Samstag, 16. März 2024

Airbnb sagt Big Brother den Kampf an – und das ist auch gut so

Sind Sie schon einmal in einem Gästezimmer gestanden und haben sich gefragt, ob Sie jemand heimlich beobachtet, gar filmt? Seit dieser Woche spukt diese Sorge wohl durch einige Köpfe mehr als bisher. Denn eine aktuelle Nachricht hat das Thema erst richtig ins Bewusstsein vieler Reisender geholt: Die Vermittlungsplattform Airbnb hat angekündigt, Videoüberwachung durch ihre Gastgeber einschränken zu wollen. Ein Kommentar.

„Kameras im Schlaf- oder Badezimmer? Man fragt sich: Warum ist eine solche Regel überhaupt notwendig? Und: Bin vielleicht auch ich selbst schon einmal in den Fokus einer Kamera geraten – ohne es zu bemerken? ,Big Brother‘ im Urlaub und bei der Arbeitsreise?“, fragt Katrin Niedermair. - Foto: © DLife/Ambra Dalvai

Konkret dürfen Hosts „keine Überwachungskameras und Aufnahmegeräte verwenden, die den Innenbereich einer Unterkunft überwachen, wie den Flur, das Schlafzimmer, das Badezimmer, das Wohnzimmer oder das Gästehaus“.

Kameras im Schlaf- oder Badezimmer? Man fragt sich: Warum ist eine solche Regel überhaupt notwendig? Und: Bin vielleicht auch ich selbst schon einmal in den Fokus einer Kamera geraten – ohne es zu bemerken? „Big Brother“ im Urlaub und bei der Arbeitsreise?

Tatsächlich hat es Berichte von Airbnb-Gästen gegeben, die versteckte Kameras in ihren Zimmern gefunden hatten: aus Griechenland und Irland, Kanada und den USA. Dabei schreibt Airbnb seinen Vermietern in die Community-Standards: „Du sollst nicht spionieren.“ Nun zieht die Plattform die Schrauben enger. Im Innenraum darf es überhaupt keine Kameras geben, nicht einmal, wenn sie gut sichtbar montiert sind und darauf hingewiesen wird.

Der Vorstoß von Airbnb rüttelt auf.
Katrin Niedermair


Damit ist die Plattform aus Kalifornien strenger als der Gesetzgeber in Italien. Der erlaubt das Filmen in Innenräumen unter Bedingungen nämlich auch in Gästeunterkünften: Die Installation muss „angemessen“ sein, die Privatsphäre wahren; die Gäste müssen darüber informiert sein; private Wohnbereiche wie Schlaf- oder Badezimmer sind aber freilich tabu.

Der Staat hat einen klaren Vorteil gegenüber Plattformen wie Airbnb: Er kann die Einhaltung der Vorschriften kontrollieren. Die Vermittlungsplattform kann das nicht. Aber sie hat angekündigt, Accounts bei Verstößen von der Plattform zu verbannen.

Das Thema ist auch deshalb akut, weil Kameras immer kleiner und billiger werden. Sie zu installieren gilt außerdem seit langem als die Maßnahme gegen Kriminalität: An Geschäftslokalen, Ortseinfahrten, sogar an Ampeln baumeln Kameras und liefern höchstauflösende Bilder. Sie sollen abschrecken – Diebe und Einbrecher, Vandalen und andere Rowdys. Sie sollen auch Beweise liefern, helfen, Verbrechen aufzuklären. Wir haben uns an ihre Anwesenheit gewöhnt.

Wo die Grenze liegt zwischen der Sicherheit, die Kameras bieten können, und der Freiheit, die sie nehmen – diese Frage bleibt. Besonders deshalb ist der Vorstoß von Airbnb positiv, er rüttelt auf. Die Grenze ziehen wir nämlich erst, wenn wir selbst im Fokus der Linse stehen. Ich zumindest will lieber nicht im Bild sein.

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kn

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