Samstag, 19. August 2023

Was tun gegen Femizide? Das sagen die STOL-Leser

Italienweit stirbt jeden zweiten Tag eine Frau durch die Hand eines Mannes. Wir haben die STOL-Leser nach ihrer Meinung gefragt: Wieso werden Frauen in diesem Land nicht besser geschützt? Wie könnten solche Morde verhindert werden? Die Zahl an Zusendungen war überwältigend. Hier veröffentlichen wir nun eine Auswahl.

Hier lesen Sie Teil 1 der Meinung der Leser zum Thema „Was tun gegen Femizide?“.

„Beileid der Familie“

„Zuerst möchte ich der Familie mein Beileid aussprechen. Ich glaube es ist an der Zeit, dass endlich etwas unternommen wird. Unsere Gesetze müssen sofort geregelt werden, mittlerweile gibt es fast jede Woche Gewalt gegen Frauen, finde es einfach nur mehr traurig.“

Annamaria Huber

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„Ich war kaum in der Lage, Hilfe zu rufen: Schaut hin“

„Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich in der toxischen, gewaltvollen Beziehung mit dem Vater meiner beiden Kinder kaum in der Lage war, nach Hilfe zu rufen.

Ich war 4 Jahre lang ökonomisch und psychisch abhängig von einer narzisstischen und süchtigen Person, welche meine Schwachpunkte genau kannte und diese auch ausnutzte.

Ich habe mir oft gewünscht, von Nachbarn, Verwandten oder Bekannten gesehen oder gehört zu werden. Ich hatte Angst, ständig dieser Druck, jeden möglichen Konflikt zu vermeiden.

Ich appelliere an jede einzelne Person: Schaut hin! Ich weiß, es ist nicht einfach, man möchte sich nicht einmischen. Aber solltet ihr eine Situation beobachten, welche euch fraglich vorkommt, hört auf wegzuschauen! Seht genauer hin, bietet Hilfe an oder ruft die Ordnungshüter.

Ich war sehr erstaunt und dankbar, als mir in der Kaserne gesagt wurde, ein Nachbar hatte bereits einmal Bericht erstattet. Leider durften die Carabinieri in diesem Fall nicht einschreiten. Ich finde es trotzdem jetzt für mich sehr wichtig und hoffe es wird sich diesbezüglich rechtlich schnell etwas ändern, damit unsere Rechte verteidigt werden können, auch wenn wir selbst oft erstarrt in einer Notsituation gefangen sind.“

Vom Ritten

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„In Gesellschaften, in denen die Care-Arbeit zu gleichen Teilen zwischen Männern/Vätern und Frauen/Müttern aufgeteilt wird, gibt es nachweislich weniger Femizide. Je gleichberechtigter eine Gesellschaft auf allen Ebenen (Arbeit, Familie, Politik...) funktioniert, umso weniger Abhängigkeiten entstehen. Der beste Präventionsweg für Frauen ist eine gute Ausbildung, um wirtschaftlich unabhängig vom Partner zu sein bzw. zu bleiben. Für Südtirol bleibt da noch ganz viel zu tun in Punkto echter Gleichberechtigung. Hier ist eine Änderung der Haltung in vielen Köpfen notwendig.“

Elisabeth Hammer, Feldthurns

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„Beschützt unsere Frauen und erzieht unsere Männer“

