Dienstag, 12. September 2023

Weniger Export: „Die Politik muss handeln“

Der Abschwung bei wichtigen Handelspartnern der Südtiroler Wirtschaft macht sich bemerkbar. Die Exporte sind in Südtirol nach mehreren Rekordquartalen zurückgegangen. Harald Oberrauch, Vizepräsident des Unternehmerverbandes Südtirol (UVS) ruft die Politik auf, die Rahmenbedingungen dringend zu verbessern.

Auch bei landwirtschaftlichen Produkten gab es im zweiten Quartal Exportrückgänge. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Waren und Dienstleistungen im Wert von 1,667 Milliarden Euro sind im zweiten Quartal (April bis Juni) ins Ausland verkauft worden. Das sind um 0,7 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres, als das Exportvolumen noch 1,678 Milliarden Euro betrug. Immerhin: Vergleicht man die beiden Halbjahre liegt Südtirol heuer 3,1 Prozent über dem Wert von 2022.

Deutlich weniger Exporte nach Deutschland

Die schlechteren Exportzahlen im zweiten Quartal sind vor allem das Ergebnis eines rückläufigen Europageschäfts. Insgesamt gingen die Ausfuhren in die EU-27-Staaten um 3,1 Prozent zurück. Nach Deutschland wurden gar um 3,8 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen verkauft. Bekanntlich steht die größte Volkswirtschaft seit einiger Zeit besonders unter Druck, die Wirtschaftsleistung ist dort zuletzt sogar geschrumpft und auch die weiteren Aussichten deuten eher auf eine Stagnation als auf ein Wachstum hin. Für Südtirol ist dies schmerzhaft, weil Deutschland der mit Abstand wichtigste Exportmarkt ist.

Plus außerhalb Europas

Einen Teil des Exporteinbruchs bei nahen Märkten konnten Südtirols Unternehmen durch ein stärkeres Geschäft außerhalb der EU wettmachen. Die Exporte in außereuropäische Länder kletterten um 2,2 Prozent nach oben, in den USA setzten die heimischen Betriebe gar um 8,2 Prozent mehr ab.

Die Ausfuhren von Maschinen und Anlagen stiegen im zweiten Quartal um 12,6 Prozent, deutlich gesunken sind jene von Grundmetallen und Metallerzeugnissen (minus 13,7 Prozent). Exportschlager Nummer eins sind Äpfel, allerdings verzeichnete auch diese Produktgruppe zuletzt Einbußen (minus 3,4 Prozent).

„Kein Selbstläufer“

„Export ist kein Selbstläufer. Unsere international tätigen Unternehmen haben uns zwar in diesen Jahren dank ihrer Innovationskraft und der Produktivität ihrer Mitarbeiter an immer neue Export-Rekordmarken gewohnt, aber um auf den globalen Märkten erfolgreich zu bleiben, brauchen sie auch entsprechende Rahmenbedingungen, auch weil die Exportmärkte immer weiter entfernt sind und sich vermehrt außerhalb Europas befinden“, so der für Internationalisierung zuständige Vizepräsident des Unternehmerverbandes Südtirol, Harald Oberrauch.

In Südtirol sind weniger als 2000 Unternehmen im Ausland tätig, wobei die Industrie rund 85 Prozent der gesamten Ausfuhren erwirtschaftet. „Durch ihre internationale Tätigkeit schaffen diese Unternehmen Wertschöpfung, Investitionen und Arbeitsplätze vor Ort. Sie zählen auch zu den größten Steuerzahlern im Land und tragen damit beträchtlich zur Finanzierung der öffentlichen Dienstleistungen, der Sanität und des Bildungswesens bei“, so Oberrauch weiter.

Es braucht eine Entlastung des Faktors Arbeit, leistbare Energie, Erreichbarkeit auf allen Ebenen und schlankere Abläufe.
Harald Oberrauch, UVS-Vizepräsident


„China oder die USA haben riesige Investitionsprogramme aufgezogen, um ihre exportorientierte Industrie zu unterstützen. Auch in Europa und in Südtirol brauchen wir Rahmenbedingungen, die globale Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen: Es braucht eine Entlastung des Faktors Arbeit, der unseren Mitarbeitern mehr Netto vom Brutto sichert, leistbare Energie, Erreichbarkeit auf allen Ebenen und schlankere Abläufe, die private und öffentliche Investitionen ermöglichen, um auf schnelle Veränderungen zu reagieren“, erklärt der UVS-Vize.

hil

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Hermann Zanier
13. September 2023 07:04