Energiesparen ist angesagt im kommenden Winter. Bekanntlich hat die italienische Regierung eine Verkürzung der Heizperiode und eine Reduzierung der Maximaltemperatur in Innenräumen verfügt ( <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/in-diesen-suedtiroler-gemeinden-muss-beim-heizen-gespart-werden" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">STOL hat berichtet</a>).<BR /><BR />Für weit über 100 Menschen in Bozen spielt das keine Rolle: Sie haben keinen festen Wohnort und müssen die kalten Nächte im Freien verbringen. „Das darf nicht sein. Wohnen ist ein Menschenrecht, aber es ist nicht einklagbar“, erklärt der Verein „housing first EO“ auf seiner Website.<BR /><BR />Um diesem Problem beizukommen, wurde der Verein 2020 von 9 Privatpersonen gegründet. Von November 2021 bis Mai 2022 hat „housing first EO“ im Dormizil in der Rittner Straße 25 in Bozen insgesamt 35 obdachlosen Menschen einen Platz zum Schlafen und ein Frühstück bereitgestellt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="832490_image" /></div> <h3> „Jeden Tag kommen Anfragen“</h3>Am 17. Oktober diesen Jahres wurde das Nachtquartier für obdachlose Menschen erneut aufgesperrt und bleibt nun bis zum 15. April 2023 geöffnet. Das dreistöckige Gebäude, das von der Haselsteiner Familien-Privatstiftung zur Verfügung gestellt wird, ist täglich von 19 Uhr bis 8.30 Uhr geöffnet. Tagsüber verlassen die Menschen das Haus. Zwischen 7.30 und 8.15 Uhr können die Gäste im Dormizil frühstücken.<BR /><BR />„Das Haus ist aktuell voll belegt, aber es kommen jeden Tag neue Anfragen dazu. Auf der Warteliste stehen derzeit 50 Personen. Das zeigt, wie sehr Angebote wie das Dormizil auch in Südtirol benötigt werden“, erklärt Paul Tschigg, Initiatoren des Projektes.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="832493_image" /></div> <BR /><BR />Die Situationist auch in anderen Winterunterkünften für Obdachlose nicht anders. <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/kaeltenotfallzentrum-im-bozner-ex-alimarket-wird-reaktiviert" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Das Kältenotfallzentrum im Bozner Ex-Alimarket mit 70 Schlafplätzen wurde für den heurigen Winter reaktiviert. </a>Auch dort gibt es bereits eine lange Warteliste.<h3> Würde des Menschen im Mittelpunkt</h3>„Den typischen Obdachlosen gibt es nicht. Bei uns kommen sowohl Einheimische, als auch Personen mit Migrationshintergrund unter, Männer, Frauen, 30- aber auch 70-Jährige“, erklärt Tschigg.<BR /><BR />Diesen Menschen will man im Dormizil eine menschenwürdige Unterkunft bieten, so das ausgeschriebene Ziel von„housing first EO“. „Es geht uns nicht um die reine Zahl an Menschen, die wir unterbringen können. Die Würde des Menschen steht im Mittelpunkt. Es ist etwas völlig anderes, ob sich hunderte Obdachlose in eine Industriehalle mit Stockbetten zwängen, oder ob sie in einem kleinen Zimmern einen 'privaten' Rückzugsort finden. Auf diese Weise können wir zwar weniger Menschen aufnehmen, mit ihnen aber ganz anders umgehen“, betont Tschigg.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="832496_image" /></div> <BR /><BR />Ab 2023 wird das Dormizil umgebaut und zum langfristigen Stützpunkt für obdachlose Menschen. 9 Personen ohne Dach über dem Kopf erhalten dann eine kleine Wohnung nach dem Konzept „Housing First“. Im Dachgeschoss können bis zu 5weitere wohnungslose Menschen in einer vorübergehenden Notunterkunft schlafen, im Tiefparterre obdachlose Menschen der Stadt duschen und ihre Wäsche waschen. <h3> Über 100 Freiwillige aus allen Landesteilen</h3>Das Projekt wird ausschließlich von Freiwilligen getragen. „Unterstützung durch Zeit, Spenden, Hygieneartikel und Lebensmittel ist herzlich willkommen“, schreibt der Verein auf seiner Seite. <a href="https://www.dormizil.org/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Dort ist es möglich, durch Spenden Übernachtungen oder das Frühstück für wohnungslose Menschen zu finanzieren oder sich für die Arbeit als Freiwilliger anzumelden.</a><BR /><BR />Trotz der aktuellen Krise, sei die Hilfsbereitschaft der Südtiroler weiter groß, erklärt Tschigg: „Wir haben derzeit über 100 Freiwillige aus allen Landesteilen Südtirols, die unser Projekt tatkräftig unterstützen. Auch die Spendenbereitschaft der Südtiroler ist trotz Teuerung und Energiekrise weiter groß. Vor allem was Sachspenden betrifft, die wir gut gebrauchen können.“<h3> Sensibilisierung: Vom Rand in die Mitte</h3>Obdachlosigkeit ist kein Einzelphänomen, sondern die Folge von Scheidung, Jobverlust, geringem Einkommen, Überschuldung, Alkohol, Drogen, Spielsucht und anderem. Bozner Wirtschaftstreibende fragen sich deshalb: „Wer braucht unseren Euro in dieser Zeit der steigenden Preise mehr als jene Menschen, die ihre Tage und Nächte auf der Straße verbringen müssen?“ BZ Heartbeat unterstützt jährlich ein soziales Projekt, 2022 ist es das Nachtquartier Dormizil. <BR /><BR />Anlässlich des Internationalen Tags für Toleranz am heutigen Mittwoch werden im Rahmen einer Sensibilisierungskampagne Möbel aus dem dormizil in Magenta getaucht und in die Schaufenster einiger Mitglieder von BZ Heartbeat gestellt. Markante Sätze und Aussagen von obdachlosen Menschen weisen dabei auf die Herausforderungen hin, denen sich diese Menschen täglich stellen müssen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="832499_image" /></div> <h3> Neue IT-Ausstattung im Dormizil</h3>Am gestrigen Dienstag konnten sich die Betreiber des Dormizils über eine neue Büroausstattung freuen. Notebooks samt Software, Multifunktionsdrucker und -scanner sowie ein Plastifiziergerät im Wert von über 6000 Euro wurden von der Bozner IT-Firma „Amonn Office“ zur Verfügung gestellt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="832502_image" /></div> <h3> Adventsumtrunk: Spenden mit Sinn</h3>Am Sonntag, 11. Dezember, um 16 Uhr lädt „housing first EO“ und BZ Heartbeat zum Adventsumtrunk in die Gärtnerei Schullian ein. Dabei können die Möbel, die im Rahmen der Sensibilisierungskampagne von BZ Heartbeat ausgestellt wurden, gegen eine Spende erworben werden. Mit den Erlösen möchten die Bozner Kaufleute die Energiekosten im Dormizil übernehmen. <BR />