Mittwoch, 9. August 2023

Mehrsprachig Ladinisch: Studie bejaht Mehrwert, Ladinisch-Liebe bleibt

Die Mehrsprachigkeit an den ladinischen Schulen bringt einen Mehrwert für die Entwicklung der Kinder und die Liebe zum Ladinischen bleibt. Das zeigt eine am 9. August in Bozen vorgestellte Studie.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse des Forschungsprojekts MELA - Mehrsprachig Ladinisch: Landesrat Daniel Alfreider und Schulamtsleiterin Edith Ploner. - Foto: © LPA/Patrick Thaler

Die Sprachwissenschaftlerin Professorin Ulrike Jessner-Schmid von der Universität Innsbruck hat mit ihrem Team über das Forschungsprojekt „Mela - Mehrsprachig Ladinisch“ die ganzheitliche mehrsprachige Entwicklung in ladinischen Schulen untersucht. Die Ergebnisse wurden heute, 9. August, in Bozen vorgestellt.

Alfreider: „Ladinisch bleibt Sprache des Herzens“

„Für uns als Minderheit ist das Schulmodell in den ladinischen Tälern besonders wichtig und wir sind stolz darauf, zugleich wollen wir uns aber mit anderen Schulen vergleichen und uns noch weiter verbessern“, sagte der Landesrat für ladinische Schule und Kultur, Daniel Alfreider. Dass die Mehrsprachigkeit an den ladinischen Schulen einen Mehrwert für die Entwicklung der Kinder bringt und die Liebe zum Ladinischen trotzdem erhalten bleibt, sei besonders positiv, zeigte sich Alfreider erfreut und dankte allen im Bildungsbereich Tätigen für ihren wichtigen Einsatz.

An den ladinischen Bildungseinrichtungen würden mehrsprachige Kompetenzen Stufe für Stufe weitergeführt und wissenschaftliche Erkenntnisse genutzt, um die Programme für den Kindergarten anzupassen und im Unterricht gezielt Förderung bereit zu stellen, betonte die ladinische Schulamtsleiterin Edith Ploner.

Mehrsprachigkeit bringt Mehrwert für die Entwicklung der Kinder

Wie Professorin Jessner-Schmid erklärte, sei es bei der Studie darum gegangen, zu verstehen, wie mehrsprachige Kinder sprechen und denken, wie sie lesen und schreiben, wie ihr Sprachwissen aussieht, wie sie sich Sprachen aneignen und wie sie Sprachen auseinander halten (Sprachmanagement). Das ladinische Schulmodell jedenfalls sei ein Vorreitermodell, sagte die Professorin.

Wichtige Ergebnisse sind laut Jessner-Schmidt: Die Kinder an den Schulen in Gröden und Gadertal sind kognitiv nach wie vor hoch entwickelt; das Arbeitsgedächtnis bei den mehrsprachigen Kindern ist sogar deutlich besser entwickelt als jenes der Kinder der Kontrollgruppe. Kinder an ladinischen Schulen weisen weiterhin ein hohes Niveau bei rezeptiven (Lesen) und produktiven Sprachkenntnissen (Schreiben und Sprechen) in allen drei Sprachen, also Deutsch, Italienisch und Ladinisch auf. Die Kinder schneiden außerdem bei der Lesekompetenz, Sprachproduktion schriftlich und Kreativität deutlich besser als oder mindestens gleich gut ab wie die Kontrollgruppe.

Positive Einstellung zur ladinischen Sprache bei Kindern und Eltern

Die positive Einstellung zur ladinischen Sprache sowohl bei den Kindern als auch bei deren Eltern bleibt erhalten, Im Kompetenzvergleich der Sprachen im Schulkontext rutscht Ladinisch allerdings an die letzte Stelle und wird von Italienisch und Deutsch überholt.

Italienischkompetenzen (schriftlich und mündlich) sind in den ladinischen Tälern, vor allem Gröden, verglichen mit der Kontrollgruppe deutlich besser entwickelt. Englisch entwickelt sich in den überprüften Kompetenzbereichen ähnlich gut. An den ladinischen Schulen ist das Niveau bei den Metalinguistischen Kompetenzen (bewusstes Sprachwissen) besonders hoch. Sprachliche Interaktionen (Codeswitching) sind im Bildungskontext (schriftlich) kaum mehr vorhanden, in lebensweltlichen Sprachproduktionen (mündlich) schon.
Bei der Studie mitgemacht haben über 140 Kinder der 3. und 4. Klassen sowie später der 4. und 5. Klassen der Schulen in Enneberg, St. Vigil, St. Martin in Thurn, Wengen, Stern, Corvara, St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein. Dazu kommen die Kinder der Grundschule in St. Andrä als Kontrollgruppe.

lpa

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