Samstag, 10. Juni 2023

Reiche Worte, rare Taten

„Die Frage muss erlaubt sein, warum man die touristische Weiterentwicklung, die viele Hoteliers der nächsten Generationen in den Betrieben hält, strikt untersagen will, aber andernorts weit weniger konsequent ist?“ Ein Kommentar von Rainer Hilpold.

Das Thema „leistbares Wohnen“ ist ein Dauerbrenner in Südtirol. - Foto: © dpa Themendienst / Jens Schierenbeck

Das Reden fällt leicht, das Tun weniger – diese freie Übersetzung des bekannten italienischen Sprichworts „Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare“ wirft man auch in Südtirol gerne und oft Politikern vor.

Ein Meer haben wir zwar nicht, aber Versprechungen gibt es in Wahlkampfzeiten auch bei uns zuhauf. Eines haben sie gemeinsam: So schnell sie artikuliert sind, werden sie meist von ihren Urhebern wieder archiviert.

Anwesende Politik-Vertreter dürften die Kritik verstanden haben, schließlich steht das (nicht mehr) leistbare Wohnen schon länger ganz oben auf der Agenda.
Rainer Hilpold

Ein Paradebeispiel ist das leistbare Wohnen: Südtirol dürfe nicht nur ein Sehnsuchtsland für Gäste sein, Menschen sollten auch gerne hier leben und arbeiten. Diese Aussage des Unternehmerverbands-Chefs Heiner Oberrauch bei der Vollversammlung diese Woche hat gesessen. Anwesende Politik-Vertreter dürften die Kritik verstanden haben, schließlich steht das (nicht mehr) leistbare Wohnen schon länger ganz oben auf der Agenda. Nur passiert sei nichts, wie Oberrauch zurecht anmerkte. Man sei keinen Zentimeter vorangekommen.

Auch diesen Wahlkampf dominiert das Thema Wohnen – neben wenigen anderen. Fest steht aber: Wer dies nur anspricht, wohl wissend, dass es vielen unter den Nägeln brennt, und wiederum keine Taten folgen lässt, wird damit beim Wahlvolk nicht noch einmal durchkommen.

Ähnlich verhält es sich beim Thema Nachhaltigkeit, das – neben der Digitalisierung – besonders jüngeren Generationen am Herzen liegt. Angekündigt wurde vieles, verpackt unter dem plakativen Titel „Klimaplan 2040“.

Populär sind derlei Maßnahmen bei bestimmten Wählergruppen zweifellos. Ob sie mehr als Populismus sind, wird sich noch weisen müssen.
Rainer Hilpold


Die Ziele scheinen ambitioniert, nur der Weg dorthin ist alles andere als augenscheinlich. Dabei kommt es genau darauf an, weil er von der Politik Entscheidungen erfordert, die über die sonst verbreitete Denke in Legislaturen hinausgeht. Da ist Weitblick gefragt. Richtig vermittelt und gut argumentiert, ziehen die Menschen im Land sicher mit.

Was sie nicht mehr wollen, sind leere Worthülsen.Mangelnden Tatendrang kann man der Politik in Sachen Tourismus nicht vorwerfen. Zumindest auf den ersten Blick. Mit dem Bettenstopp sendete man die Botschaft aus, dass der Tourismus dringend Leitplanken brauche, nach dem Motto „Was zu viel ist, ist zu viel“. Teils wurde gar der Tourismus als Sektor zum Problem gemacht.

Man weiß genau, wie viele Touristen sich wann und wo aufhalten, und doch ist man beim Gästemanagement viel zu zaghaft.
Rainer Hilpold


Populär sind derlei Maßnahmen bei bestimmten Wählergruppen zweifellos. Ob sie mehr als Populismus sind, wird sich noch weisen müssen. Die Frage muss nämlich erlaubt sein, warum man die touristische Weiterentwicklung, die viele Hoteliers der nächsten Generationen in den Betrieben hält, strikt untersagen will, aber andernorts weit weniger konsequent ist, bisweilen gar mutlos?

Etwa bei der Steuerung der Gästeströme: Man weiß genau, wie viele Touristen sich wann und wo aufhalten, und doch ist man beim Gästemanagement viel zu zaghaft. Wagt es nicht, die Hotspots in Südtirol flächendeckend zu entschärfen.

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stol

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