Derzeit schließen die Verantwortlichen aber eine „unmittelbare“ Inanspruchnahme von Landes- oder Bundeshilfe aus. Wohlgemerkt „aus derzeitiger Sicht“, wie Vorstandsvorsitzender Markus Jochum am Freitag vor Journalisten betonte. Bei den Italien-Ausfällen sieht sich die Bank als Betrugsopfer und bereitet Anzeigen an die Finanzmarktaufsicht und an die Staatsanwaltschaft sowohl in Österreich als auch in Italien vor.Ausmaß und Zustandekommen der Kreditgeschäfte ließen auf ein „kriminelles Vorgehen“ schließen, erklärte Jochum. Zum Teil seien die Kredite über dazwischen geschaltete Vermittler ohne persönlichen Kontakt zum Kreditwerber vergeben worden. Zudem seien sie mangelhaft dokumentiert und die Bewertung von Sicherheiten unzureichend, bzw. fehle die Sorgfalt bei der Risikoeinschätzung. „Die Geschäfte fallen weitgehend in den Zeitraum 2003 bis 2008“, sagte Jochum. Insgesamt handle es sich um über 1.350 Kreditfälle.Einen akuten Bedarf an frischem Geld wischte Jochum vom Tisch: „Das ist nicht nötig“. Die Rekapitalisierung der Italien-Tochter, die ihren Sitz in Bozen hat, mache rund 120 Mio. Euro, also in etwa den Abschreibungsbedarf aus. Derzeit würden die Eigenmittel bei rund einer halbe Mrd. Euro liegen, erklärte Jochum: „Und das ist ein beachtlicher Polster“. Angesprochen auf eine etwaige Landeshilfe verwies das Büro des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter auf die laufenden Untersuchungen.Die Hypo muss nun ihre Italien-Tochter mit 120 Mio. Euro rekapitalisieren. Trotz der Hiobsbotschaft hieß es am Freitag, dass die Bank die Konzern-Eigenkapitalquote bei zumindest 5,8 Prozent halten könne. Das österreichische Gesetz sieht ein Minimum von vier Prozent vor. Allerdings schlagen bei den Aufsehern bei Werten zwischen fünf und sechs die Alarmglocken an. Demnach gehen Experten davon aus, dass über kurz oder lang das Land Tirol der Bank wieder mit frischem Kapital unter die Arme greifen muss. In ihrem Halbjahresergebnis 2011 hat die Bank eine Bilanzsumme von 11,2 Mrd. Euro ausgewiesen.„Die Einlagen der Kunden und der Bestand der Bank sind gesichert“, hob Aufsichtsratsvorsitzender, Wilfried Stauder hervor. Die Probleme seien zum Großteil „hausgemacht“ und auf eine „Großmannsucht“ vergangener Jahre zurückzuführen. Stauder habe bereits in den Vorjahren laufend eine Prüfung der Risikosituation verlangt. Diese Vorgaben seien aber vom damaligen Vorstand nicht umgesetzt worden beziehungsweise seien „Fragen unter Vorschub beschönigender Fakten nicht wahrheitsgemäß“ bewertet worden. Die Bank werde sich künftig im Italien-Geschäft auf den Kernmarkt Südtirol und Trentino konzentrieren. Die faulen Kredite fielen in das Gebiet südlich der Linie Mailand-Venedig, zum Teil bis nach Süditalien.apa