Montag, 16. Oktober 2023

Frauen in Südtirol verdienen 16 Prozent weniger

Das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in Südtirol ist nach wie vor beträchtlich – sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst: Laut dem neuen Gender-Bericht verdienen Frauen bei den Vollzeitbeschäftigten 16,5 Prozent weniger. Und bei den Renten haben ebenfalls die Männer die Nase vorn. Dies wurde am Montagvormittag bei der Vorstellung des Gender-Berichts im Palais Widmann deutlich.

Der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern ist nach wie vor beträchtlich. - Foto: © dpa-tmn / Andrea Warnecke

Von:
Stephan Pfeifhofer
Vergleicht man nicht nur die Vollzeitbeschäftigten, sondern auch die Teilzeit-Arbeitsverhältnisse, dann ergibt sich sogar noch eine größere Ungleichheit: In der Privatwirtschaft verdienen Männer laut dem Landesstatistikinstitut ASTAT durchschnittlich 118,36 Euro pro Tag brutto und Frauen 83,65 Euro.
Im öffentlichen Dienst hingegen erhalten Frauen durchschnittlich 112,33 Euro pro Tag brutto – die Männer hingegen 157,28 Euro.

Auch bei Renten schneiden Frauen schlechter ab

Dieses ungleiche Verhältnis setzt sich dann auch bei den Renten fort: Zwar sind 51,7 Prozent der Rentenbeziehenden in Südtirol Frauen und 48,3 Prozent Männer. Die Frauen erhalten aber nur 42,4 Prozent des gesamten Südtiroler Renteneinkommens – die Männer streichen hingegen 57,6 Prozent ein. Das mittlere Renteneinkommen bei den Männern beträgt 22.210 Euro, jenes der Frauen hingegen „nur“ 14.613 Euro.

Familienarbeit bleibt klar Domäne der Frauen

Bei der Betreuung der Kinder ist in Südtirol laut Gender-Bericht vieles „beim Alten“ geblieben: Mütter kümmern sich hauptsächlich um die Kinder, wenn sie krank sind. Sie ziehen die Kinder an, bringen sie in Kindergarten und Schule, helfen ihnen bei den Hausaufgaben und bringen sie auch zu außerschulischen Freizeitaktivitäten. Zwar helfen da auch die Väter mit, die allermeiste Arbeit bleibt aber nach wie vor bei den Müttern.

Beim Lohngefälle zwischen Männern und Frauen tut sich etwas: Wir sind vor Jahren bei 17 Prozent gestartet, jetzt sind es 16,5 Prozent. Frauen verdienen aber immer noch zu wenig. Wir hatten jedoch auch 2 Jahre Pandemie. Auch dies hat eine Rolle gespielt.
Ulrike Oberhammer, Vorsitzende des Landesbeirats für Chancengleichheit

„Geschlechtergleichheit“ erst in über 100 Jahren

„Die Zahlen ändern sich nur sehr langsam und auch in den Köpfen findet nur langsam ein Umdenken statt“, bemängelt die Vorsitzende des Landesbeirats für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer. Wichtig sei der Ausbau der Kinderbetreuung. Und dass auch die Männer vermehrt „ihren Teil“ leisten. Bis zu einer „Geschlechtergleichheit“ könne es wohl noch über 100 Jahre dauern.

Lohngefälle verbessert sich leicht

Beim Lohngefälle tut sich sehr wohl etwas, meint Oberhammer. „Wir sind bei 17 Prozent gestartet, jetzt sind 16,5 Prozent.“ Frauen würden jedoch immer noch zu wenig verdienen. „Aber wir hatten auch 2 Jahre Pandemie“, gibt die Vorsitzende des Landesbeirats zu bedenken. Auch dies habe einen Einfluss gehabt.

„Während der Pandemie hat sich die Zahl der Frauen, die aus Arbeitsgründen gekündigt haben, erhöht“, sagt Oberhammer. „Viele Frauen haben, vor allem in der Zeit, als die Schulen und Kindergärten geschlossen waren, gesagt, sie schaffen es nicht, trotzdem ihrer Arbeit nachzugehen. Diese Frauen haben sich dann nachher noch schwerer getan, in die Arbeitswelt zurückzukehren.“

Mehr Kinderbetreuung und Hilfe bei der Pflege

Oberhammer fordert: „Wir brauchen vor allem einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und eine verstärkte Unterstützung im Pflegebereich: Hier brauchen wir vermehrt Hilfen, damit Frauen auch die Möglichkeit haben, wenn sie es möchten, arbeiten zu gehen und neue Arbeitsmodelle in Anspruch zu nehmen.“ Damit könne langfristig das Lohn- und Rentengefälle reduziert werden. Derzeit hätten Frauen aufgrund des Fachkräftemangels gute Chancen, auch die Gehälter neu zu verhandeln. „Zurzeit schaut es für die Frauen positiv aus – im privaten Sektor‘, so Oberhammer.

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