Freitag, 22. Dezember 2023

Von „Christkindern“ und Silvesterbabys

Wann ein Baby das Licht der Welt erblickt, das lässt sich (meistens) nicht planen – da kommt es auch vor, dass eine kleine Erdenbürgerin oder ein kleiner Erdenbürger am Heiligabend oder in der Silvesternacht zur Welt kommt. Das Hebammenteam im Krankenhaus Meran ist natürlich rund um die Uhr dafür gerüstet.

Ladys in red: Die Hebammen Vanessa Augschöll , Emanuela Imparato, Judith Quade, Koordinatorin Sabine Anrater und Greta Crocco (v.l.n.r.)

Hebamme Emanuela übt ihren Beruf im Südtiroler Sanitätsbetrieb seit sieben Jahren aus, für sie ist es kein Problem, auch an den Weihnachtstagen oder an Silvester im Einsatz zu sein: „Heuer werde ich am Heiligabend im Dienst sein, mein Turnus dauert von 07:00 bis 19:00 Uhr, wir arbeiten immer an drei Tagen, danach haben wir drei Tage frei“, erklärt die junge Frau.

Ein Turnusprogramm für Weihnachten und Silvester, in dem sich Jede selbst eintragen kann, garantiert so viel Eigenbestimmung wie möglich, darauf legt Hebammen-Koordinatorin Sabine Anrater Wert.

Manchmal bleiben die Häppchen auch stehen

Statistisch gesehen werden in dieser Zeit zwei bis drei Babys das Licht der Welt erblicken, also viel Arbeit für Emanuela und ihre zwei weiteren Kolleginnen, die die Gebärenden im Laufe dieser Zeit begleiten. „Geburten lassen sich nicht planen, deshalb weiß man nie genau, wie vielen „Christkindern„ man bis zum Schluss in die Welt hilft. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jedoch Heiligabend 2020, mitten in der Corona-Pandemie, an dem gleich fünf Babys geboren wurden, das war wirklich hektisch…“

Und die Koordinatorin erinnert sich, dass die kleinen, von den Kolleginnen mitgebrachten Häppchen im Aufenthaltsraum der Hebammen, bis zum Schluss unberührt blieben – „die hat dann der Nachtdienst-Turnus verspeist“, erinnern sich die Betroffenen mit einem Lachen zurück.

„Ein Baby am Heiligabend ist sicher nicht der Wunschtermin“

Und wie reagieren die Frauen, wenn sie an diesem ganz besonderen Tag in den Kreißsaal müssen? „Wenn sie vorher wissen, dass ihr Geburtstermin auf den Heiligabend fallen könnte, sagen die meisten Schwangeren “bitte lei nit am Heiligabend’, besonders Frauen, die bereits kleine Kinder zu Hause haben. Sie möchten ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest ermöglichen, deshalb versucht man auch meistens, geplante Eingriffe wie einen Kaiserschnitt oder eine Einleitung der Geburt, falls nicht unbedingt medizinisch notwendig, auf den Tag davor oder danach zu verschieben“, so Anrater.

Wenn die Schwangeren dann jedoch im Kreißsaal sind, sind diese Gedanken meist verschwunden, Mutter Natur sorgt dafür, dass sich die Gebärenden auf sich selbst konzentrieren. „Heiligabend als Geburtstermin ist sicher nicht das Wunschdatum der meisten Mamis, aber an Silvester merken wir noch deutlicher, dass viele Frauen nicht die Aufmerksamkeit möchten, die ihnen ein Neujahrsbaby bescheren würde.“ Das Hebammenteam sieht es etwas lockerer, „dann gratulieren wir halt gleich zweifach!“

„Google-Translate ist unser Freund“

Aber in Zeiten, in denen auch Menschen aus anderen Kulturen den Kreißsaal aufsuchen, haben auch nicht alle Frauen einen besonderen Bezug zu diesen Tagen – „für Menschen aus der islamischen Welt z.B. ist Heiligabend ein Tag wie jeder andere.“

Dabei ist das 26-köpfige Hebammenteam mittlerweile sehr erfahren im Umgang mit Menschen aus allen Teilen der Welt: „Ob Touristinnen, geflüchtete oder eingewanderte Frauen, sie alle kommen zu uns. In manchen Kulturkreisen halten sich die Väter eher zurück, begleiten aber ihre Frau in den Kreißsaal. Manchmal steht den Frauen dann eine Freundin oder Schwester zur Seite, das ist für uns ganz besonders wichtig, wenn die Gebärdende sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht mit uns verständigen kann. Aber Google-Translate (ein Übersetzungsprogramm) ist unser Freund und Helfer“, so Emanuela.

Auch viele Bräuche aus anderen Ländern sind den Hebammen meist nicht mehr fremd: So komme es vor, dass einem Baby Geldscheine in die Krankenhauswiege gesteckt werden, das soll in einigen Kulturen Glück bringen. „Wir lernen viel“, bestätigen alle unisono. Auch, dass manche Frauen es vorziehen, dass ihr Kind am besten gleich sauber gebadet und angezogen zu ihnen gebracht wird – „normalerweise legt man das Neugeborene direkt nach der Geburt der Mutter an die Brust, denn das fördert die intensive Bindung, aber wir versuchen natürlich, die Wünsche so gut es geht zu erfüllen“, so Anrater, die ihren Beruf seit 33 Jahren ausübt.

Eine besondere Atmosphäre

Falls sich doch noch ein wenig Zeit ausgeht am Heiligabend oder zu Silvester, so treffen sich die Diensthabenden der Abteilung zu einem kurzen Ratscher und um Glückwünsche auszutauschen. Manch dankbare Patientin, aber auch mancher Kollege, überreicht dem Hebammenteam einen bunten Blumengruß, der im kleinen Aufenthaltsraum für noch mehr Weihnachtsfeeling sorgt. „Wir feiern dann doppelt, sofern es geht – einmal zuhause vor oder nach dem Dienst – und einmal natürlich mit unseren frischgebackenen Müttern!“

sabes/stol

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