Samstag, 27. Januar 2024

„Nie wieder!“ – Südtirol gedenkt der Opfer des NS-Regimes

Der 27. Januar ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine dunkle Ära auch in der Geschichte Südtirols, deren Andenken wichtiger denn je ist: „Polarisierung, Spaltung und Diskriminierungen nehmen auch in unserer Gesellschaft wieder zu. Die Gesellschaft von heute mag keine Verantwortung am Geschehenen tragen, wohl aber trägt sie Verantwortung für die Zukunft“, mahnt SVP-Parteiobmann Philipp Achammer am Gedenktag.

Auch in Südtirol finden Gedenkveranstaltungen statt. - Foto: © APA/epa / PATRICK PLEUL

Am 27. Jänner gedenken wir der Millionen Menschen, die durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet wurden. Historischer Anlass für den Gedenktag ist die Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee.

Auch in Südtirol wurden Menschen im NS-Durchgangslager gefangen gehalten und in Folge deportiert. Schätzungsweise wurden 15.000 Menschen in der heutigen Landeshauptstadt inhaftiert. Weitere Außenlager gab es über dem ganzen Land verteilt. An diese Gräueltaten erinnern uns heute Mahnmahle und Stolpersteine im ganzen Land.

Polarisierung, Spaltung und Diskriminierungen nehmen auch in unserer Gesellschaft wieder zu.
Philipp Achammer


„Polarisierung, Spaltung und Diskriminierungen nehmen auch in unserer Gesellschaft wieder zu. Die Gesellschaft von heute mag keine Verantwortung am Geschehenen tragen, wohl aber trägt sie Verantwortung für die Zukunft“, mahnt Parteiobmann Philipp Achammer und sagt weiter, „Jeder einzelne/jede einzelne kann hier seinen/ihren Beitrag leisten, in dem man mit Kindern und Jugendlichen über diese dunkle Ära spricht und sich dieser nicht verschließt“.

Auch die jetzt gebildete Koalition hat sich hier klar geäußert. „Die Südtiroler Volkspartei nimmt ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang sehr ernst. Die klar formulierte Präambel des Koalitionsvertrages („Die Koalition lehnt jede Form des Totalitarismus oder des Radikalismus –einschließlich der aktuellen Formen des internationalen Terrorismus – sowie des übersteigerten Nationalismus ab und ächtet und verurteilt die faschistischen und nationalsozialistischen Ideologien, die auch in Südtirol großes Leid hervorgerufen haben.“, Koalitionsprogramm 2023-2028, S.4-5) ist Ausdruck davon.“

Die Südtiroler Volkspartei stehe nachweislich seit über 75 Jahren für Demokratie, Toleranz, Menschenwürde und -rechte ein. Die Südtiroler Volkspartei werde weiterhin für diese Werte einstehen und Garant sein, so der Parteiobmann Philipp Achammer abschließend.

Kompatscher: „Menschenrechte hochhalten“

„Es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass die Erinnerung an dieses schwarze Kapitel in unserer gemeinsamen europäischen Geschichte lebendig bleibt, damit solche Grausamkeiten nie wieder geschehen“, so Landeshauptmann Arno Kompatscher zum heutigen Holocaust-Gedenktag.

Vielfalt eine Bereicherung und ein Motor für die Demokratie.
Landeshauptmann Arno Kompatscher


Angesichts zunehmender Polarisierung lädt er dazu ein, den heutigen Tag dazu zu nutzen, sich auf die Menschenrechte zu besinnen und die Würde jedes Einzelnen zu verteidigen. „Wenn wir einander mit Toleranz und Respekt begegnen, ist Vielfalt eine Bereicherung und ein Motor für die Demokratie.“

Der Gedenktag solle alle dazu motivieren, sich gegen jegliche Form von Intoleranz, Diskriminierung und Menschenverachtung zu stellen, ebenso wie gegen Radikalismus oder Extremismus.

Unterberger: „Antisemitismus in all seinen Formen bekämpfen“

„Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat leider altbekannte Formen des Hasses und der Intoleranz neu entfacht. Es ist beunruhigend zu sehen, wie sich der Antisemitismus, trotz der Lehren aus der Geschichte, weiterhin in verschiedenen Formen manifestiert.“ So die SVP-Senatorin und Präsidentin der Autonomiegruppe, Julia Unterberger.

Der Weg, so schmal und schwierig er auch sein mag, muss der der zwei Völker und zwei Staaten sein.
Julia Unterberger


„Die Art und Weise, wie die israelische Regierung im Gaza-Streifen vorgeht, ruft auch in der israelischen Gesellschaft Zweifel und Kritik hervor. Diese Kritik darf aber unter keinen Umständen in Hass und antisemitische Intoleranz ausarten und das Existenzrecht Israels, sowie die historischen Gründe für seine Entstehung in Frage stellen. Der Weg, so schmal und schwierig er auch sein mag, muss der der zwei Völker und zwei Staaten sein“, schreibt Unterberger in einer Presseaussendung.

