Als am 5. März 2020 alle Kindergärten und Schulen in Italien aufgrund des Covid-19-Notstandes schließen mussten, standen auch Südtirols Bildungseinrichtungen vor der Herausforderung, ihre Unterrichtstätigkeit zu digitalisieren. <BR /><BR />Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat in Zusammenarbeit mit dem Nationalinstitut für Statistik ISTAT und dem italienischen Ministerium für Bildung, Universität und Forschung erhoben, wie der Fernunterricht umgesetzt worden ist. An der Umfrage, die zwischen 12.05. und 30.06.2020 im Rahmen der Erhebung zur schulischen Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung durchgeführt wurde, nahmen fast alle der insgesamt 884 Kindergärten bzw. Schulen aller Stufen teil (97,7 Prozent).<BR /><BR /><b>Rund 92.000 Kinder und Jugendliche von Schulschließung<BR />betroffen</b><BR /><BR />Im Schuljahr 2019/20 sind insgesamt 16.714 Kinder in einen Südtiroler Kindergarten eingeschrieben; 27.548 beträgt die Zahl der Grundschüler, 17.491 jene der Mittelschüler. Zudem sind 20.000 Jugendliche an einer Oberschule in Südtirol eingeschrieben; 3756 junge Menschen machen eine Lehre und 6697 besuchen einen Vollzeitkurs an einer Südtiroler Berufsschule.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="550904_image" /></div> <BR />72,2 Prozent sind in deutschsprachige Kindergärten bzw. Schulen eingeschrieben und 24,4 Prozent in schulische Einrichtungen mit italienischer Unterrichtssprache. Die restlichen 3,4 Prozent besuchen eine Bildungseinrichtung in einer ladinischen Ortschaft. <BR /><BR />Insgesamt waren im Schuljahr 2019/20 mehr als 92.000 Kindergartenkinder sowie Schüler direkt von der Schulschließung aufgrund des Corona-Notstandes betroffen und mussten mehr als 3 Monate mit den neuen modernen Lernmethoden arbeiten. <BR /><BR /><b>Fernunterricht meist innerhalb von 3 Wochen eingeführt</b><BR /><BR />Durch den Covid-19-Lockdown sahen sich Kindergärten und Schulen gezwungen, ihre Lehrtätigkeit von einem Tag auf den anderen neu zu organisieren, um ihrem Bildungsauftrag nachkommen zu können. Rund 13.250 pädagogische Fachkräfte und Lehrpersonen standen dabei im Einsatz. Um möglichst allen auch in dieser schwierigen Zeit dieselben Bildungschancen bieten zu können, wurden mehr als 2000 Kinder und<BR />Jugendliche mit einem Computer ausgestattet (95,3 Prozent aller Ansuchen). <BR /><BR />Bei den Kleinsten gestaltete sich die Online-Pädagogik nicht nur mangels technischer Ausstattung, sondern auch wegen unzureichender Medienkompetenz der Kinder bzw. deren Familien am schwierigsten. Das ist auch der Grund, weshalb ein Viertel der 343 Kindergärten im Lande gänzlich auf eine wie auch immer geartete Onlinepädagogik verzichtete. 3 Viertel der Kindergärten boten den Eltern der Kindergartenkinder in dieser Zeit zumindest eine Unterstützung in Form von Elternbriefen, Spielvorschlägen und dergleichen an. Außerdem konnte in einigen Kindergärten während der Phase II auch ein Betreuungsdienst eingerichtet werden, um berufstätige Eltern zu entlasten.<BR /><BR />86,2 Prozent der 521 Schulen, die an der Erhebung teilgenommen haben, ist es gelungen, die regelmäßige Abhaltung des Fernunterrichts nach der Schulschließung vom 5. März 2020 unverzüglich umzusetzen. Das heißt, dass 449 Schulen bereits innerhalb der ersten<BR />3 Wochen damit begonnen haben, ihre Lehrtätigkeit zu digitalisieren. 