Viele Maßnahmen zum Energiesparen kosten gar nichts bis wenig, sie bringen aber viel, sagt Generaldirektor Santa. Und: Je teurer Strom, Heizöl, Gas & Co werden, desto schneller zahlen sich Investitionen im Haus aus. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="775385_image" /></div> <BR /><b>Im nächsten Herbst und Winter werden die Heizkosten enorm ansteigen. Was können Hausbesitzerinnen und –besitzer in den wenigen Monaten bis dahin tun, um die Preissteigerungen etwas abzumildern?</b><BR />Ulrich Santa: Die Energiekosten haben bereits im letzten Sommer begonnen, stark anzuziehen. Mit dem Ukrainekonflikt hat sich die Lage weiter verschärft, sodass wir heute für Strom und Gas doppelt so viel bezahlen, wie noch vor 12 Monaten. Bei einem Vierpersonenhaushalt kann das eine Zusatzbelastung von 1500 Euro und mehr im Jahr ausmachen. Da hier keine baldige Entspannung zu erwarten ist, kann man kurzfristig den Hebel eigentlich nur bei der Energieeinsparung ansetzen.<BR /><BR /><b>Was lässt sich kurzfristig tun?</b><BR />Santa: Hier kann man einiges sparen, angefangen bei passenden Raumtemperaturen. Es müssen nicht immer und überall 20 Grad oder mehr sein, im Schlafzimmer und Nebenräumen reichen meistens schon 17 bis 18 Grad. Auch über Nacht oder bei längerer Abwesenheit kann man die Temperatur um ein paar Grad absenken. Regeln kann das z.B. mit Thermostatventilen, auch alte Heizkörper lassen sich damit für wenig Geld nachrüsten. Jede Absenkung um einen Grad spart etwa 6 Prozent an Heizenergie. Das gilt mit umgekehrten Vorzeichen auch beim Betrieb einer Klimaanlage im Sommer. <BR />Wärmeverluste lassen sich auch reduzieren, indem man Undichtigkeiten bei Fenstern und Türen mit Dichtungsbändern abklebt und am Abend Vorhänge, Rollläden und Jalousien zumacht. Und indem man kurz quer- oder stoßlüftet, anstatt die Fenster dauerhaft zu kippen. Wassersparende Armaturen und Duschköpfe helfen z.B. den Warmwasserverbrauch zu reduzieren, aber auch bei Waschmaschine, Geschirrspüler, Kühlschrank, Backofen usw. lässt sich einiges an Strom einsparen. Die meisten dieser Maßnahmen kosten wenig oder nichts, bringen aber vergleichsweise viel.<BR /><BR /><b>Welche Investitionen könnten langfristig überlegt werden?</b><BR />Santa: Je höher die Energiepreise steigen, desto schneller rechnen sich eine energetische Sanierung und der Umstieg auf erneuerbare Energien. Zudem gibt es eine Vielzahl an Förderungen, bei denen sowohl Gesamtsanierungen wie auch Einzelmaßnahmen wie ein Fenster- oder Heizungstausch gefördert werden. Damit rechnen sich diese Investitionen in der Regel schon nach wenigen Jahren. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54547754_quote" /><BR /><BR /><b>Welche Maßnahme ist am sinnvollsten?</b><BR />Santa: Im Hinblick auf sie sinnvollsten Maßnahmen ist jede Sanierung als Einzelfall zu betrachten. Die günstigste Energie ist immer die, die erst gar nicht verbraucht wird. Grundsätzlich sollte deshalb in einem ersten Schritt der Wärmebedarf durch eine gute Wärmedämmung und energieeffiziente Fenster auf ein Minimum reduziert werden. Aufgrund der geringeren Heizlast eröffnen sich dadurch auch bei der Anlagentechnik neue Möglichkeiten und die Wärmeversorgung kann z.B. mit Niedertemperatursystemen und einer umweltfreundlichen Wärmepumpe erfolgen.<BR /><BR /><b>Vor allem in Deutschland ist der Einbau von Wärmepumpen ein Thema: Für wen zahlt sich das aus?</b><BR />Santa: Eine Wärmepumpe macht die in Erdreich, Wasser oder Luft enthaltene Umweltweltwärme nutzbar. Zur Bereitstellung von 100 Prozent Heizenergie sind typischerweise nur etwa 25 Prozent an elektrischer Antriebsenergie erforderlich, 75 Prozent werden zum „Nulltarif“ aus der Umwelt gewonnen. Wärmepumpen arbeiten umso effizienter, je kleiner die Temperaturdifferenz zwischen Umweltwärme und benötigter Heizwärme ist. Daher eignen sich Wärmepumpen besonders für den Einsatz in energieeffizienten Neubauten oder entsprechend sanierten Bestandsgebäuden und in Kombination mit Fußboden- und Wandheizungen, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 30 Grad arbeiten. Zudem kann eine Wärmepumpe im Sommer auch zur Kühlung genutzt werden, indem der Wärmepumpenprozess umkehrt und dem Raum Wärme entzogen und nach Außen abgeführt wird.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="775388_image" /></div> <BR /><b>Welchen Spareffekt kann eine Fotovoltaik-Anlage bringen?</b><BR />Santa: Die Modulpreise für Fotovoltaik sind in den letzten 15 Jahren stark gesunken, die Kosten für eine schlüsselfertige Anlage liegen mittlerweile unter 2000 Euro je kWp installierter Leistung. Nimmt man die steuerliche Abschreibung von 50 Prozent in Anspruch, kann man im Mittel von Amortisierungszeiten zwischen 8 und 10 Jahren ausgehen. Am wirtschaftlichsten ist eine Fotovoltaik-Anlage, wenn sie optimal auf die Abdeckung des Eigenbedarfs ausgelegt ist und der Strom vorwiegend dann verbraucht wird, wenn die Sonne scheint. Ein hoher Ausnutzungsgrad kann erreicht werden, wenn in dieser Zeit z.B. Waschmaschine und Trockner laufen, die Wärmepumpe den Warmwasserpuffer auflädt und das Elektroauto geladen wird. Mit Stromspeichern lässt sich der Eigenverbrauch auch in den Abendstunden erhöhen, diese schlagen mit ca. 1000 Euro je kWh Speicherkapazität zu Buche.<BR /><BR /><b>Ist Geothermie für unser Land eine Option?</b><BR />Wenn wir Geothermie zur Wärmeversorgung sprechen, ist in der Regel nicht die Tiefengeothermie mit Bohrtiefen von etwa 300 bis 3000 m und vergleichsweise hohen Temperaturen gemeint, sondern die oberflächennahe Geothermie in Kombination mit einer Wärmepumpe. Im Erdreich liegt nach wenigen Metern Tiefe, ähnlich wie beim Grundwasser, ganzjährig eine nahezu konstante Temperatur von etwa 10 Grad vor. Die kann über Vertikalsonden mit Tiefen von 30 bis 200 m oder horizontalen Flächenkollektoren genutzt und von einer Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau „gepumpt“ werden, um das Gebäude mit Wärme zu versorgen. <BR /><BR /><b>Funktioniert das auch in Südtirol?</b><BR />Santa: Es gibt in Südtirol bereits viele solcher Anlagen, aber das Potenzial ist sicher noch nicht ausgeschöpft. Am wirtschaftlichsten ist die thermische Nutzung des oberflächennahen Grundwassers, allerdings ist das nicht überall uneingeschränkt möglich. Wie bei allen erneuerbaren Energien stehen den geringen Betriebskosten etwas höhere Investitionskosten gegenüber.<BR /><BR /><BR /><BR />