„,Es wird ein Mädchen‘, stellte die Gynäkologin fest und besiegelte damit ihr Schicksal: geringere Löhne als Männer, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Diskriminierung, Femizid. So lautet das Urteil, das jede Frau tagtäglich belasten, beschäftigen und verängstigen wird. Während das Urteil, das den Mann trifft, der eine Frau vergewaltigt, belästigt oder gar tötet, wie folgt lautet: ,Vorwurf der sexuellen Belästigung wird fallengelassen: Übergriff dauerte keine 10 Sekunden‘, ,Mann verprügelt Frau und lässt sie in der Kälte liegen. Ein Fall von schwerer Körperverletzung mit Todesfolge. Fazit: keine Tötungsabsicht‘ oder ,Partner tötet seine schwangere Freundin. Sein Kommentar dazu: Ich habe ohne einen Grund agiert. Ich war gestresst, da meine Affäre ans Licht gekommen war.‘ Und doch schreit die Welt nach jedem weiteren Femizid auf. Wie kann es sein, dass in Italien allein im Jahr 2023 schon über 70 Frauen getötet worden sind? Viele Politiker machen sich diesen Aufschrei zu eigen, um ihre ,Ausländer raus‘-Kampagne aufrechtzuerhalten oder um sich die Stimmen der Frauen bei den nächsten Wahlen zu sichern. Doch was braucht Italien wirklich? Aus meiner Sicht, der Sicht einer jungen Frau, lautet die Antwort darauf: Prävention, Aufklärung und härtere Strafmaßnahmen. Ich spreche nun vor allem Institutionen mit Erziehungscharakter an. Ihr habt die Möglichkeit Kindern zu zeigen, was es heißt, sich in einer Gesellschaft respektvoll gegenüberzutreten, jungen Frauen ihre Stärken, ihre Rechte und ihren Wert aufzuzeigen und klarzustellen, dass Gewalt in keiner Form erduldet werden darf und dass sie nicht auf sich allein gestellt sind. Helft der nächsten Generation an Frauen sich Hilfe zu suchen, ihren eigenen Wert kennenzulernen und die verschiedenen Arten von Gewalt frühzeitig zu erkennen. Helft aber auch den jungen Männern den richtigen Weg zu gehen. Lehr sie, ihre Emotionen richtig einzuordnen und mit ihnen umgehen zu können. Beschützt unsere Frauen und erzieht unsere Männer.“

Hannah Mair, Kurtatsch

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Meiner Meinung nach leben wir noch immer in einer relativ patriarchal geprägten Gesellschaft, in welcher manche Männer Frauen als nicht gleichwertig betrachten und/oder teils als ihren Besitz empfinden. Eine Trennung wird oft als narzisstische Kränkung erlebt und leider nicht immer gewaltfrei akzeptiert.

Agnes Kreithner

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„Gesetze sind nicht streng genug“

„Meiner Meinung nach sind die Gesetze nicht streng genug.Wenn das so weitergeht und jeder für unzurechnungsfähig erklärt wird, werden immer diejenigen verlieren, die versuchen, vernünftig das Problem zu lösen. Nach ein paar Jahren kommen Mörder wieder frei. So etwas dürfte es nicht geben. Lebenslang hinter Gitter mit solchen Verbrechern! Ausländer sollen in ihre Heimat abgeschoben und dort inhaftiert werden, sonst müssen wir Steuerzahler für deren Lebensunterhalt auch noch bezahlen.“

Rosmarie Pichler, Meran

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„Bei einer Ministerpräsidentin und einer Südtiroler Senatorin sowie sicherlich vielen juristisch kompetenten Frauen in Italiens Politik müsste es wohl möglich sein, endlich die Gesetzte zu reformieren. Ein Verbrechen an Frauen und Mädchen muss hart bestraft werden, so wie es auch bei Alkoholmissbrauch im Straßenverkehr möglich ist. Der Staat muss heute und nicht morgen eingreifen (so wie bei Corona, wo ein neues Dekret innerhalb weniger Tage in Kraft gesetzt wurde). Das Thema Femizid sollte zudem nicht unter den Tisch gekehrt werden, sondern die Gesellschaft sollte sensibilisiert und informiert werden. Meist ist der Mord an einer Frau nur der Höhepunkt von vielen Ereignissen, welche von der Gesellschaft und der Politik ignoriert werden.“

Raimund Dorfmann

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„Unterbesetzung der Justiz“

„Ich finde, dass zum einen die Gesetzte verschärft bzw. neu ausgearbeitet werden müssten. Andererseits sollen auch die Opfer früher oder schneller reagieren. Ich finde diese Vorfälle als Zeichen der Veränderung der Gesellschaft. Was die gesetzliche Lage betrifft, habe ich vor kurzem auch von einer Juristin gehört, dass die Justiz gesamtstaatlich allgemein Schwierigkeiten hat – zum Beispiel wegen Unterbesetzung.“

