Das Thema bereite seit geraumer Zeit Sorgen, erklärte der Vorsitzende Franz Locher eingangs. „In Südtirol ist viel Wald in Privatbesitz – der Wald ist sozusagen die Sparkasse der Bauern“, so Locher. Zudem hingen mit der Wald- und Holzwirtschaft im Land viele Arbeitsplätze zusammen. Holz sei ein guter Energieträger, der für eine gewisse Preisstabilität sorge. <BR /><BR />Laut Locher hinke man in Südtirol derzeit beim Borkenkäfer-Problem hinterher: Die extreme Hitze habe zu einer starken Verbreitung des Käfers geführt, die Arbeit im Wald sei gefährlich und bringe wenig Ertrag.<h3> 2,2 Millionen Festmeter Borkenkäfer-Holz</h3>Das Tier, das so enorme Sorgen bereitet, stellte Alessandro Andriolo, Experte im Amt für Forstplanung, vor. Der Borkenkäfer sei eigentlich kein gefährlicher Schädling, befalle in der Regel nur abgeschwächte oder liegende, noch frische Fichten. „Ein Problem entsteht dann, wenn es viel Schadholz gibt, das nicht weggebracht wird. Dann kann der Borkenkäfer aufgrund seiner Vermehrung auch gesunde Bäume angreifen“, sage er.<BR /><BR />Wie dramatisch sich die Lage entwickelt hat, führte Abteilungsdirektor Unterthiner anhand von Satellitenaufnahmen vor Augen. 2021 sei der Befall im Vergleich zu den Nachbarregionen noch überschaubar gewesen. Jetzt seien schon 5400 Hektar befallen, rund 2,2 Millionen Festmeter Borkenkäfer-Holz. Der Schwerpunkt liegt dabei im Gadertal, im Antholzer Tal, im Brunecker Raum, im Wipptal und im Ober-Vinschgau. <h3> „Bauern unter die Arme greifen und die Bevölkerung schützen“</h3>Unterthiner berichtete aber auch über Maßnahmen, die man gegen den Borkenkäfer getroffen habe. Seit 2019 seien 100 Pheromonfallen zur Überwachung ausgelegt worden, Satellitendaten würden bei der Risikoabschätzung helfen. Das Monitoring werde von der Universität Padua begleitet und es gebe auch 3 Studien in Zusammenarbeit mit Uni Bozen und BOKU Wien.<BR /><BR />Die Entwicklung des Borkenkäfers sei bereits seit Vaia voraussehbar gewesen. Seit 2018 seien rund 2,8 Millionen Festmeter Schadholz aufgearbeitet worden, eine enorme Menge, aber noch nicht genug, auch wenn die Kapazität zu 100 Prozent ausgeschöpft wurde, so Unterthiner. <h3> „Zeitnahe Entnahme von Schadholz“</h3>Zudem habe man bei den Förderungen Anpassungen vorgenommen. Man müsse den betroffenen Bauern unter die Arme greifen, auch um die Bevölkerung zu schützen, forderte SBB-Obmann Tiefenthaler. Man müsse jetzt eingreifen und die Schäden minimieren, soweit es noch möglich sei. <BR /><BR />Die zeitnahe Entnahme von Schadholz sei laut Unterthiner die wichtigste Maßnahme. Aber nach den Extremereignissen der letzten Jahre sei es, auch wegen der Schutzfunktion, schwierig, das Schadholz flächendeckend zu verräumen. Ein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wäre ebenfalls nicht sinnvoll. <h3> „Synergien schaffen und retten, was zu retten ist“</h3>Andriolo berichtete schließlich von sog. Trinet-Netzen, die Borkenkäfer anlocken. Das Institut San Michele habe diese Methode nach Vaia untersucht und sei zum Schluss gekommen, dass die Wirkung nicht groß sei. Auch in Tirol sei man zur selben Einschätzung gekommen. Eine Lockung durch Ersatznahrung funktioniere auch nicht, da der Käfer unter der Rinde lebe. Es gebe jetzt Studien zu den Darmbakterien des Käfers und zur Möglichkeit, diese zu nutzen.<BR /><BR />Der Gesetzgebungsausschuss will am Problem Borkenkäfer dranbleiben. „Am 23. November wird eine weitere Anhörung stattfinden, mit einer Reihe von namhaften Experten aus dem Ausland, die sich seit geraumer Zeit mit dem Borkenkäfer beschäftigen und mit einer Vielzahl an Erfahrungswerten im Gepäck zu uns kommen werden“, kündigt Locher an. „Es gilt, Synergien zu schaffen, um die Schäden zu minimieren und um zu retten, was noch zu retten ist.“