<b>STOL: Herr Pinzger, wollen die Hoteliers und Gastronomen etwas verbergen, oder warum sind sie gegen eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung?</b><BR />Manfred Pinzger: Der Vorwurf, dass Köche und Wirte etwas zu verbergen hätten, nur weil wir uns als HGV gegen eine verpflichtend vorgeschriebene Kennzeichnung der verwendeten Lebensmittel, speziell Fleisch, Milch und Eier, aussprechen, stört uns gewaltig. Unsere Köche und Wirte geben tagtäglich ihr Bestes und servieren dem Gast Qualität zu einem angemessenen Preis. Dieses tagtägliche Bemühen geht in der Diskussion vollkommen unter und löst bei vielen unserer Mitglieder Zorn aus.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57981691_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Der HGV will nichts verbergen, lehnt aber diesen Gesetzentwurf ab. Warum?</b><BR />Pinzger: Weil er nicht zu Ende gedacht ist. Weil er für unsere Gastronomiebetriebe einen enormen Mehraufwand bedeutet. Schließlich soll laut dem Entwurf, den wir kennen, bei jedem Gericht die Kennzeichnung von Fleisch, Milch und Eier angegeben werden müssen. Wenn das kein Mehraufwand für einen Gastbetrieb ist, was ist es dann? Und was passiert bei einem Vorspeisenbuffet, wenn dabei auch „Vitello tonnato“ und andere Fleischsorten angeboten werden. Oder wie sieht das Handling bei einem Dessertbuffet aus, wo sicherlich Eier und Milch eine große Rolle spielen? Wie erfolgt hier die Kennzeichnung? Also, überhaupt nicht zu Ende gedacht. <BR /><BR />Deshalb sprechen wir uns gegen eine verpflichtend vorgeschriebene Kennzeichnung aus. Die Kennzeichnung soll freiwillig sein, wie es ja in vielen Fällen praktiziert wird. Mein Appell: Lassen wir diese Entscheidung den jeweiligen Gastbetrieben über. <BR /><BR /><b>STOL: Für den Gast kann die Information, woher das Produkt auf den Teller stammt, aber durchaus sinnvoll sein – ebenso für das Image des Restaurants bzw. des Hotels…</b><BR />Pinzger: Da stimme ich Ihnen zu. Aber legen wir diese Entscheidung in die Hände der einzelnen Wirte. Die wissen viel besser als die Politik, was für das Image des Betriebes sinnvoll und nützlich ist. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57981693_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Sie sprechen von freiwilligen Initiativen. Welche wären das?</b><BR />Pinzger: In vielen Restaurants, Gastbetrieben und Hotelrestaurants wird der Gast schon seit langem schriftlich und mündlich darüber informiert, von wo das Fleisch, das Gemüse, oder die Milchprodukte stammen. Die Gruppe „Südtiroler Gasthaus“ arbeitet seit Anbeginn an bereits sehr eng mit lokalen Produzenten zusammen. Ein weiteres Beispiel ist die Hotelgruppe „Vitalpina“, die großen Wert auf die Verwendung regionaler Produkte legt. Weiters hat die Einkaufsgenossenschaft Hogast ein Programm zur Förderung des Einkaufs von regionalen Lebensmitteln und zur Förderung der Heumilch aufgelegt. Nur durch solche und ähnliche Programme werden die regionalen Kreisläufe und somit die heimische Landwirtschaft gestärkt. Hier muss angesetzt werden. <BR /><BR /><b>STOL: Man hört, dass der HGV nicht gerade glücklich darüber ist, dass die Bauernvertreter der SVP im Landtag mit den Grünen gemeinsame Sache machen…</b><BR />Pinzger: Ja, darüber sind wir sehr verwundert. Um Wahlversprechen einzuhalten, haben die Bauernvertreter der SVP im Landtag offensichtlich kein Problem mit Parteien zusammenzuarbeiten, die in Opposition zur Landesregierung stehen. Dasselbe trifft offensichtlich auch auf das Vorhaben der Bauernvertreter zu, in Südtirol Agricamping zu ermöglichen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57981694_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Trotz Kritik vonseiten der Gastronomie wird der Gesetzestext im Februar im Landtag wohl eine Mehrheit finden. Wird der HGV noch Änderungsvorschläge einbringen?</b><BR />Pinzger: Ja, das wird so sein. Wir werden über den Abgeordneten Helmut Tauber Änderungen einbringen. Wir sollten zunächst mit den öffentlichen Strukturen, wie Mensen, Schulausspeisungen und dergleichen mehr beginnen, wie es ja auch die Intention der Grünen war. Dann möchten wir eine Testphase von einigen Monaten einführen, um bewerten zu können, was diese Aktion bringt. Und die Sanktion bis zu 600 Euro ist absolut unverhältnismäßig, wenn ein Gericht etwa 16,50 Euro kostet. Jüngst haben wir vom Einbringer des Gesetzentwurfes Manfred Vallazza gehört, dass es ausreichend sei, wenn irgendwo auf der Speisekarte oder sonst wo pauschal vermerkt wird, dass das Fleisch aus Südtirol, Italien und anderswoher stammt. Ich frage mich schon: Was sagt das dem Konsumenten? Also geht es den Einbringern nur darum, ein Wahlversprechen irgendwie umzusetzen, auf den Schultern von x-tausend Gastbetrieben. <BR />