R. O.
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„Laut meiner Einschätzung muss das Gericht intervenieren, sobald eine Anzeige erstattet wird. Die Gesetze müssen so angepasst werden: Die Angreifer dürften sich nachher nicht mehr frei bewegen können.“

R. Z.

Anmerkung der Redaktion: In einem Rechtsstaat gilt bis zum rechtskräftigen Nachweis der Schuld die Unschuldsvermutung für den Beschuldigten.

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„Frauen aktiv schützen“

„Meiner Meinung nach muss der gesamten Gesellschaft anhand einer großangelegten und dauerhaften Werbekampagne vermittelt werden, dass Frauen keine untergeordneten Wesen, sondern gleichwertige Partnerinnen des Mannes sind.

Sie haben viele Eigenschaften, wie Empathie, Feinfühligkeit und Fürsorglichkeit, die der Gesellschaft zugute kommen und die als solche aktiv geschützt und anerkannt werden sollten. Die körperliche Überlegenheit des Mannes darf niemals zum Schaden von Frauen, sondern vielmehr zu deren Unterstützung genutzt werden. Die Gesellschaft kann nur durch ein gleichwertiges Nebeneinander und durch gegenseitigen Respekt und Wertschätzung wachsen.

Ich glaube nicht, dass es zielführend ist, die Gewalt an Frauen als kulturelle Eigenart von Ausländern zu schmälern. Unsere Landsleute haben leider auch immer noch viel zu oft dasselbe Problem.“

Christina Baumgartinger

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„Es ändert sich nichts“

„Die Aufschreie und Bestürzung bezüglich der allgemein verbreiteten – unterschwelligen oder offenen – Gewalt gegen Frauen (sei es emotional, psychisch oder physisch) flammen immer wieder einmal auf (wie derzeit), aber es ändert sich nichts, im Gegenteil. Weil sich an der Basis nichts ändert.

Latente oder offene Verachtung, alles andere als Gleichstellung, am herrschenden Patriarchat hat sich immer noch nicht tiefenwirksam etwas geändert – es gibt nach wie vor zu viele Köpfe, denen die alten Systeme, vermeintliche Rechte und Besitzansprüche, auch heute noch implantiert werden. Außerdem ist breitflächig in Film und Fernsehen die Gewalt an Frauen präsent und anscheinend normal und allgemein akzeptiert (nicht nur in Krimis geht es ständig um Vergewaltigung, Mord, Verfolgung, Bedrohung, Verletzung, Missbrauch aller Art, Psychoterror usw. gegen Frauen) – da solche Machwerke nicht eliminiert oder komplett zensiert werden.

Stattdessen ist es Alltag – am Bildschirm, zu Hause, auf den Straßen. Und auch weiterhin wird die Frau als Objekt und Opfer gepflegt (Werbung und Film) oder noch immer oft genug als relativ hirnloses Wesen dargestellt, das über Haare, Haut und Zurschaustellungsklamotten nicht hinausdenkt.

Wie soll da eine neue Kultur, eine andere Gesellschaft entstehen? Unmöglich. Und weiterhin kommen viele Testosterongesteuerte nicht mit einem Nein, einer Zurückweisung, einer Weigerung, dem Verlassenwerden etc. klar.

Manchmal glaubt man wirklich daran, dass der Urmensch mit seinem (völlig zutreffenden) Glauben, dass alles in seiner Welt beseelt ist und daher Respekt, Achtung, Pflege und Würdigung verdient, bessergestellt war, als wir heutigen.“


Sabine Schmid, Tschars

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Alle Theorien gut und recht, aber wenn jemand total ausrastet, wird sich so etwas,was auch in dem Maße nicht vorhersehbar ist, kaum verhindern lassen, leider.

