Für viele Vereine zeigt sich derzeit, welche Spuren die Coronakrise hinterlassen hat: Mitglieder ließen sich nur schwer motivieren, wieder an den Proben und Auftritten teilzunehmen Besonders die Männerstimmen fehlen zunehmend, sagte jüngst Heinrich Walder, Vorsitzende des Verbandes der Kirchenmusik, <a href="https://www.stol.it/artikel/kultur/musik/maennermangel-in-den-kirchenchoeren-dabei-geht-das-singen-tief-ins-herz" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">im Interview.</a> Mit Michael Hildgartner vom Männerensemble „StimMen“ hat STOL über dieses Phänomen gesprochen. <b><BR /><BR />STOL: Das Männerensemble „StimMen“ ist aus dem Südtiroler Landesjugendchor hervorgegangen. Seit fast 10 Jahren machen Sie zusammen Musik – viele der Sänger leben außerhalb des Landes und kommen für Proben und Auftritte eigens nach Südtirol: Was motiviert sie?</b><BR />Michael Hildgartner: Das Besondere am Projekt „StimMen“ ist sicherlich die Verbindung untereinander und das Ziel Musik auf hohem Niveau zu präsentieren. Viele der Sänger kennen sich aus dem Landesjugendchor Südtirol, wodurch auch Freundschaften außerhalb des Chores entstanden sind. Weil die Jugendchor-Altersgrenze von 28 Jahren viele Freundschaften und Kontakte zu beenden drohte, haben wir kurzerhand einen Männerchor gegründet. Somit können wir seitdem untereinander in Kontakt bleiben und unserer Leidenschaft, dem Singen, nachgehen. <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Viele Chöre in Südtirol haben Schwierigkeiten damit, männliche Mitglieder zu finden. Woran, glauben Sie, liegt das?</b><BR />Hildgartner: Gute Frage. Wenn ich daran zurückdenke, dass bei meinen Großeltern zu Hause und bei der Arbeit auf dem Feld gesungen wurde, und allgemein das Singen in den Wirtshäusern hauptsächlich von Männern sehr gepflegt wurde, dann bin ich der Meinung, dass wir heutzutage durch internationale Kontakte und Beziehungen, die weit über das Dorfgeschehen hinausgehen, bis zu vielen Hobbys und gesellschaftlichen Ansprüchen, einfach das Singen als gesellschaftlichen Brückenbauer vergessen haben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir als Männerchor unsere ersten einstudierten Lieder in einem Restaurant spontan zum Besten gaben. Da waren alle Gäste des Restaurants begeistert und fanden unseren Gesang toll. Auch Personen, die von sich sagten, dass sie mit Musik überhaupt nichts zu tun haben, wollten von uns mehr wissen, fragten nach einer CD oder gaben uns ihre Nummern, damit wir ihnen unsere Konzerteinladungen zusenden konnten. Kurz zusammengefasst denke ich, dass das Singen als gesellschaftliches Hobby leider keinen Platz mehr findet. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57416864_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Was könnte man dagegen tun?</b><BR />Hildgartner: Viele verbinden das Singen mit alten lateinischen Messen und das musikalische Begleiten in der Kirche. Durch das straffe Programm der Kirchenchöre bleibt auch sicherlich nicht viel Zeit, um anderes Repertoire einzulernen und zu präsentieren. Auch werden Chorleiter in der Regel durch die Pfarreien vor Ort bezahlt, deshalb ist das prinzipielle Ziel eines Chores die Gestaltung der Messfeier. Doch werden es immer mehr Chöre, die neue Wege wagen und moderne Lieder in ihrem Repertoire einbauen – sei es während der Messe oder auch bei anderen Veranstaltungen. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder Chor ab sofort nur mehr Ola Gjeilo, Kirby Shaw, afrikanische Lieder oder arrangierte Lieder von Pentatonix singen sollte, doch könnten Chöre durch selbst organisierte Konzerte eine gelungen Abwechslung für Jung und Alt schaffen und somit alle gesellschaftlichen Altersgrenzen bedienen. Dadurch könnten wir das Singen interessanter für Außenstehende machen. Vielleicht findet sich dann ja der ein oder andere Mann, der Lust auf mehr hat. <BR /><BR /><b>STOL: Anfang Jänner präsentieren sich „StimMen“ mit neuen Konzerten. Worauf können sich die Zuhörer freuen?</b><BR />Hildgartner: Wir greifen das Thema „Human“, also Mensch, auf. Darin gehen wir der Frage nach der Menschlichkeit auf den Grund und sprechen Themen wie Krieg, Freundschaft, schwierige Zeiten, Liebe und Abschied an. Was macht uns zum Menschen? Unsere Fehler und Schwächen oder unsere Nächstenliebe und unser Mitgefühl? Die anspruchsvolle Chorliteratur wird mit passender Moderation untermalt. Wir wollen dem Publikum ein tolles Konzert servieren. <BR /><BR /><b>Konzerttermine:</b><BR /><BR />6. Jänner, 19.30 Uhr – Bruneck/Ragenhaus<BR />7. Jänner, 19.30 Uhr – Brixen/Cusanus Akademie<BR />8. Jänner, 16 Uhr – Bozen/Salewa Conference Hall<BR />