Wer mit seinem Geld nichts tut, kann ihm beim Wenigerwerden zusehen. Das dürfte vielen Südtirolern nach knapp anderthalb Jahren mit erhöhter bis sehr hoher Inflation klar geworden sein. Zwar ist die Inflation zuletzt leicht zurückgegangen, aber hierzulande ist sie immer noch zweistellig. Und außerdem: Weniger Inflation, heißt nicht, dass die Preise nicht mehr steigen; das Gegenteil ist der Fall: Sie steigen noch immer - zu stark und zu schnell.<BR /><BR />Es dürfte daher kein Zufall sein, dass die EU-Kommission gerade jetzt wieder ein Provisionsverbot bei Geldanlagen prüft. Worum geht es dabei? In der Praxis ist es durchaus üblich, dass Banken und Finanzberatern eine Provision gezahlt wird. Die Vermittler erhalten häufig eine Provision von drei bis fünf Prozent des angelegten Betrages für den Abschluss und von ein bis zwei Prozent pro Jahr für den Bestand. Finanzkommissarin Mairead McGuinness sieht darin einen Interessenskonflikt: Kunden werde häufig nicht das für sie beste Produkt empfohlen, sondern jenes, das die höchsten Provisionen abwerfe.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58541679_quote" /><BR /><BR /> Die EU-Kommission belegte diesen Verdacht durch eine Studie, bei der herauskam, dass Produkte, die mit Provision verkauft wurden, um rund ein Viertel mehr kosteten als jene ohne. Der vermeintlich logische Schluss: Provisionen weg, Problem gelöst, Kleinanleger geschützt.<BR /><BR />An die Stelle der Provisionsberatung würde nach den Plänen der Finanzkommissarin die Honorarberatung treten, die aktuell nur wenig verbreitet ist. Das hieße beispielsweise: Ein Kunde kommt in die Bank, zahlt ein Honorar von 100 Euro und bekommt dann genau das Produkt empfohlen, das für ihn die vorteilhaftesten Bedingungen bietet. In einer in Finanzfragen gebildeten Gesellschaft mag das funktionieren; weil der Wert einer unabhängigen und kompetenten Beratung geschätzt wird. Für viele dürfte dieses Beratungshonorar aber wohl abschreckend wirken. Ein Grund mehr, sich nicht um den eigenen Vermögensaufbau zu kümmern. Es werden Hürden aufgebaut, wo es sie nicht bräuchte.<BR /><BR /> Der Honorar-Ansatz müsste also vorbereitet werden mit einer breit angelegten Aufklärungskampagne, um eine Kultur der Geldanlage zu etablieren. Lokal passiert da glücklicherweise bereits etwas: Vor wenigen Tagen erst haben die Unis von Bozen und Trient und Pensplan bekanntgegeben, die Finanzbildung künftig stärker fördern zu wollen. Das ist auch dringend nötig! <BR /><BR />Zugleich müssten bei einer verpflichtenden Honorarberatung Möglichkeiten geschaffen werden, um Geringverdiener, die sich eine solche nicht leisten können, zu unterstützen. Zu guter Letzt darf sich jeder Vermittler auch gerne selbst die Frage stellen, ob seine Beratung ein extra Honorar wert wäre? Kurzum: Es gibt wohl noch viel zu tun, bevor die Zeit für ein Provisionsverbot reif ist. <BR /><BR />rainer.hilpold@athesia.it