Richard Niedermair

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„Bei Grenzüberschreitungen sofort reagieren“

„Alles, wo einmal die Grenze überschritten wurde, wird wieder passieren! Es bleibt nie bei einem Mal. Deswegen muss sofort geprüft und im Falle sofort reagiert werden. Es sind immer Wiederholungstäter.

Nach einer Anzeige sind die Täter noch mehr gekränkt und deswegen noch schlimmer. Und ich glaube, 99 Prozent der Menschen fällt es schwer, eine Anzeige zu machen und haben Angst. Wenn sie schon die Anzeige machen, muss es ganz besonders schlimm sein. Man muss sofort reagieren. Die Gesetzte sind zu schwach!“

Roland Alber

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„Schon bei den Kindern anfangen“

„Wir müssen unseren Kindern Respekt beibringen, Grenzen aufzeigen und ihnen täglich ein gutes Vorbild sein; das ist die beste Basis für eine gute Beziehungsfähigkeit später im Erwachsenenalter. Kinder müssen früh lernen, dass Gewalt keine Lösung ist. Lösungsorientierte Kommunikation, das Miteinander-Reden, auch mal ein Nein zu akzeptieren, Deeskalation usw. sind wichtige Instrumente und sollten vielleicht als Lernfach in Oberschulen eingeführt werden.

Dies als Anregung. Bevor es zur Eskalation und zu einem Mord kommt.
Und hier sind wir alle mitverantwortlich, etwas zu bewegen. Hinschauen und handeln.“

Sabine Kaufmann, Bozen

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Ich selbst bin eine 24-jährige Frau. Ich versuche stets alles selbst zu erledigen und weiß, dass ich eigentlich (fast) alles selbst schaffen kann, was ich will, wenn es mich auch manchmal etwas mehr Kraft kostet als einen Mann. Ich mag es nicht, wenn Männer mich so behandeln, als könnte ich es nicht allein hinkriegen. Genau diese Einstellung verhilft mir meiner Meinung nach, dass ich nicht abhängig von Männern bin und diese mich auch nicht so ansehen.

Ich sehe aber bei anderen Frauen, dass diese sich selbst für gewisse Dinge zu schwach ansehen und sich auch nicht die Mühe machen, es zu versuchen. Sie ordnen sich praktisch selbst schon unter. Das ist sicher nicht ihre Schuld und kein Freischein der Frau etwas anzutun, aber ich möchte damit sagen, dass wir die Erziehung ändern müssen.

Von klein auf werden einem Mädchen Grundsätze eingeprägt wie: „Das ist zu schwer, da muss ein Mann helfen“, „Dafür sind wir Frauen nicht gemacht“, „Da musst du dir von einem Mann helfen lassen“. Und Jungs werden darauf geschult Frauen immer zu helfen und sie ja nicht zu schwer tragen oder arbeiten zu lassen. Ich denke dort liegt das Problem.

Man muss das anders angehen. Jedem Kind soll gelehrt werden, es kann alles oder sollte es wenigstens versuchen, egal ob Mann oder Frau. Und wenn man mal zu wenig Kraft hat, dann bittet man jemanden um Hilfe, auch hier ist es egal, ob einen Mann oder eine Frau. Ich denke, das würde vieles in den Köpfen von Männern und Frauen verändern und das gesamte Zusammenleben der Geschlechter würde sich langfristig verändern. Man würde dann auch nicht mehr von Femiziden sprechen müssen, sondern von Mord, denn diese wird es leider immer geben.
Schlimm ist, dass diese Morde als Unterdrückung der Frauen angesehen werden müssen und das muss sich ändern.

M. C.

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„Respekt und Selbstwertgefühl“

„Ich wäre dafür, ein Unterrichtsfach in den Schulen einzuführen, wo den Buben schon im Kindesalter Respekt und Gleichwertigkeit den Mädchen gegenüber beigebracht wird. Ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird, indem ihnen beigebracht wird, dass es keine Schande ist, einer Frau auch mal unterlegen zu sein. Das wäre angesichts der immer größer werdenden Anzahl von Migrantenbuben, die das zu Hause nicht vorgelebt bekommen, dringend notwendig.“


Margit Haller, Nals
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„Gefahr unterschätzt“

„Wenn ich die Berichte richtig verfolgt habe, wurde Celine in der Wohnung des vermeintlichen Täters gefunden, und ich denke nicht, dass sie mit Gewalt dort hingebracht wurde. Das heißt, sie hat wie viele andere traurige Opfer die Gefahr unterschätzt. Denn auch wenn ein Mann immer wieder gewalttätig wird, einen Mord traut man ihm trotzdem nicht zu.

