ist es ja spannend zu beobachten, wie sich eine Regierungspartei wie die SVP fast schon selbst zerfleischt. Für Land und Bürger ist das aber fatal. <BR /><BR />Sicherlich: In der SVP wurde immer schon gestritten. Das liegt in der Natur dieser Partei, einer Sammelpartei. Verschiedene Strömungen von rechts bis links unter einen Hut zu bringen, ist eine ständige Gratwanderung. Die Stärke der Volkspartei war es bislang aber, dass intern zwar hart gestritten wurde, nachdem man aber eine Entscheidung getroffen hat, sind alle zu dieser Entscheidung gestanden. Diese Stärke ist der SVP in den vergangenen Jahren abhandengekommen. <h3> Parteiobmann, Landeshauptmann und Karl Zeller</h3>Warum ist das so? Die Gesellschaft hat sich verändert, ist viel differenzierter geworden. Das spiegelt sich auch in der SVP wider. Es gibt zwar immer noch das gemeinsame Ziel, nämlich die Autonomie auszubauen und zu stärken, doch über die Herangehensweise herrscht große Uneinigkeit. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57333746_quote" /><BR /><BR />Und dann ist natürlich das Zusammenspiel zwischen Landesregierung und Partei, das mehr schlecht als recht funktioniert: Da ist zum einen der Landeshauptmann, der vor allem in der eigenen Fraktion kaum noch jemanden auf seiner Seite weiß. Warum dies so ist, wird er selbst kritisch hinterfragen müssen. <BR /><BR />Auf der anderen Seite ist der Parteiobmann, der sich vor allem in der Rolle des Moderators sieht, manches Mal aber mehr Durchsetzungsvermögen an den Tag legen müsste und hie und da auch auf den Tisch hauen sollte. <BR /><BR />Und dann spielt im Hintergrund immer noch der langjährige Parlamentarier und ehemalige Vize-Obmann Karl Zeller eine Rolle. <h3> „Wo steht geschrieben, dass die SVP immer an der Regierung sein muss?“</h3>Kann die SVP in dieser Verfassung wieder zu alter Stärke zurückfinden? Das werden die kommenden Monate zeigen. Bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr wird die SVP aber sicherlich einiges an Stimmen verlieren, auch wenn Arno Kompatscher wieder als Spitzenkandidat antritt. <BR /><BR />Der Effekt seiner Kandidatur wird zudem nur ein kurzfristiger sein. Denn so werden die Streitigkeiten auch in den kommenden 5 Jahren weitergehen, es wird weiterhin keine Ruhe in die Partei einkehren und irgendwann werden sich auch die treuesten Wähler abwenden. <BR /><BR />Und wo steht geschrieben, dass die SVP immer an der Regierung sein muss? Irgendwann, sollte sich die SVP nicht wieder ihrer Stärken bewusstwerden, wird es so sein, dass sich andere Mehrheiten finden. Ohne SVP. Und das wäre eine Zäsur, die Südtirol umkrempeln würde. <BR /><BR />arnold.sorg@athesia.it