Samstag, 14. Oktober 2023

Schicksal Brustkrebs: „Auf die Wut folgte die Sorge um die Liebsten“

„Einmal mehr aufstehen als hinfallen“: Dieses Zitat von Winston Churchill trifft das Lebensmotto von Petra M. perfekt, wie sie selbst sagt. Vor rund einem Jahr erhielt sie die Diagnose Brustkrebs – und erzählt, wie sie damit umgegangen ist.

„Einmal mehr aufstehen als hinfallen“: Dieses Zitat von Winston Churchill trifft das Lebensmotto von Petra M. perfekt, wie sie selbst sagt. Vor rund einem Jahr erhielt sie die Diagnose Brustkrebs – und erzählt, wie sie damit umgegangen ist.

Petra (Name von der Redaktion geändert) hat in ihrem Leben bereits einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen, Todesfälle im engsten Familienkreis gehörten mehrmals dazu: „Irgendwie bin ich dadurch vielleicht auch ein Stück weit ,abgehärtet', es braucht schon viel, um mich wirklich aus der Bahn zu werfen“, erzählt die 48-jährige Burggräflerin.

„Ich dachte mir nichts Schlechtes dabei“

Doch im Dezember 2022 blieb die Welt auch für die stetige Optimistin stehen: „Alles begann damit, dass ich einen kleinen Knoten, der sich anfühlte wie ein großer Insektenstich, auf der Brust ertastete. Ich dachte mir nichts Schlechtes dabei, war aber ganz froh, dass ohnehin demnächst eine gynäkologische Kontrollvisite anstand“, so Petra.

Doch dann ging plötzlich alles Schlag auf Schlag: Die Gynäkologin schickte die zweifache Mutter sofort zu einer dringenden Mammographie, es folgten Ultraschalluntersuchungen und eine Stanzbiopsie im Krankenhaus Meran.

„Ich wusste, dass die Chancen bei Brustkrebs im Anfangsstadium gut sind“

Das Ergebnis der Biopsie traf rund 10 Tage später ein, für Petra „die Hölle“, denn die Ungewissheit war quälend. Ein klein wenig half ihr dabei, dass sie ein Zahlenmensch ist, beruflich hatte sie immer wieder mit Statistiken zu tun: „Ich wusste, dass die Chancen bei Brustkrebs im Anfangsstadium gut sind und dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb sehr fortschrittlich arbeitet, das beruhigte mich zumindest etwas.“



Als das Befundergebnis feststand, wurde Petra mit ihrem Mann zur ärztlichen Besprechung ins Krankenhaus eingeladen, bereits da war beiden klar, dass es sich um kein einfaches Gespräch handeln würde. „Es wurde uns ausführlich erklärt, dass es sich zwar um einen kleinen, aber bösartigen Tumor handelte, der hormonabhängig war“, so Petra.

„Brustkrebs wächst bei vielen betroffenen Frauen hormonabhängig“

Primar Herbert Heidegger des Brustgesundheitszentrums am Krankenhaus Meran, erklärt, was man darunter versteht: „Brustkrebs wächst bei vielen betroffenen Frauen hormonabhängig. Das bedeutet: Tumore tragen Andockstellen für die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Über diese sogenannten Rezeptoren regen die Hormone das Wachstum der Tumorzellen an. Die antihormonelle Therapie soll diese wachstumsfördernde Wirkung verhindern.“

Petras Reaktion war in erster Linie Wut - Wut auf ihr Schicksal, Wut auf eine weitere Prüfung, die ihr nun bevorstand: „Ich dachte mir – wie, das auch noch? Ich erinnerte mich auch an all das, was man immer über die Prävention sagte – man soll nicht rauchen, trinken, man soll gesund essen, Sport betreiben, die Kinder möglichst stillen, all das habe ich gemacht und jetzt sollte gerade ich trotzdem an Brustkrebs erkranken?“

„Wir standen kurz vor den Weihnachtstagen“

Auf Wut folgten Sorgen um die Liebsten: „Als mir gesagt wurde, ich müsse operiert werden, standen wir kurz vor den Weihnachtstagen. Ich wollte meiner Familie – wir haben zwei Kinder im Teenageralter – ein schönes Weihnachtsfest ermöglichen. Deshalb bat ich Primar Heidegger, den OP-Termin auf nach den Feiertagen zu verlegen“, so Petra.