Ob er diesmal geplant war, oder aus dem Affekt heraus geschehen ist, wissen wir noch nicht. Doch falls ein Mann plant, seiner ehemaligen Freundin etwas anzutun, ist es sehr schwer, dies zu verhindern. Man kann nicht alle Männer einsperren, gegen die eine Anzeige erstattet wurde.

Man müsste das Rollenverständnis der Männer durch Erziehung verändern, und das ist sehr schwierig und dauert viele Jahre. Und auch dann wird es immer wieder den einen oder andern Fall wie diesen geben.
Der Justiz kann man in diesem Fall, meiner Meinung nach, jedenfalls keinen Vorwurf machen.“

Robert Rossi

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„Selbstschutz als Prävention“

„Der Mord an einer Frau ist durch nichts zu rechtfertigen.

Der beste Schutz für eine Frau nützt nichts, wenn eine Frau trotz erstatteter Anzeige wegen Gewalttätigkeit die Wohnung (!) ihres Ex-Freundes und mutmaßlichen Mörders betreten und sich dort mit ihm alleine aufgehalten hat.

Als Prävention muss daher auch vor allem der Selbstschutz, gegebenenfalls unter Mitwirkung der Eltern, mit einbezogen werden.“

Heike Duschanski, Meran

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Seltsame Frage, aber ich denke Frauen müssten einfach physisch stärker sein. z. B. bei einem Selbstverteidigungskurs wissen wie man Männer in die Eier tritt. Klingt doof, aber schlussendlich geht es hier um physische Gewalt, die entsprechend nur physisch „beantwortet“ werden kann.

A. C.

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„Gesetz verschärfen“

„Bis das Gesetz abgeändert wird, wird es immer wieder passieren, dass solche tragischen Fälle vorkommen. Es muss verschärft werden, sobald jemand eine Anzeige wegen Stalking, häuslicher Gewalt oder Drohungen hat, muss er in Gewahrsam kommen und nicht frei herumlaufen können.“

D. A. K., Neumarkt

Anmerkung der Redaktion: In einem Rechtsstaat gilt bis zum rechtskräftigen Nachweis der Schuld die Unschuldsvermutung für den Beschuldigten.

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„Bei Anzeige sofort Sozialdienste informieren“

„Ich glaube, dass in solchen Fällen die Polizei oder Carabinieri, die die Anzeige entgegengenommen haben, umgehend die Sozialdienste informieren müssen.

Diese wiederum müssen dringend die betroffene Frau aufsuchen, ihr soziales Umfeld erfassen und Familie und Freunde vorladen und unter Beisein eines spezialisieren Psychologen besprechen, welche Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Frau getroffen werden müssen.

Der Täter, der angezeigt wurde, muss umgehend in Gewahrsam genommen werden und einem psychiatrischen Team zur Untersuchung übergeben werden.“

I. W., Tramin

Anmerkung der Redaktion: In einem Rechtsstaat gilt bis zum rechtskräftigen Nachweis der Schuld die Unschuldsvermutung für den Beschuldigten.

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„Mädchen müssen schon in der Mittelschule über andere Kulturen, die Frauen betreffend, aufgeklärt werden. Schärfere Gesetze sind unbedingt notwendig.“

Anna Brunner, Meran

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„Wir tun zu wenig für die Kinder“

„Ich bin verheiratet, Mutter von 4 Kindern und der Meinung, dass wir uns gesamtgesellschaftlich verändern müssten, um solche und andere Aggressionen vermeiden zu können. Wir tun aber z. B. genau dort, wo wir anfangen müssten – im Kindesalter – viel zu wenig dafür. Die Elternhäuser sind vielfach zerrüttet und manche Eltern sind so sehr mit ihren eigenen Problemen oder ihrer Selbstverwirklichung beschäftigt, dass sie den Kindern schwer ein gutes Vorbild für gute Partnerschaft sein können. Dazu gibt es viele Alleinerzieher, die noch mehr gefordert sind, alles zu meistern.

