<b>Von Axel Rothkehl</b><BR /><BR /><b> Im Buch „Ist das euer Ernst“ attestieren Sie Deutschland „Kennzeichen einer gut funktionierenden Diktatur“. Das ist gewagt.</b><BR />Peter Hahne: Ich bin von Freunden gewarnt worden, mein neues Buch sei so scharf wie keines zuvor. Und ich müsste mich warm anziehen. In der Zwischenzeit urteilt ein Hamburger Gericht, man könne Wirtschaftsminister Habeck sogar „Vollidiot“ nennen. Ich spreche dagegen nur vom Idioten, also vom Nicht-Fachmann. Ein Land, das offiziell zur Denunziation aufruft, fällt unter das Verdikt des oft zitierten Ex-Chefs der Londoner BBC: „Nenne mir ein Land, in dem Politik und Medien sich verstehen. Und es ist keine Demokratie.“ Die Berliner Regierung ist so in die Enge getrieben, dass sie sich Massen-Demonstrationen quasi bestellt und die Medien quasi gleichschaltet. Kein Wunder, dass die Bürger verzweifeln. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998422_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Das ist ja eine Hauptfrage Ihres Buches: Warum haben die Leute kein Vertrauen mehr in Politik und Medien?</b><BR />Hahne: Weil sie statt Informationen Haltung serviert bekommen, statt Meldungen Meinungen, statt Fakten Fakenews. Weil manche Regierungspressekonferenz wie eine einzige Verschwörungstheorie wirkt, wenn Politiker vor sich hin schwurbeln in der Diktion ihrer Klima-Religion. Und schlimmer: Sie übernehmen für ihre Taten ja keine Verantwortung. Die Zerstörung der Wirtschaft und der Landschaft, aber auch die Vereinsamung der Bürger und deren Angst, die eigene Meinung zu sagen, sind Verbrechen. Nichts anderes als Verbrechen. <BR /><BR /><b>Beobachten Sie auch die politische Entwicklung in Ihrer Urlaubsregion Südtirol?</b><BR />Hahne: Dank der „Dolomiten“ bin ich gut informiert. Besonders in der Wahlnacht Ende Oktober, wo mich eine hervorragende Kommentatorin qualifiziert ins Bild setzte. Auch Südtirol hat das Problem, dass Parteien, die zu lange an der Macht sind, die Bodenhaftung verlieren. Die Bürger wollen keine „kleinen Könige“, sondern Politiker, die im wahrsten Wortsinn Volksvertreter sind. Nun ist auch Bozen gezwungen, bisher nie gedachte Koalitionen zu bilden. Hoffentlich läuft es dort besser als in Berlin (lacht).<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-63535738_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Als ZDF-Journalist wurde Ihnen Nähe zur CDU nachgesagt. Heute müsste Ihnen das Donnern von Generalsekretär Carsten Linnemann gegen die Ampel doch gefallen. Sie greifen ihn aber im Buch wegen Heuchelei an.</b><BR />Hahne: Ich bringe im Buch 30 Beispiele für den wahren Zustand, von Gender, der Zerstörung der Landwirtschaft und des Tourismus bis zur Ideologisierung unserer Kinder. Vor einem Kapitel habe ich Linnemann gewarnt, als ich ihn zusammen mit seinem Vorgänger traf. Das gehört zur Fairness, die ich noch gelernt habe. Er fordert populistisch den Stopp des Kanzleramts-Protz-Prunk-Anbaus, wie ich ihn nenne. Und tut so, als hätte die „Ampel“ den geplant. Dabei waren das der CDU-Kanzleramtsminister Helge Braun zusammen mit Chefin Merkel. Und derselbe Minister ist heute Vorsitzender des Haushaltsausschusses, der die Millionen-Kosten kontrollieren soll. Mehr Chuzpe und Volksverdummung geht nicht.<BR /><BR /><b>Sie deuten im Buch das „C“ der CDU von Christlich in „C“ für „Chamäleon“ um.</b><BR />Hahne: Ja, ich habe noch mehr schöne Wortspiele auf Lager. Das bringt’s jeweils auf den Punkt. Auch in diesem Fall: Die CDU und CSU sind längst Lichtjahre von Kohl und Strauß entfernt. Sie verkaufen unter falschem Etikett grüne, ja ultra-grüne Politik. Söder wollte die sofortige Abschaltung der Kernkraftwerke, Merz war die Frauenquote wichtiger als die Wirtschaft. Und zum ersten Mal in ihrer Geschichte hatte die Union keine Silbe zum Lebensrecht und zur Abtreibung im Wahlprogramm. In Sachen Migrationspolitik ist das CDU-geführte NRW der größte Versager. Dafür lässt man das frühere Stammklientel wie Handwerk oder Bauern schmählich im Stich. Die CDU ändert ihre Politik schneller als ein Chamäleon sich verfärben kann.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-63536383_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie haben Sie daheim in Berlin die Proteste der Hamas-Sympathisanten gegen Israel erlebt?</b><BR />Hahne: Als praktisches Beispiel für die völlig verfehlte Migrationspolitik. Die Polizei griff einst bei harmlosen Corona-„Verstößen“ brutaler durch als bei der Hamas-Gewalt mit „Israel ins Gas“-Plakaten. Man ist seines Lebens nicht mehr sicher. Dafür eröffnet der CDU-Regierungschef Lesben-Häuser und sagt männlichen Flüchtlingen zu, wenn sie sich als Frau verstehen, dürfen sie nicht abgeschoben werden. Noch Fragen? <BR /><BR /><b>Oft argumentieren Sie mit Auswanderung der Eliten aus Deutschland. Lassen Sie sich bald als regelmäßiger Meran-Urlauber in Südtirol nieder?