Einige Tage nach Heiligabend dann die schwierige Aufgabe: es den Kindern beizubringen. Dass diese die Botschaft einigermaßen gefasst aufnahmen, lag sicher auch an der optimistischen Grundstimmung, in der sie ihre Mama sahen – „es war auch alles ganz unwirklich, im Unterschied zu einer „richtigen„ Erkrankung fehlte mir das Gefühl des Krankseins, es ging mir immer gut“, so Petra.

„Diese 4 Wochen waren schlimm für mich“

Den Eingriff selbst hat Petra zwar als körperlich wenig belastend, die Zeit danach aber psychisch als sehr schwierig in Erinnerung: Da das operierte Lymphknotengewebe analysiert werden musste, hieß es volle 4 Wochen zu warten, um mehr zu Art und Therapie des Tumors zu erfahren.

„Diese 4 Wochen waren schlimm für mich, obwohl ich immer versuchte, mich so gut wie möglich abzulenken“, so die bis dahin immer sehr aktive Patientin. Petra ging von Anfang an offen mit der Diagnose um – einzig ihre betagten Eltern wollte sie damit nicht belasten, weshalb sie auch gebeten hat, für dieses Interview einen anderen Namen verwenden zu dürfen - und erfuhr viel Hilfe und Zuspruch.

„Zunächst war ich wahnsinnig erleichtert“

Ende Jänner dann der Anruf: Die Lymphknoten sind tumorfrei, keine Chemotherapie notwendig, es wird mit Strahlen- und Hormontherapie behandelt. Für Primar Herbert Heidegger eine Wahl, die deshalb getroffen wurde, „weil eine (Anti)Hormontherapie neben Operation, Chemotherapie und Bestrahlung eine wichtige Behandlung bei Brustkrebs ist. Sie soll die Bildung oder Wirkung von Östrogenen blockieren.

Das Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen wird verhindert. Damit kann bei vielen Frauen das Risiko für einen Rückfall oder ein Fortschreiten der Erkrankung gesenkt werden.“

„Es klingt fast surreal, doch ich habe diese Zeit in guter Erinnerung“

„Zunächst war ich wahnsinnig erleichtert, weil ich keine Chemotherapie machen musste, konnte aber nicht einschätzen, was die anderen beiden Therapien für mich bedeuten würden.“ Bereits zwei Wochen später dann der erste von täglichen – über fünf Wochen dauernde – Strahlentermin im Dienst für Strahlentherapie des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
Jede Sitzung dauerte nur wenige Minuten, die Dosierung war aufgrund des jungen Alters der Patientin und der Tumorart hoch.

„Es klingt fast surreal, doch ich habe diese Zeit in guter Erinnerung“, so Petra. „Wir Patientinnen waren alles Leidensgenossinnen, alle, die dort arbeiteten, waren unglaublich nett und alles hat wie am Schnürchen geklappt, ich fühlte mich wirklich gut aufgehoben.“

Überhaupt möchte Petra eine Lanze dafür brechen, den Fachleuten zu vertrauen: „Ich habe kein einziges Mal nach meiner Diagnose “gegoogelt„, ich hatte immer Vertrauen und versuche auch heute noch, immer einen Schritt nach dem anderen zu machen. Und ich muss sagen – allen, denen ich im Laufe meiner Erkrankung im Sanitätsbetrieb begegnet bin, sind wahre Engel für mich.“

Auch als nach der Strahlentherapie Müdigkeit und Schlappheit als Nebenwirkungen auftraten, wurde sie an das Team der Komplementärmedizin des Gesundheitsbetriebes überwiesen; gezielte Akupunktur sorgte dafür, dass es ihr von Mal zu Mal besser ging.

Langsam ging es aufwärts, Petra konnte wieder zur Arbeit gehen und wird nun alle drei Monate engmaschig überwacht. „Man muss kämpfen, solange es geht, denn alles andere würde ich unverantwortlich finden gegenüber jenen, die diese Chance nicht haben.“

stol

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