Mittwoch, 24. Mai 2023

Depression Grund für die meisten Krankmeldungen

Heuer findet zum ersten Mal die Europäische Woche zur Psychischen Gesundheit („European Mental Health Week“) statt. Auch hierzulande informieren bis zum Sonntag verschiedene Infostände zum Thema Psychische Gesundheit. Dr. Markus Huber, Leiter der Psychiatrie Bruneck, erklärt: „Immer noch sind psychische Störungen ein Tabu. Viele Betroffene gehen heimlich zum Psychologen oder zum Psychiater.“ Ein Tabu, dass deshalb weiter aufgebrochen werden müsse.

„Nachlassende Energie, ein schlechter Schlaf, oder negative Gedanken können darauf hinweisen, dass man Hilfe braucht“, erklärt Dr. Markus Huber. - Foto: © pixabay

„Eine Depression oder eine Angststörung wird verheimlicht, während ein Knochenbruch auch in der Öffentlichkeit diskutiert werden kann“, erzählt Dr. Huber. Wende sich jemand an einen Psychiater oder einen Psychologen, werde er häufig anders und verdächtig angeschaut. Warum? „Weil man vom Schubladendenken nicht wegkommt, dass der Betroffene einen Dachschaden hat“, sagt der Primar. Die Betroffenen selbst hätten auch Angst, dass sie als Verrückte wahrgenommen werden.

Für viele Menschen sei es unverständlich, dass z. B. ein depressiver Mensch sich zurückziehe, nicht mehr funktioniere. Psychische Störungen seien oftmals sichtbar, aber nur schwer begreifbar. Psychische Erkrankungen würden zudem ein wirtschaftliches Defizit hervorrufen, erklärt der Experte. Am meisten Krankenstände würden nämlich von Depressionen verursacht. Die Depression zählt mittlerweile als Krankheit. Und genau das sind psychische Erkrankungen auch.

Psychische Störungen sind trotz vieler Aufklärungskampagnen ein Tabu. Nicht nur in Südtirol, sondern weltweit.
Primar Dr. Markus Huber


„Das ist auch der Sinn der Europäischen Woche zur Psychischen Gesundheit. Psychische Störungen als Krankheit zu sehen“, sagt Dr. Huber. Die Tabuisierung sei ein Phänomen, das alle zivilisierten Länder betreffe. Viele meinen, psychische Störungen würden schon vorübergehen. Aber bei Depressionen etwa brauche es eine professionelle Behandlung. „Die Suizidrate ist bei Depressiven hoch – betrifft am allermeisten aber jene, die nicht in Behandlung waren“, erklärt der Primar.

Und wie kann man sich vor einer Erkrankung schützen? Um mental gesund zu bleiben, gebe es keinen Trick. Darauf weist der Experte hin. Gesunde Ernährung, Sport und Bewegung, ein guter Schlaf, Aufbau von Selbstbewusstsein oder Stressabbau – das seien Faktoren, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

„Nachlassende Energie, ein schlechter Schlaf, oder negative Gedanken können darauf hinweisen, dass man Hilfe braucht“, erklärt Dr. Markus Huber. In einem ersten Schritt könne beispielsweise ein Psychologe beraten und aufklären. Er ruft dazu auf, nicht zu lange mit diesem Schritt zu warten. „Oft ist immer noch das Stigma vorhanden, zunächst überall anders hinzugehen, als zu einem Psychologen oder zu einem Psychiater.“

Dabei kann professionelle Hilfe Leben retten. Geschätzte 2 Prozent der Bevölkerung suchen einen psychiatrischen Dienst auf. Unter den psychischen Erkrankungen sind Depressionen am weitesten verbreitet. Die Erfolgschance bei einer Behandlung ist sehr hoch. 80 Prozent aller Patienten würden eine normale Lebensqualität erreichen, weiß Dr. Huber.

tek

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