Im Zuge ihrer gestrigen Pressekonferenz bezogen sich die Vertreter des Mieterschutzvereins – namentlich Präsident Maurizio Surian sowie die beiden Präsidiumsmitglieder Alexander Pancheri und Dodo Detassis – auf das am 22. Juli dieses Jahres in Kraft getretene Landesgesetz für den öffentlichen und sozialen Wohnbau. <BR /><BR />Man erkenne zwar den guten Willen in dieser Materie sehr wohl an, aber gar einiges müsse im Sinne der Bürger überdacht werden, vor allem jener Bürger, die am stärksten unter der Wohnungsnot zu leiden haben – etwa Familien, Senioren oder auch Studierende. <BR /><BR />„Die Förderpolitik geht leider weitgehend an den tatsächlichen Bedürfnissen und einer nachhaltigen Wohnbaupolitik vorbei, als große Nutznießer erweisen sich vielfach private Bauträger, während die Preise immer mehr ansteigen“, führte Detassis einen bekannten Effekt ins Feld. Das aktuelle Beitragssystem müsse überdacht werden, es gelte, schneller, flexibler und zielgerichteter am Markt einzugreifen. <BR /><BR /><b>Alternativen zum derzeitigen Genossenschaftssystem</b><BR /><BR />„Die öffentliche Hand sollte stärker als Bauträger auftreten und so die Kreisläufe in der Bauwirtschaft wieder schließen“, erklärte Pancheri und führte eine Zahl ins Feld: „In den 20 Jahren von 1999 bis 2018 flossen rund 3,4 Milliarden Euro in Mietbeihilfen und den geförderten Wohnbau. Das sind enorme Summen, leider wandert vieles von diesem Geld in die Privatwirtschaft ab. Die öffentliche Hand täte gut daran, auf alternative und bereits bewährte Modelle zu setzen.“<BR /><BR />Vielmehr als kritisieren wollten die Vertreter des Mieterschutzvereins aber praktikable Lösungen für eines der seit Jahren am stärksten gefühlten Probleme Südtirols aufzeigen. Ein mögliches alternatives Modell zum derzeitigen Genossenschaftssystem sei die Genossenschaft mit ungeteiltem Eigentum. Durch die Gründung eines Konsortiums, bei dem die öffentliche Hand beteiligt ist, könnten neue Wohnungen sowohl für den geförderten als auch für den sozialen Wohnbau zu vertretbaren Kosten und schneller als bei öffentlichen Verfahren bereitgestellt werden.<BR /><BR /><b>Wohnungen stehen leer</b><BR /><BR />Schätzungen zufolge stehen an die 400 Wohnungen des Wohnbauinstituts (WOBI) – deren 300 davon allein in Bozen – leer, mit einer raschen Zuweisung an die Antragssteller könnte man damit laut Mieterschutz-Centro Casa den dringlichsten Bedarf bereits abdecken.<BR /><BR /> Die öffentliche Hand sollte nach Ansicht der Mieterschutz-Vertreter auch andenken, bestimmte ungenutzte, aber bebaubare Areale umzuwidmen und so dem Wohnungsmarkt zuführen – dann allerdings mit regulierten Mieten und zu erschwinglichen Preisen. <BR /><BR />Zudem könnten befristete Unterkünfte für Arbeiter und Studenten geschaffen werden, indem die vorhandenen Ressourcen des WOBI besser aufgeteilt (etwa Alleinstehende in großen Wohnungen) oder ungenutzte Flächen in Gewerbezonen zugewiesen und an klare Konditionen (genaue Nutzungsbedingungen als Service-Wohnungen) geknüpft werden.