Sonntag, 12. November 2023

Sorge tragen für das gemeinsame Haus...

„Sorge tragen für das gemeinsame Haus“: So lautete das Thema einer Tagung in der Brixner Cusanus-Akademie, zu der am Samstag, 11. November, das Katholische Forum in Zusammenarbeit mit dem „Katholischen Sonntagsblatt“ eingeladen hat. Es war Papst Franziskus, der in seinen beiden großen Enzykliken „Laudato sii„“ und „Fratelli tutti“ in eindrücklicher Weise auf die Bedeutung dieses „Sorge tragen für das gemeinsame Haus“ hingewiesen hat.

Zu einer Tagung unter dem Motto „Sorge tragen für ein gemeinsames Haus“ hatte das Katholische Forum in Zusammenarbeit mit dem „Katholischen Sonntagsblatt“ geladen. - Foto: © Cusanus Akademie

Im Eröffnungsreferat nahm Prof. Martin M. Lintner Bezug zum Tagesheiligen Martin von Tours. Er wies auf die besondere Symbolik der Geste der Mantelteilung hin. Das Teilen des Mantels sei mehr als ein Akt der Wohltätigkeit, sondern die unbedingte Anerkennung des Anderen, des Bedürftigen als Bruder oder Schwester. Damit schließt sich auch der Kreis zur Botschaft der Enzyklika.

Martin Lintner: „Gastfreundschaft ist als Gelegenheit zu sehen.“ - Foto: © Cusanus Akademie


„Fratelli tutti“: Wir finden unsere Identität nicht in der Abgrenzung zum Anderen, sondern in der geschwisterlichen Beziehung zum Anderen, zum Fremden, zum Schutzbedürftigen. Die Gastfreundschaft – so Lintner abschließend – sei als Gelegenheit zu sehen, das Geschenk der
Begegnung mit dem Anderen anzunehmen.

Wolfgang Pallaver ist Sozialethiker und stellt die Frage nach dem gerechten Frieden. - Foto: © Cusanus Akademie

Sorge tragen für Frieden und Gerechtigkeit

Der Sozialethiker Wolfgang Palaver erinnerte zunächst an die Aussage von Papst Franziskus, dass wir in einem Dritten Weltkrieg leben, der sich in fragmentierter Form seit längerem in unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen geografischen Zonen abspielt. Der Terrorismus ist ein Teil dieses Weltkriegs. Im Zentrum seiner Ausführungen stellte Prof. Palaver dann das Verhältnis von Frieden und Gerechtigkeit. Er plädierte dafür, die Frage nach dem gerechten Krieg in die Frage nach dem gerechten Frieden umzumünzen.

Ein solcher Friede umfasst soziale Gerechtigkeit und eine vorrangige Option für aktive Gewaltfreiheit. „Frieden muss auf Gerechtigkeit, auf ganzheitliche Entwicklung, die Bewahrung der Schöpfung, die Beteiligung aller am öffentlichen Leben, auf das Vertrauen zwischen den Völkern, auf Zugang zu Bildung und Gesundheitswesen, auf Dialog und Solidarität gegründet sein.“ Im Krieg zwischen den Menschen wurzele der Krieg gegen die Schöpfung, schloss Palaver seinen Vortrag.

Doris Helmberger: „Das gemeisame Verständnis wohin sich eine Gesellschaft entwickeln soll geht verloren.“ - Foto: © Cusanus Akademie

Sorge tragen für das öffentliche Wort

Doris Helmberger, Chefredakteurin der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“, rief einige kirchliche Dokumente in Erinnerung, die die Rolle der Medien und die Bedeutung des öffentlichen Worts thematisiert haben - zuletzt im Synthesebericht der Weltsynode, wo es um die digitale Welt geht und die Frage, wie dieser „Online-Raum“ spirituell lebensfördernd gestaltet werden kann.

In ihren Ausführungen zeichnete sie ein düsteres Bild einer Mediendemokratie in Krise: Desinformation, durch Algorithmen verstärke Emotionen, Hassbotschaften und öffentliche Empörung, Komplizenschaft zwischen aggressiven Populisten und einem Spektakelfernehen, Misstrauen gegenüber traditionellen Medien sind einige Stichworte dazu.

Referierende und der Vorstand des Katholischen Forums. Von links: Irene Vieider, Sonja Reinstadler, Wolfgang Palaver, Doris Helmberger, Martin Lintner, Angelika Mitterrutzner, Franz Tutzer und Werner Atz. - Foto: © Cusanus Akademie



Die gemeinsame Öffentlichkeit, das gemeinsame Verständnis dafür, wohin sich eine Gesellschaft entwickeln soll, geht verloren, so Helmberger. Gefordert sei die Politik auf EU-Ebene, um ein gemeinsames Vorgehen gegen diese zerstörerischen Tendenzen zu erzielen. Gefordert seien auch die traditionellen, klassischen Medien, indem sie mit Transparenz und Fakten-Checks ihre Qualität sicherstellten. Sie schließt mit der Forderung des Medienethikers Bernhard Pörksen, der einen Übergang von der digitalen zur redaktionellen Gesellschaft fordert. Ein Baustein dazu könne eine systematische Medienbildung in den Schulen sein.

Die Tagung schloss am Nachmittag mit einer Podiumsdiskussion ab: Majda Brecelj von der Bewegung „Fridays for Furture“, Heiner Oberrauch vom Unternehmerverband, Generalvikar Eugen Runggaldier, Claudia Plaikner vom Heimatpflegeverband und Verena Dariz von der Organisation für Eine solidarische Welt (OEW) stellten sich den Fragen der Moderatorin Jutta Wieser.

stol

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