Am Samstag beginnt in Anands Heimatstadt Chennai das gro?e WM-Spektakel ? ein Duell der Generationen, angesetzt auf zw?lf Partien.Der 43 Jahre alte Anand ist ein Volksheld in Indien, das einen wahren Schach-Boom erlebt, seit der Tiger von Madras im Jahr 2000 erstmals Champion wurde. ?Er hat uns f?r den Sport interessiert, inspiriert, motiviert und auch ber?hrt?, sagt Prateek Chatterjee vom Bildungsunternehmen NIIT.Dank der Zusammenarbeit des Gro?meisters und NIIT lernen heute 1,65 Millionen junge Inder an ihren Schulen Schach. ?Fr?her waren das nur ein paar Querk?pfe an der Uni, heute ist der Sport etwas f?r alle Kinder?, erkl?rt Nandita Das Gupta, Rektorin der Global Indian International School in Noida. Auch der neunj?hrige Arnav Pratap Singh und der ein Jahr ?ltere Suryaansh Jain w?ren gern so ber?hmt wie ihr Landsmann und gro?es Vorbild ? und wollen einmal professionelle Schachspieler werden. ?Er hat uns bei seinem Besuch in zwei Minuten matt gesetzt?, sagt Singh. Und Jain f?gt hinzu: ?Es ist, als w?rde er deinen n?chsten Zug immer schon kennen.?Anand sei nicht zuletzt wegen aufsehenerregender Aktionen ?berall im Land bekannt, erz?hlt Nandita Das Gupta. Vor drei Jahren half er bei einem Weltrekord, als 20.480 Menschen gleichzeitig in Ahmedabad Schach spielten ? an wei?en und schwarzen Tischen, die auf einem Sportplatz zu 64 Feldern angeordnet waren.Indien ist im Sport nicht gerade erfolgsverw?hnt. Bei den Olympischen Spielen in London etwa holte das Land der 1,2 Milliarden Menschen keine einzige Goldmedaille. Umso gr??er ist der Stolz der Nation, wenigstens im Denksport den Weltmeister zu stellen. ?Anand hat Schach wieder nach Hause gebracht, wo es rechtm??ig hingeh?rt?, meint Chatterjee. Einige Historiker nehmen an, dass eine Vorform des Schach im 6. Jahrhundert im Osten Indiens entstand ? mit Fu?volk, Kavallerie, Elefanten und Streitw?gen.Lehrerin Guneet Kochhar geht es weniger um Geschichte ? sie freut sich vielmehr, dass ihre F?nftkl?ssler dank der Konzentration, die sie beim Schach lernen, auch sonst im Unterricht endlich mal 20 Minuten still sitzen bleiben. ?Und ihr Denken ist sch?rfer geworden, ihre analytischen F?higkeiten sind besser?, meint Kochhar. Sie selbst k?nne beim Schach schon l?ngst nicht mehr mit den Sch?lern mithalten, die seit der 3. Klasse zweimal pro Woche trainieren. Und zwar M?dchen und Jungs zusammen, was in Indien keine Selbstverst?ndlichkeit ist. ?Wir beginnen alle auf dem gleichen Level?, meint die zehnj?hrige Shannon Noronha. Endlich k?nne sie sich mit den Jungen messen.Zur Weltmeisterschaft werden die Kinder diesmal noch nicht fliegen. Aber sie geben ihrem Vishy auf der Seite ?wish4vishy.com? gute W?nsche mit auf den Weg. ?Mach uns wieder stolz?, schreibt Santosh. Und Shekhar meint mit Blick auf Anands Gegner Carlsen: ?Schlag den Kerl noch einmal, dann wirst du f?r immer der Gr??te sein.?Anand selbst h?lt sich mit markigen Spr?chen zur?ck. Noch nie hat der Inder zu Hause ein WM-Duell ausgetragen, der Druck ist entsprechend gro?. Der ganze Subkontinent erwartet von ihm, dass er seinen Titel zum vierten Mal verteidigt. 2008 in Bonn gegen den Russen Wladimir Kramnik hatte Anand noch ?berlegen gesiegt, 2010 in Sofia gegen den Bulgaren Weselin Topalow und 2012 in Moskau gegen Boris Gelfand (Israel) hatte er trotz seiner Erfahrung schon erhebliche M?he.Und was kommt jetzt? Anand rechnet mit einem extrem z?hen und unberechenbaren Carlsen. Die beiden waren fr?her sogar kurzzeitig Trainingspartner und kennen sich gut. Genau deshalb legte Anand vor dem Duell extrem viel Wert auf seine Fitness. ?Es wird sehr schwer?, meinte er, ?aber ich bin bereit f?r alles.?dpa