Sonntag, 26. November 2023

Die Schattenseiten des Black Friday für den Südtiroler Handel

Haben Sie Ihr Schnäppchen schon gefunden? Gerade ist Black Week und der Handel lockt mit hohen Rabatten. hds-Präsident Philipp Moser erzählt im Sonntags-Gespräch, wann er zum Schnäppchenjäger wird und wieso der Black Friday für den Handel schlecht ist. Außerdem verrät er einen wertvollen Shopping-Tipp.

In der Black Week locken viele Geschäfte mit hohen Rabatten. - Foto: © ANSA / CON CHRONIS

Von:
Matteo Tomada
STOL: Herr Moser, sind Sie ein Schnäppchenjäger?
Philipp Moser: Ja und Nein. Wenn ich etwas brauche, schaue ich sehr wohl auf den Preis. Ich bin aber nicht jemand, der in einem gewissen Zeitraum wahllos etwas kauft, weil es billig ist. Ich glaube, das macht jeder so wie ich.

STOL: Glauben Sie nicht, dass es Leute gibt, die einfach Sachen kaufen, nur weil sie reduziert sind?
Moser: Wird es auch geben. Ich persönlich bin nicht so. Ich kaufe nicht wahllos etwas ein und denke danach erst, ob ich das überhaupt brauchen könnte.


Der Präsident des Handels- und Dienstleistungsverbandes (hds), Philipp Moser - Foto: © Alfred Tschager Photography & Co.




STOL: Das heißt, Sie kaufen in der Black Week nicht ein?
Moser: Natürlich kaufe ich dort ein, wenn ich etwas brauche und einen guten Preis bekomme. Das freut mich. Ich warte aber sicher nicht extra auf den Black Friday.

STOL: Was bringt die Black Week für den Handel?
Moser: Wenig. Der Black Friday bringt viel Frequenz, weil der Tag mittlerweile eine Marke ist. Man merkt aber deutlich, dass in der Woche davor weniger eingekauft wird. Auch während der Rabattwoche ist die Wertschöpfung für den Handel sehr gering, weil der Skonto so groß ist. Außerdem macht man sich damit sein Weihnachtsgeschäft kaputt.


Der Black Friday mache das Weihnachtsgeschäft kaputt, sagt Moser. - Foto: © Shutterstock / shutterstock




STOL: Vielleicht verkaufen die Geschäfte vor dem Black Friday deswegen weniger, weil sie die Preise künstlich erhöhen, damit der Rabatt danach umso größer wirkt. Es gibt jedenfalls das Gerücht ...
Moser: Wie die Geschäfte ihre Preise machen, kann ich nicht sagen. Die Händler, die ich kenne, machen das jedenfalls nicht. Sie haben ihre fixen Preise und darauf werden die Rabatte gemacht. Schwarze Schafe wird es aber immer geben.


Die Kunden erwarten sich einen Rabatt-Tag.
Philipp Moser



STOL: Wieso macht der Südtiroler Handel überhaupt bei der Black Week mit, wenn es so viele Nachteile gibt?
Moser: Weil die Marke „Black Friday“ so stark ist. Die Kunden erwarten einen Rabatt-Tag, und für den Handel ist es deshalb schwierig, beim Trend nicht mitzumachen. Diese Rabatt-Tage betreffen mittlerweile alle Bereiche des Handels und alle Produkte. Es ist nicht wie beim Winterschlussverkauf, wo nur Saisonware reduziert wird.


Der Black Friday bringt viel Frequenz. - Foto: © Shutterstock




STOL: Für den Kunden ist die Black Week also besser, da nicht nur Ladenhüter verkauft werden, wie bei den Schlussverkäufen.
Moser: Der Winterschlussverkauf hat den Sinn, dass die Geschäfte das Lager freibekommen. Der Vorteil vom Black Friday hingegen ist für den Handel, dass er in einem umsatzschwachen Monat wie dem November, trotzdem einen großen Umsatz generieren kann. Für den Kunden ist die Black Week deswegen nicht besser als der Schlussverkauf. Wenn der Kunde beim Winterschlussverkauf etwas für sich findet, kann das Angebot genauso interessant sein. Ladenhüter würde ich deshalb nicht sagen.

STOL: Die Black Week schadet dem Weihnachtsgeschäft, haben Sie gesagt. Was heißt das konkret?
Moser: Der Monat vor Weihnachten ist der wichtigste Monat für den Handel. Wenn dieser Monat mit einer Rabattwoche beginnt und viele ihre Weihnachtskäufe dort tätigen, fällt das Geschäft danach weg. Man merkt den Rückgang des Weihnachtsgeschäfts auch.


Mein Ratschlag: Leute sollen das kaufen, was sie brauchen.
Philipp Moser



STOL: Auch wenn Sie den Black Friday kritisch sehen: Haben Sie trotzdem einen Tipp für Schnäppchenjäger? Worauf sollten sie achten?
Moser: Nein, einen solchen Tipp habe ich nicht. Ich habe den Ratschlag, dass die Leute das kaufen sollen, was sie brauchen, und nicht einfach draufloskaufen und vielleicht damit sogar die eigenen Finanzen in Schieflage bringen.

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