„Es ist ein starkes Engagement erforderlich, um die neuen Generationen über die Gefahren des Antisemitismus aufzuklären und darüber, zu welchen verheerenden Folgen Intoleranz führen kann. Das Gedenken an die Shoah muss als Mahnung für eine friedlichere und tolerantere Welt gegenwärtig bleiben“, betont die Senatorin abschließend.

STOL-Aktion zum Holocaust-Gedenktag – #we remember

Vor 82 Jahren, am 20. Jänner 1942, wurde im Rahmen der Wannsee-Konferenz in Berlin von den Nationalsozialisten die sogenannte „Endlösung“ beschlossen - die Tötung von Millionen Juden. Am 27. Jänner findet dazu jedes Jahr der Holocaust-Gedenktag statt. STOL ruft die Südtiroler dazu auf, ein Zeichen zu setzen, damit die unfassbaren Gräueltaten nicht in Vergessenheit geraten.

Hier einige Bilder, die die Redaktion inzwischen erreicht haben:




Setzt auch ihr ein Zeichen der Erinnerung und schickt uns euer „I remember“-Foto (siehe Artikelbild) , das wir auf STOL, unserer Facebook-Seite und unserer Instagram-Seite veröffentlichen, an folgende

E-Mail-Adresse: [email protected](Betreff: Holocaust-Gedenken) oder

als WhatsApp-Nachricht an: 3483167206

Heute Gedenkfeiern für Holocaust-Opfer

Die offizielle Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust beginnt am heutigen Samstag um 10 Uhr mit einer Kranzniederlegung an der Mauer des ehemaligen Bozner NS-Durchgangslagers. Danach gibt es eine Kranzniederlegung am Denkmal für Manlio Longon im städtischen Friedhof in Oberau.

Dort wird eine Gedenktafel in Erinnerung an Tullio Degasperi, Walter Masetti, Adolfo Beretta, Decio Frat ini, Erminio Ferrari, Romeo Trevisan und Gerolamo Meneghini enthüllt. Dann wird in der Pacinottistraße am Denkmal zu Ehren der Deportierten ein Kranz niedergelegt.

Um 12 Uhr werden in der Turinstraße an der Hausnummer 31 „Stolpersteine“ enthüllt. Um 12.30 Uhr beginnt am Kornplatz eine Tour zu den „Stolpersteinen“.

Mattarella für 2-Staaten-Lösung

Israel sollte den Palästinensern das Recht auf einen eigenen Staat nicht verweigern, sagte Staatspräsident Sergio Mattarella (82) am Freitag bei einer Holocaust-Gedenkfeier im Quirinalspalast in Rom.

Italiens Staatsoberhaupt Sergio Mattarella (r.) im Gespräch mit Sami Modiano (93), der das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebte. - Foto: © ANSA / ANSA/US QUIRINALE/PAOLO GIANDOTT



„Die jüdischen Gemeinschaften wissen, dass sie in Italien zuhause sind und dass der Staat Einschüchterungsversuche nie tolerieren wird“, sagte Mattarella. Er warnte vor Antisemitismus, aber auch vor einem Ausufern des Gazakrieges: „Diejenigen, die unter dem abscheulichen Versuch gelitten haben, ihr eigenes Volk von der Erde zu tilgen, wissen, dass man einem anderen Volk nicht das Recht auf einen Staat verweigern kann.“ Er drückte sein Mitgefühl für die israelischen Geiseln aus, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden, sowie für die Notlage der Zivilbevölkerung, die unter den israelischen Bombenangriffen leiden.

Indes hat das Innenministerium in Rom Pro-Palästina-Demonstrationen am heutigen Holocaust-Gedenktag verboten. Innenminister Matteo Piantedosi hat die Polizeichefs der Großstädte aufgerufen, ursprünglich für heute geplante pro-palästinensische Veranstaltungen zu verschieben. Seit Beginn des Nahost-Konflikts in Oktober finden wöchentlich Demonstrationen für Palästina statt.

„Das ist ein Thema, das uns sehr beschäftigt“, erklärte Premierministerin Giorgia Meloni.

Pro-Palästina-Kundgebungen werden in Mailand und anderen Großstädten am Holocaust-Gedenktag verboten, da die Gefahr von anti-israelischen oder sogar antisemitischen Vorfällen bestehe, sagte der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala.

Mehrere palästinensische Studentenorganisationen hatten schon seit Tagen die Demonstration unter dem Motto „Stoppt den Genozid am palästinensischen Volk“ in Sozialen Netzwerken angekündigt. Dies hatte den Protest der jüdischen Gemeinschaften in Italien ausgelöst.

stol

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