In die Schule gehen aber alle Kinder, und dort könnten wir ansetzen – da könnten wir echt was voranbringen.

Wir plagen Kinder stattdessen in der Schule stundenlang mit mathematischen Formeln oder anderen spezifischen Wissensinhalten, die sie nie im Leben in ihrer Berufslaufbahn benötigen werden und die auch dem Zusammenleben in der Gesellschaft wenig dienen. Würden wir anfangen, die Lehrpläne zu entrümpeln, dann würden wir jede Woche mehrere Stunden gewinnen, die wir für Teambuilding und praktische Anwendung von den wirklich wichtigen Themen und Inhalten des Lebens aufbringen könnten. Der Schärfung des Hausverstandes sollte auch mehr Zeit zukommen dürfen. Unsere Gesellschaft würde sich beginnen zu verändern, Zivilcourage und Interesse für Mitmenschen und Gemeinschaftssinn würden gestärkt.

Nur mit noch mehr Regeln, Verboten, schlauen Feststellungen werden wir die Welt nicht verändern. Und mit dem ganzen Genderwahnsinn werden wir Frauen vor Übergriffen auch nicht retten. Gleichberechtigung sollte man aus meiner Sicht nicht erzwingen wollen, sondern von Grund auf sensibilisieren und erarbeiten, sodass es verstanden wird. Dann wird es auch gern gemacht und als selbstverständlich gesehen. Irgendwie tun wir aber nichts dafür, weil es wahrscheinlich mühsamer erscheint, als ein neues Verbot oder eine neue Regel zu erfinden. Die Anzahl der Femizide und die Steigerung der Gewalt unter Jugendlichen sollte uns doch endlich aufwachen lassen, dass wir es mit der Art und Weise, wie wir jetzt agieren, nicht lösen können. Warum halten wir daran fest, wenn wir sehen, dass es nicht funktioniert. Ist das nicht dumm? Wir müssen handeln. Jetzt. Zeit für Veränderung.“

Ursula Plaickner


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Tobias Griessmair
19. August 2023 17:16
Der Staat und die Kultur sind die falschen Ansatzpunkte für diese Diskussion. Kein Mensch ist für mehr Morde an Frauen oder Männern. Wie bereits andere Leser angemerkt haben, passiert die große Mehrzahl gewalttätiger Übergriffe im Privaten, wo der Staat richtigerweise NICHTS zu suchen hat (Schutz der Privatsphäre, individuelle Freiheit etc.) solange keine Straftat besteht.
Es gibt niemanden in unserer Gesellschaft, der Mord nicht verurteilt. Es gibt kein "Patriarchat", das über Einzelschicksale von Frauen entscheidet und Frauen klein halten will. Frauen und Männer sind gleichberechtigt, da sind wir uns alle einig. Es gibt auch keinen Stammtisch an dem sich Männer treffen und zustimmend über häusliche Gewalt reden.

Hier bestehen keine Zweifel, wir sind uns in unserer Gesellschaft ALLE einig, dass Mord schlecht ist und häusliche Gewalt nicht existieren sollte. Wenn wir dieses Statement ernsthaft nicht legitim finden, dann haben wir tatsächlich Probleme als Gesellschaft.
Tobias Griessmair
19. August 2023 17:18
Addendum zu meinem vorausgehenden Kommentar:

Solche Diskussionen scheinen oft mit einem implizierten Generalverdacht der Männer zu beginnen. Die zitierten 70 Morde an Frauen in Italien bis dato im Jahr 2023 sind allesamt tragisch, aber das hat nichts mit einer frauenverachtenden Kultur zu tun, das ist eine tragische Summe von Einzelfällen.