Mittwoch, 19. Juli 2023

Italien: Senat stimmt für Laborfleisch-Verbote

Italien sagt Labor-Lebensmitteln den Kampf an. Der Senat in Rom hat am Mittwoch einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der Herstellung und Verkauf synthetischer Nahrungsmittel verbietet. Verstöße sollen mit Geldstrafen zwischen 10.000 und 60.000 Euro und der Beschlagnahme der Waren geahndet werden. Die Abgeordnetenkammer muss den Gesetzesentwurf noch absegnen. Julia Unterberger bezeichnet das Verbot als „reine Propaganda“.

Der Senat stimmte für Laborfleisch-Verbote. Julia Unterberger spricht von „reiner Propaganda“. - Foto: © EPA-Claudio Peri

Das Gesetz sieht ein Verbot des Verkaufs, der Herstellung für den Export und der Einfuhr von Lebensmitteln vor, die aus Zellkulturen stammen. Der Gesetzesentwurf muss noch von der Abgeordnetenkammer abgesegnet werden.

Verstöße sollen mit Geldstrafen zwischen 10.000 und 60.000 Euro und der Beschlagnahme der Waren geahndet werden. Synthetische Lebensmittel sollen u.a. wie Fleisch aussehen und schmecken, ohne dass dafür Tiere getötet werden müssen.

Italienische Küche als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe?

Die Rechtsregierung in Rom um Premierministerin Giorgia Meloni setzt stark auf die Unterstützung der heimischen Lebensmittelproduktion. So wurde das Landwirtschaftsministerium in „Ministerium für die Ernährungssouveränität“ umbenannt. Das Kabinett unterstützt auf Vorschlag von Kulturminister Gennaro Sangiuliano die Einreichung der italienischen Küche als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe. Die Bewerbung wird nun vom Außenministerium in Rom an die UNESCO weitergeleitet. Der Bewertungsprozess soll spätestens im Dezember 2025 abgeschlossen werden.

Das sagt Unterberger zum Gesetzesentwurf

Das Verbot von Laborfleisch bezeichnet die Vorsitzende der Autonomiegruppe Julia Unterberger als „reine Propaganda“.

„Es wird der Verkauf eines Produkts verboten, das es heute noch gar nicht gibt. Mit dem erschwerenden Umstand, dass es nicht möglich sein wird, seine Vermarktung zu stoppen, wenn die europäischen Behörden es eines Tages zulassen. Und als ob das nicht genügen würde, werden auch noch Bezeichnungen, die an Fleisch erinnern, für vegetarische Produkte verboten. Dabei ist es dringend notwendig eine Alternative zum Verzehr von Fleisch zu finden. Letzteres belastet die Umwelt mit einem Flächenverbrauch von 30 Prozent. 80 Prozent der weltweit produzierten Antibiotika werden eingesetzt, um die Tiere in der Massentierhaltung am Leben zu halten“, sagt Unterberger.

Aus diesem Grund schaue die Welt mit Interesse auf die Produktion von Laborfleisch. „Die Regierung hingegen versucht, die Zukunft aufzuhalten. Mit dem einzigen Effekt, dass die italienische Forschung blockiert wird und das Produktionssystem den Zugang zu einem Sektor verliert, der im Jahr 2030 25 Milliarden Dollar Umsatz machen wird“, betont Unterberger.

Die Abgeordnete macht darauf aufmerksam, dass die italienische Agrar- und Ernährungswirtschaft nichts zu befürchten habe. Laborfleisch würde nämlich nicht mit der qualitativ hochwertigen Produktion von Fleisch, das aus artgerecht gehaltenen Tieren gewonnen wird, konkurrieren.

„Landwirtschaft kann profitieren“

Stattdessen könne „die Landwirtschaft von einer Alternative zur Massentierhaltung, die den Planeten aufheizt und insbesondere die mediterranen Agrarflächen gefährdet, nur profitieren“, so Unterberger.

„Man verteidigt das 'Made in Italy' nicht, indem man Barrieren auf Sand baut. Diesmal ist Italien nicht das erste Land, das etwas tut, sondern das einzige das versucht, den Wind mit den Händen zu stoppen. Das sollte Euch zu denken geben“, sagt Unterberger abschließend.


apa/stol

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