Mittwoch, 4. Oktober 2023

Besonders viele Arbeitsunfälle in Südtirols Landwirtschaft

In der Landwirtschaft passieren südtirolweit mehr Arbeitsunfälle als im gesamtstaatlichen Vergleich, besonders tödliche Unfälle. Dies zeigen die jüngsten Daten des Arbeitsunfallinstitutes INAIL. Was es bräuchte, um das Unfallrisiko zu minimieren, sagt Sieghart Flader, Direktor des Arbeitsinspektorates.

Rund 25 Prozent der Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft sind Unfälle mit Fahrzeugen, vor allem Traktoren.

Von:
Josef Bertignoll
Zwischen 2018 und 2022 sind laut Daten des Arbeitsunfallinstitutes INAIL über 11 Prozent der Arbeitsunfälle in Südtirol im Bereich der Landwirtschaft passiert. Damit liegt Südtirol weit über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt von 4,7 Prozent.

Noch stärker wird der Unterschied bei den gemeldeten tödlichen Arbeitsunfällen. Während die tödlichen Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft in Italien 9,5 Prozent ausmachen, sind es in Südtirol 27 Prozent.

Häufig ältere Menschen verunfallt

Was die Daten des INAIL weiterhin zeigen: In Südtirol verunfallen in der Landwirtschaft mehr ältere Personen, als im gesamtstaatlichen Vergleich. Bei 17,3 Prozent aller Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft (zwischen 2018 und 2022), waren die Betroffenen über 65 Jahre alt. In Italien waren es gerade einmal 12 Prozent.

Was den Unfallhergang anbelangt, sind in den vergangenen 5 Jahren rund 35 Prozent aller Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft auf Stürze zurückzuführen. Ein Viertel der Unfälle geschahen infolge eines Fahrzeugunfalls.

Mit der Routine kommt die Unachtsamkeit

Um das Unfallrisiko am Arbeitsplatz zu minimieren, veranstaltet INAIL in ganz Italien Info-Tagungen, so auch in Südtirol. Dienstag fand in Bozen im Rahmen der Sensibilisierungskampagne „Form Prävention“ eine Veranstaltung statt, in der es gerade um die Sicherheit in landwirtschaftlichen Betrieben ging.

„Eine der Hauptursachen, warum es zu Arbeitsunfällen kommt, ist das abnehmende Bewusstsein für Gefahren, das automatisch abstumpft, wenn man in einer täglichen Routine drinnen ist“, sagt INAIL-Landesdirektor Christof Liensberger. Noch dazu komme der Zeitdruck, der auch Bauern dazu verleitet, unachtsamer zu werden.

„Revision der Traktoren durchsetzen“

Für Sieghart Flader, Direktor des Arbeitsinspektorates des Landes, ist klar: Viele Unfälle wären zu vermeiden, gäbe es verpflichtende Hauptuntersuchungen („Revision“) für Traktoren und sonstige landwirtschaftliche Fahrzeuge.

De facto ist die Hauptuntersuchung immer noch nicht klar geregelt und wird nicht nachverfolgt.
Sieghart Flader


„De facto ist die Hauptuntersuchung immer noch nicht klar geregelt und wird nicht nachverfolgt“, sagt Flader. Die Folge: Viele landwirtschaftliche Fahrzeuge fahren mit technischen Mängeln bzw. nicht normgerecht.

Eines der häufigsten Verstöße gegen die Norm ist der fehlende Überrollbügel: „Viele Traktoren seien zwar damit ausgestattet, aber sehr oft sind sie während der Fahrt heruntergeklappt“, weiß Flader.

Tägliche Kontrollen während Erntezeit

Im September und Oktober werden die Kontrollen in den landwirtschaftlichen Betrieben verstärkt. „Unsere Inspektoren sind täglich unterwegs“, sagt der Direktor des Arbeitsinspektorates.

„Unter anderem kontrollieren wir, ob die Arbeitsverhältnisse regulär sind, die Maschinen korrekt verwendet werden und von Personen bedient werden, die auch die nötige Ausbildung haben. Nicht zuletzt kontrollieren wir auch die persönliche Schutzausrüstung“, sagt Flader.

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