<b>STOL: Herr Mayr, schon ordentlich im Wahlkampf?</b><BR />Manfred Mayr: Auf jeden Fall. Der persönliche Kontakt mit den Bürgern ist äußerst wichtig. Nachdem aktuelle Erhebungen zeigen, dass die Politikverdrossenheit in ganz Italien gestiegen ist und 35 Prozent der Bürger politikmüde sind, ist es meine und die Aufgabe der Politiker, die Leute davon zu überzeugen, zur Wahl zu gehen und mitzubestimmen. Ich merke das ja selbst. In meiner Gemeinde, in Kurtinig, sagen viele zu mir: „Ich gehe nur wählen, weil du kandidierst.“ Ich muss die Bürger meines Wahlbezirkes davon überzeugen, dass wir eine einmalige Chance haben und einen eigenen Kandidaten in den Senat nach Rom entsenden können. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55789903_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: In Ihrem Wahlkreis hat die Kandidaten-Nominierung am längsten gedauert bzw. es wurde lange darüber diskutiert, ob die SVP nun einen eigenen Kandidaten aufstellen soll, oder nicht. Wie haben Sie selbst diese Diskussion gesehen?</b><BR />Mayr: Das Ergebnis der Diskussion ist durchaus positiv, da es im Unterland nun eine Aufbruchsstimmung gibt. Was die Nominierung an sich anbelangt, so sind wir sozusagen entmündigt worden. Während in allen anderen Wahlkreisen die Ortsgruppen basisdemokratisch darüber abgestimmt haben, wer der Kandidat oder die Kandidatin sein soll, wurde das im Wahlkreis Bozen-Unterland innerhalb der Partei von einem anderen Gremium entschieden. Aber das Ergebnis ist positiv und ich spüre eine Aufbruchsstimmung.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55789906_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Inwiefern?</b><BR />Mayr: Nach den letzten Wahlen, als man uns Maria Elena Boschi als Kandidatin vorgesetzt hat, die dann nach geschlagener Wahl kaum noch in Südtirol zu sehen war, waren die Bürger im Unterland äußerst verärgert. Zurecht, muss ich sagen. Daher gab es dieses Mal im Bezirk einen großen Zusammenhalt: Man wollte einen eigenen SVP-Kandidaten, das haben die Ortsgruppen und die Bürgermeister deutlich zum Ausdruck gebracht und das merke ich jetzt auch im Gespräch mit den Bürgern. Sie sind froh, dass sie nun wieder einen Kandidaten wählen können, den sie kennen, der aus ihrem Bezirk kommt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55789904_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Mancher politische Beobachter sagte, dass dieser Wahlkreis aber einem Italiener zustehen würde…</b><BR />Mayr: Das Argument, dass der Wahlkreis Bozen-Unterland einem Italiener zusteht wird ja tagtäglich von der Realität widerlegt. Ich selbst zeige als Bürgermeister in Kurtinig seit Jahren, dass ich für alle Bürger da bin und nicht nur für die deutschsprachigen. Und in meiner zu 70 Prozent italienischen Nachbargemeinde Salurn gibt es einen deutschsprachigen Bürgermeister mit einer deutschsprachigen Mehrheit im Gemeinderat. Und alle sind zufrieden damit. Die Bürger wählen jene Personen, von denen sie glauben, dass sie am besten vertreten werden und nicht, weil es eine deutsch- oder italienischsprachige Person ist. Bei den letzten Parlamentswahlen gab es in meiner Gemeinde Kurtinig sowie im gesamten Unterland eine ganze Reihe von Proteststimmen, weil sie keine provinzfremde Kandidatin wie Maria Elena Boschi wählen wollten. Und zu uns wurde immer wieder gesagt, ihr seid nur ein Anhängsel vom Land und habt selbst nichts zu sagen. Jetzt wieder keinen eigenen Kandidaten zu nominieren, das wäre nicht tragbar gewesen. Jetzt aber sehen die Bürger, dass es eine Chance gibt, wieder einen eigenen Kandidaten nach Rom schicken zu können. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55789905_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Nichtsdestotrotz ist der Wahlkreis mehrheitlich italienischsprachig. Wie groß glauben Sie, sind Ihre Chancen als deutschsprachiger Kandidat gewählt zu werden?</b><BR />Mayr: Es wird nicht leicht, das ist mir bewusst, aber es ist durchaus machbar. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen und es hängt vor allem auch davon ab, wie viele Bürger zur Wahl gehen. Aber die SVP und das Unterland haben bei dieser Wahl eine historische Chance. Ich hoffe, dass sie auch genutzt wird. <BR /><BR /><BR />