<b>Von Bernd Posselt</b><BR /><BR />Nach jahrzehntelangem Frieden war der unruhige Balkan der Ort, an dem in den 1990-er-Jahren der Krieg erstmals wieder nach Europa zurückgekommen ist. Nach den dortigen Kriegen mehr oder weniger vernachlässigt, versuchten verschiedene außereuropäische Mächte auf dem Balkan an Einfluss zu gewinnen – u.a. Russland und die Türkei. Spät, aber hoffentlich nicht zu spät hat die EU die Gefahr erkannt und schnell reagiert. <BR /><BR /><BR />Die christliche Sekte der Bogumilen, die sich mit der Dreifaltigkeitslehre schwertat, fühlte sich von der katholischen Lehre bedrängt und trat, als die Türken die Oberherrschaft übernahmen, fast geschlossen zu einem toleranten Islam über. Da der Großteil ihres Adels in den Schlachten gegen das Osmanische Reich untergegangen war, spielten reitende und hochgebildete Franziskaner dennoch eine führende Rolle.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1012593_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Als das Gebiet unter Kaiser Franz Joseph österreichisch wurde, lebten dort, von Wien und Budapest gemeinsam verwaltetet, muslimische – besonders habsburgtreue – Bosniaken, katholische Kroaten und orthodoxe Serben relativ friedlich zusammen. Nach dem Anschlag auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie, der den Ersten Weltkrieg auslöste, kam es zu Straßenschlachten von Bosniaken und Kroaten gegen die serbischen Volksgruppe, der der Attentäter Gavrilo Princip angehörte.<BR /><BR /><BR />Seit dem Vertrag von Dayton 1995 war das Land geprägt von internationaler Bürokratie, teilweise korrupten und untätigen Führungsschichten sowie von einem fragilen Verhältnis zwischen den Nationalitäten in einer Vertragsordnung, bei der die sogenannte Internationale Gemeinschaft die Serben, die in den 90er Jahren von der ethnischen Säuberung profitiert hatten, begünstigte.<h3> Sehr viele Fortschritte</h3><BR />Nach einer langen Hängepartie hat Bosnien-Herzegowina in den letzten Monaten mehr Fortschritte gemacht als in den 20 Jahren zuvor. Deshalb war es richtig, dass der Europäische Rat in Brüssel auf massiven Druck des Europaparlamentes und auf Antrag der EU-Kommission endlich der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Sarajewo zugestimmt hat. Ein erheblicher Risikofaktor bleibt aber der nationalistische und Putin-freundliche Serbenführer Milorad Dodik, der nach wie vor versucht, den Staat dreier Völker zu sprengen und seine Teilrepublik abzuspalten.<BR /><BR />