Samstag, 20. Mai 2023

Wenn Tierliebe blind macht, stolpern wir über viele Probleme

„In Sachen Tierschutz ist noch viel zu tun. Keine Frage. Aber der Mensch darf sich nicht auf die gleiche Stufe stellen wie die Tiere und sich von ihnen Lebensraum nehmen und bedrohen lassen“, schreibt „Dolomiten“-Chef-vom-Dienst Martin Lercher in seinem Kommentar.

„Vernünftiger Tierschutz hört da auf, wo der Mensch dümmer handelt als Tiere“, schreibt Martin Lercher in seinem Kommentar. - Foto: © shutterstock

Lasst eine Pfarrei 20 Jahre ohne Priester, und sie werden dort Tiere anbeten: Das soll der heilige Pfarrer von Ars im 19. Jahrhundert gesagt haben. Der erste Teil des Satzes ist ein anderes Thema. Aber zumindest die zweite Hälfte des Zitats ist schon mal einen Gedanken wert. Tierschutz scheint für einige inzwischen eine Art Ersatzreligion. Mit dem Glauben an das unendliche Gute im Tier, dem alle Macht gegeben werden müsse auf der Erde. Und wehe dem, der daran nicht glaubt!

Beispiele für völlig überzogene Tierliebe gibt es genug. Haustiere werden regelrecht vergöttert, wir erleben einen wahren Tanz um den goldenen Hund und die goldene Katze! Aber schauen wir vor die Haustür: Sind nicht auch Wolf und Bär im Namen des Tierschutzes praktisch unantastbar? Auch wenn sie uns gefährlich auf die Pelle rücken, reihenweise andere Tiere und sogar Menschen töten?

Vernünftiger Tierschutz hört da auf, wo der Mensch dümmer handelt als Tiere.
Martin Lercher


Wenn ich damals in der Theologievorlesung zur Schöpfungsgeschichte aufgepasst habe, dann hat der Mensch den Auftrag, sich die Erde „untertan“ zu machen. Dieser Begriff wird leider nicht in der ursprünglichen und tiefen Bedeutung des Wortes verstanden. „Untertan machen“ bedeutet, dass der Mensch in der Sprache der Heiligen Schrift der König der Schöpfung ist – aber König im besten Sinne des Wortes. Er hat in diesem Amt darauf zu achten, dass alle „Untertanen“ ihren Lebensraum haben, dass sie in Sicherheit leben können und die Schwächeren nicht unterdrückt und ausgebeutet werden. „König Mensch“ hat diesen Auftrag gerade auch für die Tiere.

Und ja, er erfüllt ihn leider sehr schlecht. Er vernichtet ihren Lebensraum, behandelt sie brutal, beutet sie aus. In Sachen Tierschutz ist noch unendlich viel zu tun! Wer sich darum kümmert, verdient Unterstützung und Anerkennung.

Aber „König Mensch“ darf sich nicht auf die gleiche Stufe mit Tieren stellen, sich von ihnen den Lebensraum nehmen und bedrohen lassen. Sind wir nicht schon soweit? Wenn mir Wanderer sagen, dass sie bestimmte Gegenden in unserem Land meiden, weil man ja nie weiß, welcher Bär da gerade unterwegs ist. Oder wenn unsere Nutztiere weniger ins Freie und vielleicht schon bald nicht mehr auf die Alm dürfen, weil dort Wölfe wüten? Fundamentalistische Tierschützer wollen sogar die Jagd „abschießen“, obwohl etwa zu viel Rotwild enorme Schäden im Wald anrichtet.

Kurzum: Vernünftiger Tierschutz hört da auf, wo der Mensch dümmer handelt als Tiere. Denn diese verteidigen sehr wohl ihren Lebensraum mit Klauen und Zähnen. Und wir sollen uns freiwillig einschränken lassen von Tieren?

Tierliebe darf nicht blind machen! Sonst stolpern wir von einem Problem in das nächste.

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ler

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