<b>Europa, ja die ganze Welt, blickt derzeit gespannt und voller Sorge in die Ukraine. Müssen wir uns auf einen lang anhaltenden Konflikt einstellen?</b><BR />Viktor Elbling: Wir hoffen natürlich alle, dass die Waffen bald schweigen. Der Konflikt ist furchtbar für die Menschen und hat schon viel zu viele Opfer in der Ukraine gefordert. Der Angriff Russlands ist durch nichts provoziert worden und keiner kann derzeit sagen, wann der Krieg vorbei sein wird. <BR /><BR /><b>Millionen Ukrainer sind bereits geflüchtet, innerhalb des Landes und ins Ausland. Was kommt auf Europa da noch weiter zu?</b><BR />Elbling: In der Tat ist die Situation in der Ukraine für viele Menschen unerträglich geworden und rund 8 Millionen Ukrainer sind geflohen, innerhalb des Landes und ins Ausland. Deutschland hat rund 400.000, Italien über 100.000 Menschen aufgenommen. Derzeit gilt es auch, denjenigen Ländern, die mehr Flüchtlinge versorgen müssen, Unterstützung zukommen zu lassen. <BR /><BR /><b>Welche Bemühungen gibt es, diese Flüchtlinge zu integrieren, insbesondere in den Arbeitsmarkt? Kann es da eine fruchtbare Zusammenarbeit etwa der deutschsprachigen Gebiete im Bereich der Weiterbildung geben?</b><BR />Elbling: Wir werden es zunächst den Menschen selbst überlassen müssen, ob sie überhaupt bleiben wollen. Viele möchten sicher so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat. Aber natürlich müssen wir auch sehen, dass wir ihnen, solange sie bei uns sind, eine Beschäftigung anbieten können. <BR /><BR /><b>Apropos Zusammenarbeit: Zwischen Deutschland und Südtirol gibt es in der Forschung einige gemeinsame Projekte. In welchen Bereichen kann und sollte man diese weiter ausbauen?</b><BR />Elbling: Grundsätzlich werden wir die Forschung in Zukunftsthemen intensivieren müssen. Etwa im Bereich der Digitalisierung, aber auch die Speicherfähigkeit von – großen – Batterien, oder die Nutzung von Wasserstoff als Energiealternative sind von besonderem Interesse. Viele deutsche und italienische Firmen, auch aus Südtirol, sind in diesen Zukunftsbereichen bereits unterwegs. Darüber hinaus hat Südtirol eine sehr entwickelte Forschungslandschaft, von der ich mir während meines Besuchs ganz konkrete Eindrücke machen konnte. Hier liegen, glaube ich, durchaus viele Chancen. Überhaupt muss man sagen, dass Südtirol in Sachen Nachhaltigkeit sehr fortschrittlich ist, ja beispielhaft, auch im Vergleich zu Deutschland. <BR /><BR /><b>Spielt auch hier der Krieg und der Wunsch nach Energieunabhängigkeit eine Rolle?</b><BR />Elbling: Nicht erst seit dem Angriff auf die Ukraine sind erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit wichtige Zukunftsthemen. Aber durch den Krieg ist dies noch klarer geworden, und wir müssen unsere Bemühungen beschleunigen. Es muss Ziel sein, so schnell wie möglich unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und jede Forschung zu unterstützen, die in diese Richtung geht.<BR />