10 Schulen (1,9 Prozent) benötigten dafür 3 bis 6 Wochen und 62 Schulen (11,9 Prozent), größtenteils Grundschulen (44), konnten erst nach mehr als eineinhalb Monaten, teils parallel zum Notdienst, Fernunterricht anbieten. <BR /><BR /><b>Abwechslungsreiche Methodik im Fernunterricht</b><BR /><BR />Die eingesetzten Methoden beim Online-Unterricht reichen von der Übermittlung von Lernunterlagen sowie von Audio- bzw. Videoaufzeichnungen über die Zuweisung von Aufgaben mittels elektronischem Klassenregister (nicht im Kindergarten) bis hin zu Gruppenchats und Videokonferenzschaltungen auf verschiedenen Internetplattformen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="550907_image" /></div> In den Kindergärten gestalteten sich die virtuellen Angebote der pädagogischen Fachkräfte aus den bereits erwähnten Gründen äußerst problematisch. Nichtsdestotrotz boten 3 Viertel aller Kindergärten ihre Leistungen in digitaler Form an. In erster Linie handelte es sich dabei um die Übermittlung von Audio- bzw. Videobotschaften, Spielideen und Mitteilungen an Kinder und Erziehungsberechtigte. <BR /><BR />Die Grundschulen verschickten vor allem Lernunterlagen, deren Inhalte von Müttern und Vätern im home schooling vermittelt werden sollten. Die Lehrkräfte jeder 2. Grundschule traten auch mittels Videokonferenz mit den Schülern in Kontakt oder ließen ihnen Ton- und Bildaufnahmen per EMail zukommen. Die Aufgabenzuteilung mittels elektronischem Klassenregister (wo vorhanden) erwies sich aufgrund des jungen Alters der Grundschüler als weniger geeignet.<BR /><BR />Etwa die Hälfte der Mittelschulen griff auf das elektronische Klassenregister zurück, um den Schülern Arbeitsaufträge zu erteilen. Die vorwiegend eingesetzten Methoden waren aber die Übermittlung von Lernmaterialien (79,3 Prozent) und der Videounterricht über dafür geeignete Plattformen wie MSTeams, Zoom, Classroom u.Ä. (77,0 Prozent). <BR /><BR />Je älter die Schüler, desto besser funktioniert das selbstständige Aneignen von Lerninhalten und die Kommunikation untereinander bzw. mit den Lehrpersonen. Deshalb wurde in der Oberstufe vor allem auf Videounterricht, Aufgabenzuweisung mittels elektronischem Klassenregister und Senden von didaktischem Material gesetzt. Gruppenchats dienten etwa einem Viertel der Schulen aller Stufen als Kommunikationskanal. <BR /><BR /><b>Etwa 1600 Schüler wurden nicht erreicht</b><BR /><BR />Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Schüler den Fernunterricht in Anspruch genommen haben und wie viele nicht. 2 Drittel der Bildungseinrichtungen gehen davon aus, dass sich alle Eingeschriebenen daran beteiligten. Am höchsten schätzen die Grundschulen die Teilnahme aller ihrer Schüler am virtuellen Bildungsangebot ein (78,5 Prozent), am geringsten die Berufs- und Oberschulen (38,9 Prozent).<BR /><BR />Abgesehen von den Kindergärten, wo das Angebot fakultativ war, vermeldeten die Schulen, dass schätzungsweise 1600 Schüler (2,2 Prozent) nicht am Fernunterricht teilgenommen haben. Mit 1,4 Prozent ist der Anteil der „Fernunterricht-Schwänzer“ in den Mittelschulen am niedrigsten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="550910_image" /></div> <BR /><BR />Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei mehr als 600 nicht am Fernunterricht Teilnehmenden um Schüler mit Beeinträchtigung handelt. In den Grundschulen macht der Anteil der Integrationsschüler an den nicht am Fernunterricht beteiligten Schülern 32,9 Prozent aus, in<BR />den Mittelschulen 45,5 Prozent und an den Berufs- und Oberschulen 40,2 Prozent.<BR /><BR />Die Gründe dafür können vielschichtig sein: Am häufigsten wurden, neben nicht näher bestimmten Gründen, die mangelhafte Mitarbeit bzw. Notlage der Familie und der Schweregrad der Behinderung angegeben. In einigen Fällen war es zudem nicht möglich, die individuellen Bildungspläne an die Notsituation anzupassen. Selten scheiterte die Teilnahme am Fernunterricht am Mangel an technologischer Ausstattung oder geeigneten Lernhilfen. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />