Samstag, 8. Juli 2023

Als Statussymbol und für den Spaß? Damit fahren wir gegen die Wand

„Der Lack muss ab von Auto und Motorrad als Statussymbol und Spaßmaschine.“ Ein Kommentar von Martin Lercher.

„Vor allem auf den Straßen und Autobahnen wird sich in den nächsten Jahren entscheiden, ob wir die Erderwärmung wenigstens noch einbremsen können.“ - Foto: © zor

Neulich auf der Fahrt ins Passeiertal. Es ist Samstag, früher Morgen, aber schon brummt der Gegenverkehr. Und was für einer! Da schaust du! Zuerst eine Kolonne Oldtimer, viel stilvoll gebogenes Blech, glitzernde Felgen, in den Ledersitzen oft das gebräunte Cabrio-Paar, alles eingehüllt in das satte Tuckern der Motoren.

Wenig später die nächste Begegnung der automobilen Auffälligkeits-Klasse: Gut 15 Supersportwagen, die ihre vielen PS-Pferdchen über den Asphalt galoppieren lassen. Mal das Gaspedal ordentlich durchtreten, dann wiehern sie. Ja, und dann noch bis Moos die Motorräder, in Lauerstellung vor jeder Kurve, danach mit dumpfem Röhren am Seitenspiegel vorbei.

Ein Auto ist nach wie vor ein Statussymbol; es zeigt, dass man oder frau es zu was gebracht hat.
Martin Lercher


Spaß wird das alles schon machen, die Nerven ordentlich kitzeln. Und diese Altgedienten und Aufgedonnerten auf Rädern werden ihren Fahrern und Passagieren auch Anerkennung bringen. Respekt, wer sich so ein Auto oder diese Maschine leisten kann.

Aber genau da fährt das Ganze in die falsche Richtung! Ein Auto ist nach wie vor ein Statussymbol; es zeigt, dass man oder frau es zu was gebracht hat (auch wenn es womöglich geliehen oder gar noch nicht bis zur letzten Rate abbezahlt ist). Blech und PS bringen Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Aber gehört dieses Denken nicht endlich in die Schrottpresse? Weil wir besonders in unserem Land im Verkehr ersticken, weil wir immer mehr Grund und Boden unter Asphalt begraben (fahren Sie mal durchs Pustertal!), weil uns Lärm und schlechte Luft krank machen und weil damit das Klima noch weiter angeheizt wird.

Die Bergwelt und ihre Bewohner belasten, nur für den persönlichen Spaß?
Martin Lercher


Viele gute Gründe also, um den Kult ums Auto zu beenden. Es muss ein möglichst effizientes Mittel zum Zweck werden. So viel Auto wie notwendig, so wenig wie möglich! Um Menschen und Sachen von da nach dort zu bringen. Wenn es nicht sowieso schonender geht, zum Beispiel zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Bahn.

Der Lack muss ab von Auto und Motorrad als Statussymbol und Spaßmaschine! Dieses Image gehört angekratzt. Dass also der Besitzers des PS-Monsters nicht mehr bewundernde Blicke erntet, sondern weiß, dass er mit dem 2,5-Tonnen-Brummer unnötig die Umwelt belastet. Das gilt übrigens auch für die aufgeblasenen E-Autos.

Auch wenn sie mit Strom rollen – sie sind in Sachen Umwelt auf der falschen Spur unterwegs. Und dort kurven auch Motorräder herum. Die Zukunft verbrennen aus purem Vergnügen? Die Bergwelt und ihre Bewohner belasten, nur für den persönlichen Spaß?

Vor allem auf den Straßen und Autobahnen wird sich in den nächsten Jahren entscheiden, ob wir die Erderwärmung wenigstens noch einbremsen können oder ob wir – mit der nächsten Generation auf dem Rücksitz – geradewegs in die globale Katastrophe hineinrauschen. Den Verkehr auf das Notwendige beschränken, das steht auf einem riesigen Warnschild. Wir sollten besser nicht daran vorbeibrettern!

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stol

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