Urlaub tief im Süden am Tyrrhenischen Meer, wo Himmel und Wasser miteinander verschmelzen, und die Uhren langsamer ticken. Seit vielen Jahren fahre ich nach Terracina, diesen malerischen Küstenort an der Via Appia, der berühmten Römerstraße, die das jahrtausendealte Kulturerbe trägt, dem man auf Schritt und Tritt begegnet. <BR /><BR />Eine Vielzahl an Funden aus der Antike lässt sich im örtlichen Museum bestaunen, doch der wahre Glanz des römischen Imperiums ruht auf den Fundamenten des berühmten Tempel des Jupiter Anxur, der auf dem Monte Sant`Angelo über der Hafenstadt thront und sich mit seinen monumentalen, weit gespannten Arkaden zum flirrenden Meer hin öffnet. <BR /><BR />Ein so magischer Platz ist dieses himmelsnahe Bauwerk, dass es nur wenig Fantasie braucht, um Homers Nachhall zu lauschen und in der Ferne den mythischen Monte Circeo auszumachen, wo Odysseus und seine Gefährten vor Anker und der Zauberin Kirke ins Netz gingen, während sich die Pontinischen Inseln wie stolze Schiffe aus dunklen Wassern erheben. <BR /><BR />Kein Wunder, dass die „Italienische Reise“ des Dichterfürsten Goethe auch nach Terracina geführt hat, an ein Wunder grenzt es, dass der Sehnsuchtsort mit seinen verschwenderischen Sandstränden und dem unverfälschten Alltag vom Massentourismus verschont geblieben ist. Gerade jetzt, im September, wenn die sengende Hitze dem gemäßigten Spätsommer weicht und die Nächte kühl und klar wie Glas werden, begegnet man kaum noch Fremden und die Einheimischen zieht es ans Meer. Es ist die Zeit der Alten, der Weißhaarigen, der Angekommenen...<BR /><BR /> Und ausgedehnte Spaziergänge samt Frühstück am Strand gehören für viele von ihnen zum Lebensstil. Wunderbar ist das, zu beobachten, wie sie lachen und erzählen, schimpfen, gestikulieren und dabei ihr Alter, und sei es auch nur für wenige, kostbare Momente, abstreifen wie eine zu enge Hülle. <BR /><BR />„Signorina, komm, trink mit uns einen Kaffee“, winken mich drei aufgekratzte Freundinnen im besten Alter zu sich. Dass sie am 80er kratzen, ist unglaublich. Dass ein Caffè im Paradies ein wahrer Jungbrunnen ist, glaube ich ihnen dagegen aufs Wort!<BR />