Samstag, 7. Oktober 2023

Ohne Kopf kann nichts Hand und Fuß haben

„Südtirol steht am 22. Oktober an einer Art Wendepunkt. Es besteht die realistische Gefahr, dass unser Land nach diesem wichtigen Tag noch mehr in Schieflage gerät. Oder auch nicht.“ Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Michael Fink.

„Südtirol steht am 22. Oktober an einer Art Wendepunkt. Es besteht die realistische Gefahr, dass unser Land nach diesem wichtigen Tag noch mehr in Schieflage gerät. Oder auch nicht.“

In 2 Wochen stehen wir nicht vor der Qual der Wahl, sondern vor einer noch nie dagewesenen Richtungsentscheidung. Selten war es derart schwer einen Punkt zu setzen. Das Hirn, das Herz, der Bauch befinden sich im Dauerclinch. Das Für und Wider wird von Minute zu Minute komplexer. Am Ende gibt es immer dieses „aber“.

So oft geht es im Kolloquium mit sich selbst um das Gewissen, die Moral oder Logik. Lauter Schlagwörter die mit dem aktuellen Polit-Geschehen nichts mehr zu tun haben. Auch rundherum auf dieser Welt werden politische Systeme auf den Kopf gestellt. Von heute auf morgen laufen die Hasen in die andere Richtung. Es werden Leuchtkerzen verschossen, die schnell verglühen. Am Ende zeigt sich aber immer: Ohne Kopf, kann nichts Hand und Fuß haben.

Wir, die Wähler, haben das Interesse an der Politik verloren, geben die Verantwortung zu rasch und unüberlegt aus der Hand.
Michael Fink


So viele Kandidaten wanzen sich in diesen Tagen massiv an, mit manchmal guten, aber zum Teil auch sehr kruden Ideen und Vorschlägen. Auf der anderen Seiten sind viel zu viele leider sehr empfänglich geworden, für die vermeintlich schnellen Lösungen und vor allem einfachen Entscheidungen.

Wir, die Wähler, haben das Interesse an der Politik verloren, geben die Verantwortung zu rasch und unüberlegt aus der Hand. Stellen im Vorbeigehen die Frage und erhoffen uns sofort eine Antwort, die aber nie geliefert wird. Das Prinzip Ursache und Wirkung ist nicht mehr modern. Viel zu anstrengend.

Das große Dilemma der Politikverdrossenheit ist nicht ausschließlich die Schuld der Akteure, sondern ebenso des Wahlvolkes. Wir haben verlernt die wirklich wichtigen und vor allem richtigen Fragen zu stellen. Im Gegenzug stellt sich die Politik zu oft taub und igelt sich ein. Die Beziehung ist immer schwieriger, die Dialektik wird zum scheuen Reh, das Ergebnis ist letztendlich für alle frustrierend. In dieser Leere haben die Phrasendrescher leichtes Spiel. Mit ihren kuriosen Versprechen und famosen Ideen. Wer ihnen auf den Leim geht, braucht anschließend nicht raunzen. Die Enttäuschung über die unerfüllten Wünsche und Träume ist ein Selbstbetrug. Beispiele dafür gibt es auch hierzulande genug.

Noch bleibt etwas Zeit. Es braucht weniger Wut und Verdruss, aber vor allem viel Kopf.
Michael Fink


Südtirol steht am 22. Oktober an einer Art Wendepunkt. Es besteht die realistische Gefahr, dass unser Land nach diesem wichtigen Tag noch mehr in Schieflage gerät. Oder auch nicht. Zu selten wurde ein System der Realität angepasst. Nun scheint es wohl zu implodieren. Wir sehen, ob die Zukunft besser wird.

Viele überlegen und prüfen derzeit, auf der Suche nach ihren Frauen und Männern des Vertrauens. Es gibt gar einige Treffer, aber auch Nieten. Noch bleibt etwas Zeit. Es braucht weniger Wut und Verdruss, aber vor allem viel Kopf. Damit eine Entscheidung mit Hand und Fuß getroffen wird.

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stol

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