Samstag, 23. März 2024

„Sparpolitik richtet Bildungssystem zugrunde“

Aus seinem Grußwort bei „seiner“ Lehrerfachgewerkschaft SSG machte ASGB-Chef Tony Tschenett gestern eine wahre Brandrede: Es sei „eine wahre Schande, wie in Südtirol mit den Lehrkräften umgegangen wird“ und die finanziellen Zugeständnisse der Landesregierung nannte er „einen schlechten Witz. Heute ist der Tag, an dem wir sagen, es ist genug: Wir sind hier, wir sind laut und wir werden gehört werden“, schloss er und bekam dafür – wie Moderator Eberhard Daum feststellte – Applaus „wie einst Elvis Presley“.

Zu wenig Geld und geringe Wertschätzung, dafür zunehmende Arbeitsbelastung: Es diskutierten (v. l.) Sigrun Falkensteiner, Philipp Achammer, Ursula Pulyer, Josef Prantl, Petra Nock und Moderator Eberhard Daum. - Foto: © Rosario Multari

Tschenetts Botschaft an die Landesregierung war klar: Entweder es gibt mehr Geld, oder die Hütte brennt. „Es reicht, wir werden nicht länger still halten, wenn Lehrkräfte mit Füßen getreten werden“, kündigte er an.

250 Mio. Euro für alle Tarifverträge im öffentlichen Dienst (40.000 Mitarbeiter) der kommenden 3 Jahre reichten nicht. Das mache umgerechnet 40 Euro netto mehr im Monat aus, rechnete er vor: „Das ist zum Schämen.“

Es müsse Schluss sein, mit der Sparpolitik auf Kosten von Bildung und Zukunft. „Wie kurzsichtig kann man sein?“ fragte er provozierend und mahnte: „Wenn wir jetzt nicht handeln, dann werden wir bald einen Lehrermangel haben, der unser Bildungssystem zugrunde richtet.“

Achammer: Verhandlungsführung unzufriedenstellend

Glaubt man den Aussagen von Bildungslandesrat Philipp Achammer in der anschließenden Podiumsdiskussion, dann rennt Tschenett zumindest bei ihm offene Türen ein: Er nannte die bisherige Verhandlungsführung unzufriedenstellend. Dass es regelmäßig, wenn es um die Schule gehe, heiße, das Geld sei fertig, sei „intolerabel“.

„Und das sieht die Landesregierung jetzt ein?“ warf Moderator Daum dazwischen. Es liege dazu ein Beschluss vor, „wir haben das ins Koalitionsprogramm geschrieben“, teilte Achammer mit und fügte hinzu: „Wir müssen endlich über das Basisgehalt reden.“

Verhandlungstisch nicht nur alle heiligen Zeiten

Auch müsse ein Verhandlungstisch eingerichtet werden, an dem laufend gesprochen werde, nicht nur alle heiligen Zeiten. Bisher habe man jedenfalls immer nur an den unmittelbaren Erhöhungen und Zahlungen herumgedoktert, „immer 5 vor 12, weil gerade Geld da war – und nicht über das Substanzielle“.

Thematisiert wurde auch die zunehmende Arbeitsbelastung der Lehrpersonen bzw. die Erwartungshaltung an die Schule. Er sei es leid, so Achammer, jede Woche zu hören, wie viel Zeit die Schule gefälligst abdecken solle. Die Stimmung unter den Lehrkräften zeichnete SSG-Vorsitzende Petra Nock nach – und malte ein düsteres Bild.

Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner ermutigte die Schulen in diesem Zusammenhang, „ihre Spielräume zu nutzen und beim Curriculum zu entrümpeln“. Schulführungskraft Ursula Pulyer meinte: „Wir müssen die Errungenschaften der autonomen Schule auch leben.“ Vize-Direktor Josef Prantl meinte, Schule befinde sich an einem Wendepunkt.

ih

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