</b><BR />Hahne: Liebend gern. Ich sage oft: Das Beste an Berlin ist die Fluglinie nach Bozen. Aber ich bin zu sehr der deutschen Innenpolitik verpflichtet. Und ich lasse die Leute, die mir vertrauen, nicht im Stich. Aber was es nur in Südtirol gibt: Bei meinen Radtouren kehre ich regelmäßig in der Tennisplatz-Restauration Gargazon ein. Dort stehen Nudeln mit „Zigeunersauce“ auf der Karte. Obwohl das eigentlich nicht passt, bestelle ich’s schon aus „ideologischen“ Gründen. „Rettet das Zigeunerschnitzel“ war einer meiner Erfolgstitel. In Deutschland kuschen die Gastwirte vor dem Mainstream mit dieser entsetzlichen Cancel Culture. Südtiroler sind selbstbewusst.<BR /><BR /><embed id="dtext86-63536386_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Aber er besteht doch mehr Verbindung mit Südtirol als nur durch die Kulinarik.</b><BR />Hahne: Es sind die Traditionen, die dort noch gepflegt werden. Bis ins Soziale hinein und mit seinen christlichen Wurzeln. Bei einem Vortrag im völlig überfüllten Bozener Konzerthaus 2017 erlebte ich die „Witwenehrung.“ Da bekomme ich noch heute Gänsehaut. Weit weg von jeglicher Quoten- und Emanzenideologie kamen Frauen mit ihren Kindern aufs Podium, die nach dem Tod ihres oft jungen Mannes den Hof weitergeführt haben. Ich habe geweint… Das verstehe ich als gelebtes Christentum.<BR /><BR /><b>Zuletzt kam heraus, dass auch in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) Leitungsgrößen etliche Missbrauchsfälle vertuscht haben. Wie denken Sie als Theologe und evangelischer Christ darüber?</b><BR />Hahne: Obwohl Schadenfreude keine christliche Tugend ist, kann ich mich derer kaum erwehren. Erst auf die Katholiken mit Fingern zeigen, aber dann selbst im Sumpf stecken. Und zwar im tiefen Sumpf. Das alles in einer Kirche ohne Zölibat und mit „Frauenpriestertum.“ Ich rate den Katholiken zu mehr Selbstbewusstsein.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-63536440_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Und was macht die katholische Kirche falsch?</b><BR />Hahne: Ganz einfach: Sie versucht krampfhaft, die EKD zu kopieren. Das ist so, als würde man sich die Signa-Holding zum Vorbild nehmen, um ein florierendes Unternehmen aufzubauen. Oder die Titanic für ein neues Kreuzfahrtschiff. Zurück zu den Wurzeln des Apostels Petrus: „Menschen fangen“ durch die Botschaft des Kreuzes und der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Denn nur, wem der Himmel gewiss ist, kann der Erde treu dienen. Von solchen Leuten in Handwerk, Politik, Ärzte- und Lehrerschaft lebt unsere Gesellschaft.<BR /><BR /><b>Manchem Kapitel im Buch ist anzumerken, dass sie es emotional berührt geschrieben haben.</b><BR />Hahne: Ich spreche sogar von Herzblut. Wer weiß, wie lange man noch so frei publizieren kann. Und ich sehe bei allen schrecklichen Statistiken und Meldungen den einzelnen Menschen dahinter. Mich bewegt es am meisten, wenn oft junge Leute auf mich zukommen und sagen: Dank Ihnen und Ihrer Bücher fühlen wir uns nicht allein, obwohl wir wegen unseres kritischen Denkens einsam und oft ausgeschlossen sind. Sprachrohr für die Stummen, das war das größte Kompliment. Das ist mehr als Karriere und Konto.<BR /><BR /><b>Ungewöhnlich: Parallel zu diesem gesellschaftspolitischen Werk erscheint nun in einem christlichen Verlagshaus die Neuauflage Ihres Bestsellers „Leid – und wo bleibt Gott?“.</b><BR />Hahne: Das Thema brennt mir unter den Nägeln. Es ist die größte Menschheitsfrage, noch vor dem Woher und Wohin. Viele baten mich um einen Neudruck nach 10 Jahren. Zum Verteilen und Verschenken bei Trauerfällen und Katastrophen. Quasi zum Selbstkostenpreis, ich verdiene keinen einzigen Cent dran. Ich will lieber dienen: Denen, die an der Leid-Frage verzweifeln. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998425_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Aktuell versuchen beide Kirchen in Deutschland viele Menschen für das „Klimafasten“ zu begeistern. Fasten Sie bis Ostern mit?</b><BR />Hahne: Ich bin doch kein Ideologe. Ich faste für meinen Heiland, nicht für Greta und all die selbsternannten Klima-Sektierer. Die sich übrigens zunehmend entlarven (lacht). Hier lösen sich die Kirchen zur völligen Belanglosigkeit auf. Die Fastenzeit war immer der Appell an mich selbst und die Menschheit: Haltet Gottes Gebote, und ihr werdet leben. Verzichtet auf alles, was Euch von Gott fern hält. Und wenn Eure Beziehung zu Gott stimmt, dann geht es dem ganzen Volk gut. Wer das auf ein paar Windräder reduziert, erntet Sturm.<BR /><BR /><b>Peter Hahne war kürzlich zu Gast bei der Witwenehrung der Südtiroler Bäuerinnen-Organisation.</b>