Samstag, 16. März 2024

MeToo in Frankreich: Immer mehr männliche Opfer melden sich

2019 sorgte Adèle Haenel für einen Eklat in Frankreichs Kinowelt. Sie war die erste Schauspielerin nach Beginn der MeToo-Bewegung, die sich in Frankreich offiziell zu Wort meldete, um sexuelle Gewalt anzuprangern. Trotz zahlreicher weiterer Skandale hat sich Frankreich mit der MeToo-Bewegung schwergetan. Nun scheint die Kinowelt das Schweigen zu brechen. Forderungen nach mehr Kontrolle bei Dreharbeiten mit Minderjährigen kommen auf – und männliche Missbrauchsopfer melden sich zu Wort.

In Frankreich nimmt die #metoo-Bewegung wieder zu. Immer mehr männliche Opfer melden sich in den sozialen Medien zu Wort. - Foto: © Shutterstock

Seit den Anklagen von Judith Godrèche gegen 2 bekannte Regisseure scheint das Schweigen ein Ende zu nehmen. „Das Bild unserer idealisierten Väter wird beschädigt. Die Macht scheint fast zu schwanken. Könnte es sein, dass wir der Wahrheit ins Auge sehen? Unsere Verantwortung übernehmen?“, fragte die Schauspielerin. Und erklärte weiter: „Ich weiß, es ist beängstigend: Stipendien zu verlieren, Stellen zu verlieren, den Job zu verlieren. Auch ich habe Angst.“

Neue Klagen gegen bekannte Regisseure

Die Schauspielerin hatte Anfang Februar gegen die bekannten Regisseure Benoît Jacquot („Tagebuch einer Kammerzofe“) und Jacques Doillon („Der junge Werther“) Klage wegen Missbrauchs einer Minderjährigen unter 15 Jahren erhoben – und eine neue MeToo-Welle ausgelöst: So will nun auch Isild Le Besco („Sade“) gegen die beiden Filmemacher vorgehen.

Mitte Februar wurde eine weitere Klage gegen Gérard Depardieu bekannt, eine mehr auf der Liste von Frauen, die dem Schauspieler sexuelle Übergriffe vorwerfen.

Seit 2020 wird gegen Gerard Depardieu ermittelt. - Foto: © APA/BELGA / THIERRY ROGE


Die Klägerin, eine 53-jährige Dekorateurin, beschuldigt Depardieu, sie bei den Dreharbeiten zum Film „Les Volets verts“ (Die grünen Fensterläden) sexuell belästigt zu haben. Gegen Depardieu („Cyrano von Bergerac“, „Asterix und Obelix“) wird seit 2020 wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung ermittelt.

Hashtag für männliche Missbrauchsopfer

Durch Godrèche motiviert hat Aurélien Wiik den Hashtag „#MeToogarcons“ lanciert, unter dem Männer ihre Erlebnisse publik machen können.
Zuvor berichtete der 43-jährige Schauspieler in den sozialen Netzwerken, dass er von seinem 11. bis 15. Lebensjahr unter anderem von seinem Agenten misshandelt wurde.

Zeitgleich rief Casting-Direktor Stéphane Gaillard dazu auf, unter der E-Mail-Adresse „[email protected]“ die Geschichten in absoluter Anonymität zu erzählen.

Gegen den renommierten Filmemacher André Téchiné („Wilde Herzen“, „Wir waren Zeugen“) und einen Casting-Direktor hat jetzt Francis Renaud wegen sexuellen Missbrauchs Strafanzeige erhoben.

Die Vorfälle sollen sich zwischen 1988 und 2004 ereignet habe. Téchiné, heute 80, hat sich dazu über seine Anwältin in der Zeitung „Le Parisien“ geäußert.

Er bedauere, ihn wegen seiner sentimentalen, ungeschickten verbalen Herangehensweise in Verlegenheit gebracht zu haben. Und weiter: Natürlich habe er sich damals geirrt, als er aufgrund seines Status als Regisseur nicht erkennen konnte, dass ihre Beziehung in Renauds Augen nicht auf Augenhöhe gewesen sei. Andererseits könne er heute nur sein Unverständnis über diese Strafanzeige äußern.

dpa

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