Samstag, 20. April 2024

Lohndiskriminierung: Verdienen die Geschlechter, was sie verdienen?

„Gleicher Lohn für gleiche Leistung ist unerlässlich. Aber dazu braucht es keine Zahlentricksereien und kein falsches Mantra, dass gleiche Arbeit ungleich bezahlt wird.“ Ein Kommentar von Chef vom Dienst Klaus Innerhofer.

Klaus Innerhofer: „Mir ist noch kein Chef und keine Chefin untergekommen, der/die einer Frau bei gleicher Leistung weniger Gehalt bezahlt hätte als einem Mann. Wieso auch?“ - Foto: © ÖA / jaidermartina

Um es gleich vorweg zu sagen: Natürlich bin auch ich für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit von Männern und Frauen – alles andere wäre ja ein Wahnsinn. Aber vielleicht muss ich das explizit erwähnen, um nun nicht missverstanden zu werden. Denn der gestrige „Equal Pay Day“ (Tag der gleichen Entlohnung), der Aktionstag zum Thema Lohnschere zwischen den Geschlechtern, ist an sich eine wichtige Sache.

Bloß komme ich mit den unterschiedlichen Zahlen und Berechnungen nicht immer ganz mit. Und ich hege den leisen Verdacht, dass da „im Dienst der guten Sache“ bei manchen Studien an der Manipulationsschraube gedreht wird. Klar, eine einzige, möglichst hohe Prozentzahl lässt sich medial natürlich besser verkaufen als eine differenzierte Berechnung.

Die Studie vergleicht die Gehälter nach Geschlechtern, unabhängig davon, in welchem Job die Menschen tätig sind und auf welcher Stufe der Karriereleiter sie gerade stehen.
Klaus Innerhofer, Chef vom Dienst


In Südtirol soll die Lohnschere zwischen Mann und Frau in der Privatwirtschaft 17,2 Prozent betragen, im öffentlichen Dienst 16,8 Prozent. Für gleiche Arbeit? Wie ist das möglich? Mir ist noch kein Chef und keine Chefin untergekommen, der/die einer Frau bei gleicher Leistung weniger Gehalt bezahlt hätte als einem Mann. Wieso auch? Und in der öffentlichen Verwaltung kann ich mir das erst recht nicht vorstellen. Da werden Arbeitsrecht und entsprechende Gesetze wohl hoffentlich so geschrieben sein, dass es einen Unterschied gar nicht geben kann.

Was also wird denn da verglichen? Die ASTAT-Berechnung stellt zumindest schon einmal Vollzeitentlohnungen gegenüber. Das ist gut, denn schon allein die Tatsache, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, würde das Ergebnis verfälschen. Aber dann wird es schon schwieriger: Die Studie vergleicht die Gehälter nach Geschlechtern, unabhängig davon, in welchem Job die Menschen tätig sind und auf welcher Stufe der Karriereleiter sie gerade stehen.

Es stimmt zwar, dass soziale Berufe schlechter bezahlt sind als jene im Bankwesen und Frauen häufiger in sozialen Berufen zu finden sind als Männer. Aber ein Altenpfleger verdient nicht mehr als eine Altenpflegerin – außer vielleicht, er ist besonders geschickt beim Ausverhandeln einer Gehaltserhöhung.

Es gibt noch jede Menge zu tun: von der Schaffung der Voraussetzungen, dass sich auch Männer ganz selbstverständlich zu Hause der Erziehung der Kinder widmen können über die Anrechnung von Sorge- und Pflegearbeit für die Rente bis zum Durchbrechen der gläsernen Decke für Frauen Richtung Chefetage.

Aber dazu braucht es keine Zahlentricksereien und kein falsches Mantra, dass gleiche Arbeit ungleich bezahlt wird. Es braucht nur Ehrlichkeit und Verständnis.

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stol

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